Reformationstag und Halloween: So lief der 31. Oktober im Nordharz
Gehören zum Team des Hornburger Halloween-Gottesdienstes: Lasse Peters aus Hornburg und Charlotte Brennecke aus Schladen. Foto: Gereke
Der 31. Oktober ist schon lange nicht mehr nur der kirchliche Reformationstag. Immer mehr feiern Halloween. Aber es geht auch beides zusammen. Wie? Das gab es im nördlichen Harzvorland zu erleben.
Nordharz. Ein Feiertag und seine vielen Facetten: Am. 31. Oktober prallen der Reformationstag mit dem Gedenken an Martin Luther und Halloween aufeinander. Oder doch nicht? Denn es gibt auch Veranstaltungen, die beides miteinander verbinden. So lief es im nördlichen Harzvorland.
Neuer Besucherrekord: In den Tagen vor Halloween und am 31. Oktober selbst können die Rhüdener in ihrer Straße mehr als 2000 Gäste begrüßen. Foto: Privat
Ein klassischer Halloween-Hotspot zum Gruseln war wieder einmal die Zaininger Straße in Rhüden. Seit September liefen dort für die Kulissen die Aufbauarbeiten – da wird der Carport zum Asylum, also ein Haus für Geisteskranke, und der Vorgarten zum Friedhof. So erhebt sich jetzt vor Andreas Thelens Haus neuerdings eine Kirche mit unheimlichen Gestalten. „Rund 100 Stunden Heimwerkerarbeit habe ich investiert“, erklärte er.
Stürmisches Wetter schmälert Halloween-Vergnügen
Allerdings hatten in diesem Jahr die Organisatoren sehr mit dem stürmischen Wetter der vergangenen Tage zu kämpfen. Das Zirkuszelt des Gruselns überlebte es nicht. „Ich sah, wie es eine Böe anhob und dann in sich zusammenkrachte“, erzählte Robert Michel, einer der Organisatoren. Das war‘s. Aufbauen ließ es sich nicht mehr. Stattdessen warteten in einer Hollywood-Schaukel zwei Skelette, damit es im Garten nicht ganz so leer ist.

Rund 100 Stunden Arbeit hat der Rhüdener Andreas Thelen investiert, um seinen Halloween-Garten um eine Kirche zu ergänzen. Foto: Gereke
Schon in den Tagen vor Halloween konnten Neugierige bestaunen, was in der Zaininger Straße entstanden ist. Michel hatte zudem eigens für die Nacht der Nächste einen Lichtmast organisiert, um alles richtig in Szene zu setzen. Bilanz: „Wir haben in den fünf Tagen einen neuen Besucherrekord erzielen können und mehr als 2000 Halloweenfreunde empfangen dürfen“, sagte er am Morgen danach.

Gruselig: Ganz schön zur Sache geht es in so mancher Station der Rhüdener Halloween-Straße. Foto: Gereke
Zudem sammeln die Rhüdener immer für einen guten Zweck, in diesem Jahr soll das Geld an den ASB-Wünschewagen gehen. „Die Spendensumme ist noch nicht ganz final, aber es werden mehr als 3500 Euro werden“, so Michel nach einer ersten Zählung.

Auch klassische Kürbisfratzen gibt es in Rhüdens Zaininger Straße zu bewundern. Foto: Gereke
Die Halloween-Straße in Rhüden gibt es in diesem Jahr zum fünften Mal. Mit-Organisator Andreas Thelen war derjenige, der damit anfing: „Eigentlich ist Halloween gar nicht so meins. Dafür aber das Technische.“ Dutzende animierte Figuren gibt es zu bestaunen. Mehrere Häuser waren es auch in Wolfshagen, die zu einer Halloween-Meile entlang der Ortsdurchfahrt einluden. Das bessere Wetter im Vergleich zu den Vortagen machte sich bemerkbar: Zeitweise war kein Durchkommen auf der Straße angesichts der schaurig-schönen Besuchermassen, berichteten Augenzeugen.

Natürlich wird auch wieder in Wolfshagen der Grusel großgeschrieben. Auf der Halloween-Meile im Ort ist zeitweise kein durchkommen. Foto: Biener

Selfie des Nauaner Halloween-Orga-Teams. Foto: Privat

Die erste Halloween-Party in Nauen: Die Gäste bereiten sich auf eine schaurig-schöne Nacht vor. Foto: Biener
Im Raum Schladen-Werla gab es die Verbindung von Kirche und Halloween. „Geisterstunde in der Kirche“, so lautete das Motto in Schladens evangelischem Gotteshaus. Erstmals lud die Kirche zu einer Verlängerung der Kinderbibelwoche ein – und richtete am Reformationstag auch den Blick gen Halloween. „Es hilft doch nichts zu sagen: Das finden wir alles nicht gut“, hatte Werlaburgdorfs Pfarrer Frank Ahlgrim schon bei Vorstellung der Pläne erläutert. Und so ging es um Unheimliches – aber auf andere Weise: Thema war die „Totenbeschwörerin von Endor“ aus dem Buch Samuel.

An Halloween findet die Schladener Kinderbibelwoche mit der „Geisterstunde in der Kirche“ ihre Fortsetzung – die Kinder basteln Feldermaus-Laternen. Foto: Gereke
„Die Geschichte zeigt, dass Geister keinen Einfluss auf die Lebenden haben“, berichtete Pfarrerin Sonja Achak. Statt Furcht einflößen und erschrecken also eine Mutmacher-Geschichte für die Kinder im Grundschulalter, an die sich die Veranstaltung richtete. Nach einem kleinen Gottesdienst stand das Basteln auf dem Programm – es entstanden beispielsweise Fledermaus-Laternen und Rotzfahnen-Monster, das sind gruselig verzierte Taschentuchspender. 20 Kinder waren der Einladung gefolgt – viel weniger im Vergleich zu den 150 bei der Kinderbibelwoche. Für Sonja Achak keine Enttäuschung: „Wir boten es zum ersten Mal an und hatten keine Ahnung, wie viele kommen – und in so einem Rahmen lässt es sich viel besser unterhalten“, so Schladens Pfarrerin.
Gottesdienst mit Altersbeschränkung
Als die Veranstaltung sich in Schladen dem Ende zuneigte, ging es in der Hornburger Marienkirche erst richtig los – mit einem Halloween-Gottesdienst. Einmal mehr eine besondere Veranstaltung in der heiligen Halle nach Harry-Potter- oder Star-Wars-Gottesdiensten und Passions-Musical. Der späte Nachmittag stand unter der Überschrift: „Komm! Wenn du dich traust“ – und war nicht für unter Zwölfjährige geeignet. Ein Gottesdienst mit Altersbeschränkung also.

In der Hornburger Marienkirche geht es im Halloween-Gottesdienst um Geister und Dämonen. Foto: Gereke
„Am Reformationstag geht es ja zunächst erst einmal darum, wofür unsere Kirche steht“, erklärte Pfarrer Olaf Schäper. „Aber wir münzen es auf Jesu Leben. Er hat den Menschen vom Reich Gottes erzählt, das die bösen Geister vertreibt“, fügte der Hornburger Geistliche an. Denn das können auch Dämonen sein, die einen Menschen persönlich verfolgen: Kriege, Gewalt, Ängste, Zukunftssorgen. „Es gibt in der Welt genug böse Geister – und wir Christen sind die Ghostbuster!“, betonte Pfarrer Schäper. „Was ist auch der Auftrag der Kirche? Hass und Missgunst entgegenzutreten.“

Sie sind die Hornburger Ghostbusters des Halloween-Gottesdienstes (v.l.): Justin Schwebig, Michael Wehrmann, Pfarrer Olaf Schäper und Denny Peters. Foto: Gereke
Und so schossen in der mit Geistern dekorierten Marienkirche Geisterjäger durch das schummerige Licht – die Laubbläser und Staubsauger zu Protonenrucksäcken umgebaut hatten, ganz so wie damals in dem Blockbuster-Film. Und der Pfarrer rief den Gästen entgegen: „Alle, die wir heute hier sitzen: Eure Aufgabe ist es, die bösen Geister zu vertreiben. Ihr seid die Ghostbuster – es gibt viel zu tun“.

Schäper bekannte, als Teenager ein großer Fan des Streifens gewesen zu sein. So groß, dass er sich beim darauffolgenden Karneval als Ghostbuster verkleidete. An Halloween beließ er es bei einer großen schwarzen, mit einer Lichterkette versehenen Spinne, die auf seiner Schulter saß. Und die trug er an einem „an Halloween lebensbedrohlichen Ort“... Denn unter dem Altarraum liegen die drei ersten Hornburger Pfarrer, die in der Kirche predigten, begraben, erzählte er.
Auch Jüngere für die Kirche interessieren
Nach dem Gottesdienst ging es für Teilnehmer erst einmal in die Stadt: „Süßes, sonst gibt‘s Saures!“ Im Anschluss lud die Evangelische Jugend der Propstei Schöppenstedt die Jugendlichen im Konfirmandenalter zur Halloween-Disco ein. „Wir wollen Dinge anbieten, die auch Jüngere für die Kirche interessieren“, begründete Charlotte Brennecke, die Schladenerin ist Mitglied des Propsteijugendausschusses. Künftig soll es alle zwei Monate ein Angebot speziell für Jugendliche geben – die nächsten werden in der Adventszeit, zum Valentinstag und zu Ostern sein, verriet sie.

Protestanten aus dem gesamten Pfarrverband feiern in der Lutteraner St.-Georg-Kirche den Reformationstag mit einem musikalischen Gottesdienst. Foto: Gereke
Aber die Kirche nährte sich auch klassischer dem Reformationstag – mit einem musikalischen Gottesdienst in Lutter. Neiletal-Pastor Sebastian Schmidt saß mit seinen Pfarrer-Kollegen Tim-Florian Meyer und Christina Bosse zusammen „und wir haben uns Gedanken über Gottesdienste gemacht, die sich an den ganzen Pfarrverband richten. Der Reformationstag schien uns ein guter Anlass dafür zu sein, den ganzen Pfarrverband zu einem zentralen Gottesdienst einzuladen“, erzählte Schmidt. Um 15.17 Uhr in Anspielung auf Luthers Thesenanschlag 1517 ging es los. Die Wahl fiel auf Lutter, da St. Georg groß genug für so eine Veranstaltung sein würde. Insgesamt vier Chöre konnten für den Gottesdienst gewonnen werden, um der Musik den Schwerpunkt zu geben – und die Resonanz war sehr gut.

Mehrere Chöre treten beim musikalischen Gottesdienst in St. Georg auf – hier „Incantare“ aus Bornum. Foto: Gereke
„Uns ist es wichtig an die Bedeutung der Reformation zu erinnern und besonders auf die Reformation in Lübeck zu schauen, da dort damals die Reformation durch den Gemeindegesang der Bevölkerung vorangetrieben wurde. In Erinnerung daran spielte die Musik bei uns die besondere Rolle.“ Für Schmidt sollte das Ereignis übrigens keine Konkurrenzveranstaltung zu Halloween sein. „Jeder kann diesen Tag so begehen, wie er möchte.“
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