Goslarer demonstrieren gegen Merz und seine „Stadtbild-Aussage“
Für ein buntes Stadtbild: Rund 100 Goslarer protestierten gegen Hass und Hetze und für eine offene Gesellschaft. Foto: Hartmann
Auch eine Woche nach der „Stadtbild“-Aussage von Bundeskanzler Friedrich Merz sind zahlreiche Goslarer verärgert. Am Samstag demonstrierten über 100 Teilnehmer gegen Hass und Hetze und für eine offene Gesellschaft.
Goslar. „So nicht!“, „Für Vielfalt – gegen Hetze“, „Kein Merz im Stadtbild“. Ein junges Mädchen trägt ein Pappschild mit der Aufschrift: „Nicht mein Kanzler“. Der Ärger über die „Stadtbild“-Äußerung des Bundeskanzlers Friedrich Merz ist auch eine Woche darauf noch groß. Am Samstag versammelten sich Goslarer und zeigten Flagge für eine offene Gesellschaft.
Protestkundgebungen
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Angemeldet hatte die Demonstration Ute Moosdorf. Die 46-jährige Sozialarbeiterin gehört keiner Partei an, aber sie ist wütend und will ein Zeichen setzen. Viele Goslarer Vereine und Organisationen machten mit. Am Startpunkt des Protestmarsches, an der Post in der Klubgartenstraße, waren Flaggen der Linken und der Linksjugend, des Goslarer Bündnisses gegen Rechtsextremismus und des Vereins „Leben in der Fremde“ zu sehen.
„Ich bin den Tränen nahe“, sagte Moosdorf, als sie das Megafon zur Hand nahm. Überwältigt von dem Zuspruch, blieb ihr zu Beginn die Stimme weg. Doch die Wut und der Wille, etwas zu bewegen, gaben ihr sofort wieder die nötige Energie: „Ich heiße Uta, und ich bin wütend!“, rief sie.

Ute Moosdorf begrüßt die Teilnehmer mit einer kleinen Ansprache. Foto: Hartmann
Sie schilderte, wie sie am Montag von der Arbeit nach Hause gekommen war, sich müde aufs Sofa sinken ließ und plötzlich im Fernsehen den Kanzler über „Rückführungen schwadronieren hörte“, und der Satz fiel: „Aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem, und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr großem Umfang Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen.“
Nach Kanzler-Äußerung
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Moosdorf: „Ich war kurz davor, die Fernbedienung als demokratisches Wurfgeschoss einzusetzen.“ Dann habe sie sich an ihr wütendes 16-jähriges Ich erinnert und habe – „noch ohne Ziel, aber mit Haltung“ und mit einer „leicht zitternden Kaffeetasse“ daran gemacht, Organisationen anzuschreiben, vielleicht auch den Kaninchenzuchtverein, und eine Demo angemeldet, „weil wir nicht zulassen wollen, dass Friedrich Merz das Land mit Spaltung, Hass und Hetze überzieht.“
Rund 100 Menschen kamen zum Start an die Post. Susanne Ohse, Vorstandsmitglied von „Leben in der Fremde“, meldete von unterwegs noch viele Zugänge: „Wir haben während der Stadtbilddemo noch einmal nachgezählt: Zu Hochzeiten haben 170 Menschen teilgenommen.“ Die Teilnehmer zogen über die Bäringerstraße und den Hohen Weg bis zum Jakobikirchhof. Beim Start gab es lediglich Irritationen, als die Polizei die Demonstranten aufforderte, sie mögen sich „rechts halten“. Das sei natürlich nicht politisch gemeint, betonte Moosdorf.
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