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Geschenke und Grußkarten

GZ Plus IconEine Ära geht zu Ende: Harzer Kultimbiss schließt nach 48 Jahren

Rückblick auf Heidis Schnellrestaurant im Jahr 1977: Wer kennt diese Frau?

Rückblick auf Heidis Schnellrestaurant im Jahr 1977: Wer kennt diese Frau? Foto: Privat

Nach 48 Jahren ziehen die Betreiber von Heidis Schnellrestaurant in Altenau einen Schlussstrich. Der Imbiss war tief im Ort verwurzelt. Ihre Stammgäste und Nachbarn reagieren auf die Nachricht besonders rührend.

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Von Robin Raksch
Mittwoch, 29.10.2025, 04:00 Uhr

Altenau. Ein letztes Mal wird am Freitag wohl in Heidis Schnellrestaurant in Altenau der Duft von Pommes in der Luft liegen, wenn die Gastrofamilie Löwe für Freunde, Nachbarn und Gäste ihre Türen zum Abverkauf öffnet. Nach fast 50 Jahren muss sie ihren Betrieb in der Marktstraße schweren Herzens schließen.

Allein die vielen Grußkarten und Geschenke, die sich in den vergangenen Wochen auf dem Tresen angesammelt haben, zeigen, wie tief das Lokal im Ort verwurzelt war. Es endet ein Stück Altenauer Gastronomiegeschichte, das 1977 begann, als Heide und Otto Löwe das damalige „Gala Stübchen“ übernahmen – damals bereits seit zwölf Jahren ein Imbissbetrieb.

Eigentlich hatten die beiden zuvor einen Gemüsehandel in Oker geführt, erzählen ihr Sohn Wolfgang Löwe und seine Frau Gaby. Für sie war es also eine ganz neue Welt. In den ersten Jahren führten Otto Löwe und sein Sohn Norbert das Obst- und Gemüsegeschäft sogar parallel weiter.

Im Jahr der Eröffnung entstand übrigens auch ein besonderes Foto des Restaurants. Im Vordergrund ist eine Frau auf einem Motorrad zu sehen. Um wen es sich handelt, das ist für die Löwes und auch für all ihre Gäste heute ein Rätsel, erzählen sie mit einem Schmunzeln. Erkennt sie vielleicht doch jemand wieder?

Wolfgang, Heide und Gaby Löwe (v.l.) können sich vor Geschenken kaum retten.

Wolfgang, Heide und Gaby Löwe (v.l.) können sich vor Geschenken kaum retten. Foto: Raksch

Ein riesiger Fels muss weichen

1982 und 1983 folgte der erste große Umbau. Laut Wolfgang Löwe musste ein 500 Kubikmeter großer Fels herausgebrochen werden, um Platz für die neue Küche zu machen. Zudem wurden die Toiletten verlagert und so der Gastraum vergrößert. 1984 stieg er selbst nach seiner Ausbildung zum Koch sowie der Wehrpflicht als Koch in den Familienbetrieb ein und erweiterte gleich das Speisenangebot. Nach seiner Hochzeit sowie der Geburt des ersten Kindes arbeiteten Wolfgang und Gaby Löwe dann ab 1989 gemeinsam im Betrieb.

In all den Jahren hatten sie unglaublich viele Stammgäste, erzählt das Ehepaar. Von vielen bedienten sie später auch die Kinder und dann die Enkel. Manche Gäste kamen sogar so regelmäßig, dass Gaby Löwe schon genau wusste, was sie bestellen wollten, bevor sie überhaupt etwas sagten. So sei das eben, wenn man die Leute vom Kindheitsalter an aufwachsen sieht. Und als ein Kind ihrer Stammgäste einmal versuchte, sein Essen mit Monopoly-Geld zu bezahlen, drückte das Paar natürlich auch mal ein Auge zu, erinnern sich beide lachend.

Stammtische und Weltmeisterschaften

Nach der Wiedervereinigung hat der Imbiss dann eine starke Hoch-Zeit erlebt, sagen die Löwes: Durch den Touristenansturm in Altenau konnten sie es sich in den frühen 1990ern leisten, den Verkaufsraum zu renovieren und dem vorderen Bereich anzugleichen. 1999 ging der Betrieb dann in die nächste Generation über: Wolfgang und Gaby Löwe übernahmen das Geschäft und stellten die treue Aushilfskraft, Frau Gräfe, ein.

So nahm die Geschichte des Lokals noch etwa 25 Jahre lang ihren Lauf. Heidis Schnellrestaurant entwickelte sich zu einem sozialen Treffpunkt: Ganz besonders war etwa der fast wöchentliche Stammtisch, der oft bis tief in die Nacht ging, wie die Wirtsleute erzählen. Biathlon-Wettkämpfe, Welt- und Europameisterschaften im Fußball wurden gemeinsam geschaut, und die Familie Löwe organisierte dazu schwarz-rot-goldene Kuchen, Tassen und bedruckte Trikots mit Gästenamen. 2017 feierte der Betrieb bereits sein 40-jähriges Bestehen. Doch jetzt, zwei Jahre vor dem 50. Geburtstag, ist Schluss.

Freitag ist Abverkauf

Die Entscheidung sei schon vor einiger Zeit gefallen, sagt die Familie. Gaby Löwe ist schwer erkrankt, ihre Schwiegermutter Heide – inzwischen fast 82 Jahre alt – kann ebenfalls nicht mehr so viel mithelfen. Eine Aushilfe finde sich nicht und auch die nötige Renovierung sei zu teuer. Am Freitag, 31. Oktober, wird Heidis Schnellrestaurant daher noch ein letztes Mal öffnen. Beim Abverkauf soll das Lager geleert werden, bevor die Türen endgültig schließen.

Bereits in den vergangenen Wochen seien immer wieder Gäste, Nachbarn und Freunde vorbeigekommen, um sich für all die Erinnerungen zu bedanken und ihnen alles Gute zu wünschen – teils von weither. Auch Ortsbürgermeister Alexander Ehrenberg (SPD) habe sie jüngst besucht. Der Tresen ist inzwischen überfüllt mit Geschenken, Karten und Blumen. Und natürlich ist bei all den Besuchen auch die eine oder andere Träne geflossen, räumt Gaby Löwe ein. Immerhin sei in dem Lokal zwar immer viel gearbeitet, aber ebenso viel gemeinsam gelacht worden.

Aber zumindest bleibt künftig etwas mehr Zeit für die Familie. Denn die eigenen Belange hätten in all der Zeit oft etwas hinten angestanden, sagen die Löwes.

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