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Nach Leukämie-Erkrankung des Arztes

GZ Plus IconWie steht es um die Zukunft der Liebenburger Hausarztpraxis?

Die Liebenburger Hausarztpraxis von Andreas Boemke: Der Mediziner lässt aufgrund einer schweren Erkrankung seine Tätigkeit ruhen.

Die Liebenburger Hausarztpraxis von Andreas Boemke: Der Mediziner lässt aufgrund einer schweren Erkrankung seine Tätigkeit ruhen. Foto: Gereke

Die Liebenburger Patienten wollen wissen: Wie geht es weiter mit der Hausarztpraxis, die Mediziner Andreas Boemke aufgrund seiner schweren Erkrankung schließt? Was ist dran an kolportierten Interesse von Ärzten, die Praxisräume zu übernehmen?

Von Andreas Gereke Donnerstag, 13.03.2025, 04:00 Uhr

Liebenburg. Die Drähte glühen, Gesprächsrunden mit Vertretern von Gemeinde, Kreisverwaltung und Kassenärztlicher Vereinigung sowie aus Landespolitik wechseln sich ab – Liebenburger wollen wissen: Wie geht es weiter mit der Hausarztpraxis, die Mediziner Andreas Boemke aufgrund einer schweren Erkrankung schließt?

„Tatsächlich“, so berichtet Liebenburgs Bürgermeister Alf Hesse, „gibt es leider nichts Neues.“ Die Besetzung einer Hausarztstelle ist zwar keine Angelegenheit der Gemeindeverwaltung, aber eine angemessene ärztliche Versorgung für die Bürger umtreibt auch ihn, sodass er in den an so einigen Gesprächsrunden dazu teilgenommen hat.

Fakt ist nur: Ende März schließt die Praxis Boemke. Der Arzt ist an Leukämie erkrankt, vor einigen Wochen gab es dazu eine Typisierungsaktion. Boemke beantragte das Ruhen seiner Zulassung. Dieses Ruhen kann sich maximal auf zwei Jahre erstrecken. In der Zwischenzeit hieß es, dass es Interessenten gab, die Praxis zu übernehmen, aber eine Einigung blieb aus. Mittlerweile gibt es ein anderes Problem: Es gibt keinen Hausarzt, der die Praxis übernehmen möchte, informiert der für Liebenburg zuständige Landtagsabgeordnete Christoph Willeke.

Gespräche erfolglos

„Leider konnten trotz intensiver Suche und eingehender Gespräche bisher keine Lösungen gefunden werden. Mehrere Hausärzte hatten überlegt, übergangsweise in den Praxisräumen Boemke eine Zweigpraxis neben ihrer jeweiligen Hauptpraxis in Goslar und in Salzgitter zu betreiben. Leider verliefen diese Gespräche erfolglos“, bestätigt auch die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN), die bei diesem Verfahren den Hut auf hat, in einem Schreiben an den Landtagsabgeordneten. Weiteres Problem: Aufgrund eines anscheinend auslaufenden Mietvertrages für die Praxis Boemke und einsetzender Personalfluktuation werde die Situation nicht einfacher, konstatiert die KVN.

Im vergangenen Jahr lag die Hausärztliche Versorgung im Planungsbereich Goslar, zu dem Liebenburg gehört, bei rechnerisch mehr als 110 Prozent, was einer Überversorgung entspricht und zu Zulassungsbeschränkungen führte. Nach den neusten Zahlen konnten die allerdings gelockert werden, sodass der Bereich Goslar um 1,5 Versorgungsaufträge partiell entsperrt worden ist. Um die können sich interessierte Hausärzte bewerben, bei mehreren konkurrierenden Anträgen wählt der Zulassungsausschuss unter Versorgungsgesichtspunkten aus, so die KVN.

Allerdings: „Ein Automatismus für eine vorrangige oder ausschließliche Niederlassung oder Anstellung in Liebenburg ergibt sich nicht. Erfahrungen zeigen, dass der Standort Goslar-Stadt ausgesprochen attraktiv ist, was derzeit dazu führt, dass der Hausärztliche Planungsbereich Goslar trotz allgemein rückläufiger Arztzahlen, der quantitativ am besten versorgte in der Region Braunschweig ist“, so die KVN an den Landtagsabgeordneten weiter. Daneben seien auch drei hausärztliche Praxen im Landkreis Goslar zur Nachbesetzung ausgeschrieben – eine davon in Othfresen. Ein Nachbesetzungsverfahren für die Praxis Boemke sei bislang nicht eingeleitet worden.

KVN arbeitet an einer Lösung

Ihre Bezirksstelle Braunschweig arbeite intensiv an einer Lösung, teilte die KVN mit. Ziel ist es nicht nur, aktuell die unmittelbare Patientenversorgung zu gewährleisten, sondern langfristige Versorgungskonzepte für den ländlichen Raum zwischen Goslar und Salzgitter-Bad zu entwickeln. Hierzu würden seitens der Bezirksstelle weitere Gespräche mit allen Beteiligten geplant. „Es sind alle bemüht, eine adäquate Lösung zu finden“, konstatiert Hesse. „Der Andrang beziehungsweise der Stopp von Neuaufnahmen in allen niedersächsischen Hausarztpraxen ist leider groß, vielleicht hilft hier die politisch angekündigte Entbudgetierung des Honorars der Hausärzte und sorgt für Entlastung“, hatte zudem die KVN in einer GZ-Anfrage als Hoffnung geäußert.

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