Wieso hat es wieder gebrannt, und wie giftig war der Rauch?
Auf diesem Drohnenbild der Feuerwehr ist zu sehen, wie dicht der Brand (zu erkennen am weißen Schaum-Fleck in der Mitte) an der Halle ausgebrochen ist. Zur Orientierung: Die Werkseinfahrt ist links unten im Bild. Foto: Feuerwehr
Trotz Überwachung, Wachdienst und geplanter Löschanlage brannte es erneut bei Electrocycling. Boxen voller Akku-Schrott gingen in Flammen auf. Wie konnte das passieren? Und wie gefährlich war der Brandrauch wirklich?
Harlingerode. Der erneute Großbrand bei Electrocycling (ECG) in der Nacht zu Sonntag steckt den rund 155 Einsatzkräften und auch der Geschäftsführung der ECG noch in den Knochen. Die Frage ist: Warum konnte ein so großes Feuer angesichts der vielen Gegenmaßnahmen der Firma überhaupt noch ausbrechen? Und wie giftig war der Brandrauch? Umweltschützer wiederholen deshalb ihre Forderung, zeitnah belastbare Messergebnisse zu bekommen.
Eine riesige Rauchwolke steht über dem Brand. Wie giftig ist der Qualm? Foto: Feuerwehr Bad Harzburg

In diesen Gitterboxen (hier ein Bild von Januar) lagert Material, in dem noch Akkus und Batterien enthalten sind Foto: Schlegel
Der Wachdienst, so die bisherigen Erkenntnisse der Firmenleitung, sei wohl zu diesem Zeitpunkt an einer anderen Stelle des großen Geländes gewesen und habe das Feuer nicht beziehungsweise zu spät bemerkt. Details dürften auch Gegenstand der laufenden Ermittlungen zur Brandursache sein.
Die von der ECG in der Vergangenheit getroffenen Sicherheits- und Überwachungsmaßnahmen haben also in diesem Fall nicht gegriffen. Und die großen Wasserwerfer, die für rund 700.000 Euro installiert werden sollen, seien derzeit noch nicht einsatzbereit.
Harlingeröder Firma sorgt vor
Ist die Gefahr von Großbränden bei Electrocycling jetzt gebannt?
Doch schon in der Vergangenheit war gerade auch seitens der Umweltverbände Kritik aufgekommen, die Feuerwehr könne vor Ort nur einen Teil der Schadstoffe messen. Dr. Friedhart Knolle vom BUND wiederholte angesichts der jüngsten Ereignisse seine Forderung, die Ergebnisse genauerer Messungen zeitnah öffentlich zu machen. Kritik daran, dass solche Ergebnisse, die nicht vor Ort ermittelt werden können, oft erst Wochen nach den Bränden vorliegen würden, hatte zuletzt auch die Feuerwehr selbst geäußert.
CHRONOLOGIE DER BRÄNDE
- 2013: Großbrand auf dem Firmengelände.
- 2017: Erneuter Großbrand am 11. Juli, Alarm um 20.31 Uhr. Rund 200 Tonnen Elektroschrott in Flammen, 200 Einsatzkräfte aus dem gesamten Landkreis und darüber hinaus im Einsatz. Massive Rauchentwicklung, Warnung an Bevölkerung. Messungen negativ, laut Feuerwehr keine akute Gesundheitsgefahr. Dioxine und Furane entstanden, aber laut Feuerwehr in geringer Konzentration.
- 2019: Brand eines etwa 25 Tonnen schweren Schrotthaufens am 3. September. Rauchwolke über Harlingerode; Feuerwehr misst keine Grenzwertüberschreitungen. BUND-Regionalchef Dr. Friedhart Knolle fordert Nachuntersuchungen. Zuständigkeitsstreit zwischen Landkreis und Gewerbeaufsichtsamt. ECG kündigt stärkere Überwachung und bessere Stofftrennung an.
- 2024: Erneuter Großbrand im Außenbereich am 19. Oktober. Elektroschrotthaufen brennt, 170 Einsatzkräfte aus Bad Harzburg, Goslar, Oker, Jerstedt, Westerode und FTZ. Bevölkerung über Warn-Apps und Lautsprecher informiert. Feuer um 3.20 Uhr gelöscht.
Reaktion der Firma: Geschäftsführer Guido Sellin betont getroffene Maßnahmen und kündigt eine automatische Löschanlage (Kosten rund 700 000 Euro) an. Sellin: „Bei uns brennt es fast täglich – aber meist nur klein.“ Problem liege in falsch entsorgtem Elektroschrott.
- 2025 (Januar): Rückblick auf das Jahr 2024 mit insgesamt drei Bränden (ein größerer, zwei kleinere). ECG rüstet weiter auf: 24-Stunden-Überwachung per Kamera, Monitore in der Produktion, Wachdienst, vorbereitete Löschschläuche. Planung einer Löschanlage mit drei Wasserwerfern à 1800 l/min, Reichweite 50 Meter. Lieferung verzögert. Sellin: „Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht.“
- 2025 (20. Oktober): Erneuter Großbrand auf dem ECG-Gelände. Mindestens zehn Container mit Elektroschrott brennen. 155 Einsatzkräfte, 83 Fahrzeuge im Einsatz. Starke Rauchentwicklung, Warnung an Bevölkerung, keine Schadstoffe gemessen. Einsatz bis Sonntagmorgen, „Feuer aus“ um 6.49 Uhr. Polizei ermittelt erneut zur Ursache. Quelle: GZ-Artikel
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