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GZ Plus IconZum dritten Advent: Rekordandrang auf den Goslarer Weihnachtsmarkt

Menschenmenge auf einer belebten Straße mit Fachwerkhäusern und weihnachtlich geschmückten Ständen am späten Nachmittag.

Die Stadt ist am dritten Adventswochenende rappelvoll. Foto: Sowa

Glühwein, Gedränge und Rekordumsätze: Warum der dritte Advent Goslar an seine Grenzen bringt – und weshalb viele genau das lieben. Das sagen die Besucher.

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Von Sebastian Sowa
Sonntag, 14.12.2025, 19:45 Uhr
Wer am dritten Adventswochenende durch die Goslarer Innenstadt unterwegs ist, braucht vor allem eines: Geduld. Rappelvoll präsentiert sich die Stadt – so voll, dass der Begriff „Super-Samstag“ kaum noch ausreicht. Der dritte Adventssamstag entwickelt sich zu einem echten Rekordtag und schreibt sich schon jetzt in die Chronik des Goslarer Weihnachtsmarktes ein. „Auf dem Weihnachtsmarkt ist die Hölle los“, bringt es Michael Zech, Betreiber der Feuerzangenbowle, auf den Punkt. Für ihn ist es bislang der beste Geschäftstag der gesamten Saison. Zeitweise herrscht in den Gassen des Marktes regelrechter Stillstand. Gäste aus der Region, aber vor allem aus dem gesamten Bundesgebiet, drängen sich zwischen Buden, Lichtern und Glühweinduft. Für Zech ist es stellenweise fast ein wenig zu viel: „Wir machen großartige Umsätze, aber viele Besucher steuern unsere Hütte gar nicht erst an, weil es ihnen schlicht zu voll ist.“ Dennoch überwiegt bei ihm klar die Zufriedenheit.

Zu voll gibt es nicht

Weihnachtsbaum mit zahlreichen Lichterketten vor einem historischen Gebäude mit Turm bei Nacht.

Eine Ruheoase auf den ersten Blick ist der Marktkirchenturm. Foto: Sowa

Dass „zu voll“ in der Branche kein echtes Problem darstellt, bestätigt Konrad Ahrend vom Riesenrad mit einem Schmunzeln: „Sowas darf man einen Schausteller eigentlich nicht fragen. Zu voll gibt es nicht. Das ist der beste Tag 2025.“ Auch Detlef Schlüter von der Caipi-Hütte spricht von weit übertroffenen Erwartungen. Bereits am Vormittag läuft das Geschäft auf Hochtouren, immer wieder ist er unterwegs, um neues Wechselgeld zu besorgen – positiver Stress, wie er sagt. Von einem absoluten Ausnahmezustand berichtet auch Michele Pantaleo, der vor seiner Pizza-Lounge einen Pizza- und Nudelstand betreibt. Für ihn ist es das beste Geschäft seit Jahren. Ab 11 Uhr steht er nahezu durchgehend am Ofen, formt Pizzen und bereitet Nudeln im Käseleib zu – ohne echte Pause.

Gäste kommen im Minutentakt

Ähnlich fällt die Bilanz von Braumeister Odin Paul aus. Schon zur Öffnung ist sein Brauhaus bis auf den letzten Platz gefüllt, er spricht vom besten Umsatz, seit es das Brauhaus gibt. Gäste kommen und gehen im Minutentakt. Auch Mario Buschbaum, Wirt der Kneipe „Na und…“, zieht eine mehr als positive Bilanz. Sein Format „Christmas on the Rocks“ im Brunnengarten mit Konzerten und DJs erlebt einen regelrechten Besucherboom.
Christmas-Rock gibt es im Brunnengarten mit der Band OP3.

Christmas-Rock gibt es im Brunnengarten mit der Band OP3. Foto: Privat

Nach dem offiziellen Programm geht es in der Kneipe weiter – Feierabend ist für Buschbaum oft erst in den frühen Morgenstunden. Wer am Samstag spontan ein Restaurant in der Innenstadt aufsuchen will, hat kaum eine Chance. Ohne Reservierung geht praktisch nichts. Selbst der große Parkplatz Osterfeld ist nahezu ausgelastet. Neben zahlreichen Bussen und Pkws stehen dort auch viele Wohnmobile.
Parkplatz mit mehreren geparkten Autos, eines mit einem auf dem Dach befestigten, eingepackten Weihnachtsbaum.

Auf dem Osterfeld gibt es am Wochenende ab mittags kaum noch freie Parkplätze. Foto: Epping

Besucher müssen in der Innenstadt Zeit einplanen: Der Weg einmal über den Marktplatz kann gut und gerne eine Viertelstunde dauern.

Sonderzug aus dem Rheinland

Auch der Bahnhof stößt zeitweise an seine Kapazitätsgrenzen. Ein Sonderzug aus dem Rheinland und dem Ruhrgebiet mit zwölf Wagen und rund 470 Passagieren unterstreicht eindrucksvoll, welche Anziehungskraft Goslar an diesem Wochenende entfaltet.
Menschenmenge auf einer belebten Einkaufsstraße mit Fachwerkhäusern und Geschäften, einige tragen Winterkleidung und Rucksäcke.

Auch in der Innenstadt ist es am Wochenende knackig voll. Foto: Sowa

Natürlich gibt es auch kritische Stimmen. Manche Besucher empfinden die Enge als anstrengend. Frauke Jacobs aus Schleswig-Holstein ordnet das jedoch gelassen ein: „Wenn ich am dritten Adventswochenende nach Goslar komme, weiß ich, dass es voll wird und worauf ich mich einlasse. Das ist in Städten wie Kiel oder Hamburg nicht anders.“ Einen Unterschied sieht sie dennoch: „Hier herrscht trotz allem eine gewisse Ruhe und Gemütlichkeit. Ich bin mit so vielen Menschen ins Gespräch gekommen – das war einfach herrlich. Ich habe mehr Hamburger kennengelernt als in Hamburg selbst.“ Ihr Freund Rainer lobt besonders die Lichterbespannung auf dem Marktplatz: „Man fühlt sich geborgen, fast wie unter einem Schutzschild. Quedlinburg ist auch schön, aber hier ist es stimmiger und heimeliger.“

Es folgen auch ruhigere Tage

Auch Marina Vetter, Geschäftsführerin der Goslar Marketing Gesellschaft, blickt zufrieden auf das Wochenende. „Natürlich profitieren an solchen Tagen nahezu alle Bereiche der Stadt – vom Einzelhandel über die Gastronomie bis hin zur Hotellerie“, sagt sie. Gleichzeitig zeigt sie Verständnis für Menschen, auch für Einheimische, denen es zeitweise zu voll ist. „Diese Kritik nehmen wir ernst.“ Dennoch sei der dritte Adventssamstag mit dem parallel stattfindenden Weihnachtlichen Rammelsberg ein besonderer Ausnahmetag. „Solche Spitzen lassen sich nicht völlig entzerren.“ Aus Vetters Sicht überwiegen die positiven Effekte deutlich: „Die Stadt zeigt an diesem Wochenende ihre ganze Strahlkraft.“ Zugleich verweist sie darauf, dass nun ruhigere Tage folgen. „Die Goslarerinnen und Goslarer haben noch rund zwei Wochen Zeit, den Weihnachtsmarkt in entspannterer Atmosphäre zu genießen.“ Ihr Fazit: ein intensives, erfolgreiches Adventswochenende – fordernd, aber ein Gewinn für die gesamte Stadt.

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