Stadt investiert 100.000 Euro, um eine Million Euro zu bekommen
Die Stadt Braunlage hat für den Ausbau des Bergwerksmuseums Grube Samson 4,5 Millionen Euro im Doppelhaushalt eingeplant. Foto: Eggers
Um ein zusätzliches Fördergeld von einer Million Euro für das Bergwerksmuseum Grube Samson zu bekommen, muss die Stadt 100.000 Euro ausgeben, um ein bestimmtes Gutachten erstellen zu lassen. Warum, das hat jetzt die Verwaltung dem Rat erklärt.
St. Andreasberg. Das nennt man auch hoch pokern: Einstimmig hat der Rat der Stadt Braunlage beschlossen, für 100.000 Euro ein besonderes Finanzgutachten in Auftrag zu geben, um eine Million Euro an zusätzlichem Fördergeld für das Bergwerksmuseum Grube Samson zu bekommen.
Die Stadt Braunlage hat insgesamt 4,5 Millionen Euro für den Bau der „Silverhall“, einem „Welcome-Center“ für das Bergwerksmuseum, im Doppelhaushalt eingeplant. 2,25 Millionen Euro ist der Kommune bereits aus dem Kultur-Invest-Programm des Bundesbeauftragten für Kultur und Medien avisiert worden, 1,3 Millionen Euro kann die Stadt aus Eigenmitteln beitragen, und die Finanzierungslücke von einer Million Euro soll aus der Tourismusförderung des Landes Niedersachsens kommen, erklärt die Verwaltung in der Ratssitzung.
Ein Anlaufpunkt
Um aber diese Million Euro zu bekommen, müsse die Stadt eine sogenannte „Kostenschätzung nach DIN 276 bis Ebene 2“ bei der „N-Bank“, der Investitions- und Förderbank des Landes Niedersachsen, abgeben. Dieses Finanzgutachten koste 100.000 Euro und sei zwingend erforderlich, um die Förderung aus Hannover zu bekommen. Die Chancen dafür stehen zwar gut, so die Vertreter der Verwaltung in der Ratssitzung, aber es bestehe auch die Möglichkeit, so heißt es in der Vorlage, dass die Stadt Braunlage trotz der teuren Unterlagen die Förderung von einer Million Euro nicht erhalte.
Das Welcome-Center namens „Silverhall“ soll ein gut sichtbarer Anlaufpunkt für Besucher werden, der neben Sanitäranlagen und Kasse auch Aufenthaltsräume bieten soll. Wie notwendig der zusätzliche Raum gebraucht wird, zeigt sich vor allem bei nasskaltem, windigem Wetter zur 11-Uhr-Führung, wenn mehr als 100 Gäste vor der Tür im Regen stehen. Und das komme häufiger vor, wie die beiden Betreiber Christian Barsch und Hans-Günter Schärf auf GZ-Anfrage mitteilen. Der Name „Silverhall“ ist unter anderem gewählt worden, weil in der Grube Samson hauptsächlich Silber abgebaut worden ist.
Samsonit-Farben
Das „Welcome-Center“ soll übrigens die Farbe erhalten, die auch Samsonit hat. Das seltene und wertvolle Mineral, das im Sommer 1908 in der Grube Samson entdeckt worden ist und deshalb den Namen erhielt, ist ein dunkelgraues Silber-Mangan-Sulfosalz. Dieser neue Anlaufpunkt soll zudem die Grube Samson und die nahe, auch barrierefrei erreichbare Grube Katharina Neufang, die derzeit gesperrt ist, miteinander verbinden. In dem alten Stollen kann unter anderem der Erzabbau des 16. und des 19. Jahrhunderts präsentiert werden und er verfügt über eine 240 Meter tiefe und vollständig abgebaute Erzspalte, die über einen Steg gut gezeigt werden kann.
Damit diese Grube von diesem Sommer an wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann, hatte die Stadt Braunlage mehr als 80.000 Euro aus dem „Denkmalschutz-Sonderprogramm XII des Bundes“ erhalten. Mehr als vier Jahre war die Grube Catharina Neufang aus Sicherheitsgründen gesperrt und auch in der Zeit davor seien lediglich ab und zu mal Gruppen in den Stollen hineingekommen.