Kita-Frühstück: Wie steht Harzburgs Politik zu der Halal-Debatte?
In der Kita Hasenwinkel gibt es zum Frühstück auch drei Sorten Halal-Wurst. Für einige Zeitgenossen ist das ein Skandal. Foto: Exner
Ist es ein Skandal, dass Halal-Wurst auf dem Frühstücksbuffet der Kita Hasenwinkel liegt? Die Einrichtung ist in städtischer Trägerschaft, was sagen die Ratspolitiker dazu? Vor allen Dingen. Wie ist die Meinung der AfD im Stadtrat?
Bad Harzburg. Aus drei Sorten Wurst, die in der Kita Hasenwinkel unter dem „Halal-Siegel“ aufgetischt wird, ist ein Politikum geworden. Seitdem der Umstand, dass dort zum Frühstück Aufschnitt angeboten wird, der (auch) für muslimische Kinder vorgesehen ist, dies zunächst auf rechten Plattformen im Internet und dann auch durch einen GZ-Artikel bekannt wurde, drehen einschlägige Kreise durch. Sie wähnen einmal wieder den Untergang des Abendlandes.
Halal-Wurst in der Kita Hasenwinkel
Dürfen Bad Harzburger Kinder nur noch muslimische Speisen essen?
Tenor: Deutsche Kinder dürfen zugunsten muslimischer Altersgenossen kein „normales“ Frühstück mehr essen. Dabei geht es wirklich nur um drei Sorten Wurst, die im Rahmen eines großen Frühstücksbuffets in der städtischen Kita angeboten werden. Wie steht die Politik zu dem vermeintlichen Skandal? Denn immerhin ist die Kita in der Trägerschaft der Stadt. Tenor einer Umfrage unter Bad Harzburger Ratsmitgliedern: Einen Skandal sieht in der Politik eigentlich niemand. Im Gegenteil: Als Skandal wird eher eingestuft, was aus der Sache gemacht wird.

Hans-Peter Dreß Foto: Marie Ellinghaus

Michael Riesen Foto: Privat
So ähnlich sieht das auch SPD/FDP-Fraktionschef Michael Riesen: „Haben wir keine anderen Probleme?“ Wobei er präzisiert: „Offenkundig haben die Rechten keine anderen Probleme.“ Er sieht in der Angelegenheit absolut keinen Skandal, die Kita biete ein Super-Frühstück an. Und „ich glaube nicht, dass die Stadt da etwas falsch gemacht hat“.

Dennis Kronjäger Foto: Privat

Stefan Schlue Foto: Privat

Andreas Baake Foto: Privat

Stephan Kowallis Foto: Privat
Meine Meinung
Finde den Fehler – oder den Skandal
War das jetzt ungeschickt von der Stadt, das Halal-Frühstück a) überhaupt einzuführen und es b) auch noch als Alleinstellungsmerkmal anzupreisen? War es überzogen von der Mutter, die Sache empört an die Öffentlichkeit zu bringen? Oder ist alles nur ein Kommunikationsproblem, was dazu führte, dass die falschen Kreise alles in den falschen Hals bekommen haben und nun der Geschichte einen völlig unverdienten Zungenschlag geben? Letzteres auf alle Fälle.

Holger Schlegel Foto: GZ
Man muss die Mutter fast schon in Schutz nehmen. Irgendwann wäre die Angelegenheit sicherlich von irgendwem anders breitgetreten worden. Mit dem gleichen Effekt. Wobei der Frau mindestens eine gewisse Blauäugigkeit anzukreiden ist. Wenn sie ihre Empörung mit der Influencerin Anabel Schunke teilt, die für ihre AfD-Nähe bekannt ist, kann sie sich hinterher nicht hinstellen und angesichts des Shitstorms, der auf die Stadt einprasselt, sagen „das habe ich nicht gewollt“. Vielleicht nicht gewollt. Aber in Kauf genommen.
Doch zurück zur Stadtverwaltung: Sie bietet Kindergartenkindern ein Frühstücksbuffet an, das manche Hotels nicht kredenzen. Ein (kleiner) Teil davon sind die drei Sorten „Wurst des Anstoßes“. Handelsübliche Produkte aus einem Bad Harzburger Supermarkt. Geflügelmortadella beispielsweise, wie sie wahrscheinlich jeder zweite Harzburger im Kühlschrank hat. Wenn die wirklich schon immer dazugehörte, nun aber ein Halal-Siegel hat, ist nachvollziehbar, warum die Verantwortlichen auf die plötzliche Aufregung mit ein wenig Unverständnis reagieren. Aber war es nur ein wenig Unverständnis? Oder nicht doch auch ein wenig Ruppigkeit? Wäre gerade angesichts des heiklen Themas und der zu befürchtenden Dimension (siehe oben) nicht ein wenig mehr Fingerspitzengefühl ratsam gewesen? Ein, zwei zusätzliche Sorten Wurst, die erkennbar nicht halal sind, würden vermutlich schon reichen, um den Wind aus den Segeln zu nehmen. Vielleicht wäre dann alles gut gewesen. Vielleicht ist es das bald – wenn alle Seiten wieder miteinander reden, statt übereinander zu schreiben.
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