Für den guten Zweck: Die Pfandsammler des Rockharz-Festivals
Die ehrenamtlichen Helfer sortieren im Backstage-Bereich die gespendeten Pfandosen und -flaschen. Foto: Rotaract
Mehr als 250.000 Euro sind auf dem Rockharz-Festival in den vergangenen elf Jahren durch Pfandspenden zusammengekommen. Der Rotaract-Club Clausthal-Zellerfeld ist für „Glück in Dosen“ verantwortlich. Die Erlöse kommen sozialen Projekte zugute.
Clausthal-Zellerfeld/Ballenstedt. Während 25.000 Metalfans dieser Tage auf dem Rockharz-Festival in Ballenstedt (Landkreis Harz) mit ihren Lieblingsbands feiern, gehört natürlich das eine oder andere Kaltgetränk dazu. Damit das Leergut nicht achtlos auf dem Gelände weggeworfen wird, gibt es die Aktion „Glück in Dosen“, die der Rotaract-Club Clausthal-Zellerfeld 2013 ins Leben gerufen hat. Ehrenamtliche sammeln den Pfand der Festivalbesucher, der wiederum Kinder- und Jugendprojekte in der Region zugutekommen soll. Die Spendensumme von 70.000 Euro im vorigen Jahr soll 2024 geknackt werden.
Lagebesprechung mit Jana Bertram (3.v.l.): Nach elf Jahren "Glück in Dosen" läuft die Aktion auf dem Rockharz mittlerweile sehr routiniert ab. Foto: Rotaract
Rotaract ist die Jugendorganisation der internationalen Rotary-Bewegung. Jana Bertram vom Rotaract aus Clausthal-Zellerfeld ist seit Anfang an bei der Pfandsammel-Aktion dabei. Nachdem von den Veranstaltern, der Veruga-Gesellschaft, bereits einmal eine improvisierte Pfandsammlung für die Müllentsorgung durchgeführt wurde, kam 2013 folgende Idee auf: Warum nicht den liegen gebliebenen Pfand für gute Zwecke verwenden? Während damals lediglich 5400 Euro zusammenkamen, wurde es in den vergangenen Jahren immer professioneller. Durch die gezielte Sammlung von Flaschen und Dosen, sowohl aus dem Müll als auch als Spenden direkt von den Besuchern, wurden in den vergangenen elf Jahren insgesamt mehr als 250.000 Euro generiert. Mittlerweile sind laut Bertram 50 Helfer aus ganz Deutschland für die Aktion im Einsatz, ein Dutzend etwa wurde aus Clausthal-Zellerfeld rekrutiert. Im vorigen Jahr hat sich daraus der eingetragene Verein „Glück in Dosen“ ausgegründet, der in Osterode seinen Sitz hat.

Bei den Festivalbesuchern hat sich die „Glück in Dosen“-Aktion schon herumgesprochen. Foto: Schlegel
Die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen des Rockharz-Festivals funktioniere super, meint Bertram. Schließlich sei es auch deutlich sauberer auf den Wegen oder dem Camp, seitdem die Pfandsammler dort unterwegs sind. Die Helfer haben einen freien Zutritt zum Gelände, erhalten einen zentralen Punkt auf dem Platz als Lager und bekommen von den Veranstaltern Unterstützung bei der Versorgung mit Material. Für einige Helfer sei es natürlich auch ein Anreiz, kostenlos auf das Festivalgelände zu kommen und hin und wieder den Lieblingsbands zu lauschen, weiß Bertram. Über zu wenig Arbeit können sich die Ehrenamtlichen nicht beschweren. Wenn Zehntausende Euro an Pfand gesammelt werden, kann sich jeder ausrechnen, wie viele Dosen durch die Hände der Helfer gehen.
Jana Bertram spricht von verschiedenen Aufgaben auf dem Festival. Einige Teams etwa ziehen mit Mülltonnen und Säcken durch die Camps und sammeln die Dosen. Mittlerweile hat es sich herumgesprochen, dass es „Glück in Dosen“ gibt. Viele Festivalbesucher seien also schon ganz heiß darauf, ihre vorbereiten Pfandspenden abzugeben. Es sei schließlich bequemer, das Leergut nicht noch tagelang im Auto zu lagern.

Jede einzelne Flasche und Dose muss im Lager überprüft werden. Foto: Rotaract
Eine andere Gruppe arbeitet im Lager der Dosen, das sich laut dem Rotaract-Vorstandsmitglied im Backstage-Bereich des Festivals befindet. Weil teilweise auch zerquetschte Dosen, welche ohne Pfand sowie sonstiger Müll in den Säcken landen, müssen die Helfer jede einzelne sortieren. Die Firma List aus Goslar hilft beim Abtransport des Leerguts, so Bertram. Um Dosen, die kein Pfandautomat annimmt, kümmert sich die Alu-Recycling-Firma Novelis.

Säckeweise tragen die Ehrenamtlichen das Leergut. Die Goslarer Firma List hilft beim Abtransport. Foto: Rotaract
Wiederum andere Ehrenamtliche sind auf dem Festivalgelände an einem Informationsstand tätig, der als Anlaufstelle dient. Sie stehen für Fragen zur Verfügung und stellen die Empfänger der diesjährigen Spendengelder vor. Außerdem haben sie eine „Glück in Dosen“-Torwand aufgebaut. Dort können die Festivalbesucher im wahrsten Sinne des Wortes ihr Glück versuchen und Dosen oder sogar ganze Müllsäcke auf die Löcher werfen. Wer eine bestimmte Anzahl leerer Dosen versenkt hat, sammelt Stempel auf einer Karte und kann damit an einer Tombola teilnehmen. Bertram berichtet, dass für das nächste Rockharz-Festival Freikarten und ein privates Dixi-Klo zu gewinnen sind.

Bei der Torwand von „Glück in Dosen“ können Festivalbesucher leere Dosen auf die Löcher werfen und etwas gewinnen. Foto: Schlegel
Den Verantwortlichen von „Glück in Dosen“ ist es wichtig, dass Kinder- und Jugendprojekte aus der Region mit den Einnahmen bedacht werden. Sie schauen sich Bertram zufolge die potenziellen Empfänger im Vorfeld genau an und überprüfen, ob die Spenden auch da ankommen, wo sie gebraucht werden. Das Rotaract-Mitglied aus Clausthal-Zellerfeld weiß aber auch, dass der Begriff Umgebung sehr weitgefasst ist. Während in den Anfangsjahren vor allem Projekte um Osterode ausgewählt wurden, sind es jetzt vermehrt welche rund um Ballenstedt. Laut Bertram sind aber einfach viele Bewerbungen von Vereinen aus Sachsen-Anhalt gekommen. Sie motiviert damit Organisationen aus dem Landkreis Goslar, sich für 2025 ins Gespräch zu bringen. In diesem Jahr gibt es neun Empfänger: das YouthCamp, den Verein der Freunde und Förderer des Gymnasiums Ballenstedt, die Jugendgruppe „JAKKK“ vom Arbeiter-Samariter-Bund Thale, Heimatbewegen, den Jugenddienst im Kirchenkreis Harzer Land, Local Heroes, den Verein Harzwind, den SV Germania 1928 Meisdorf und den SV Grün Weiß Rieder 47.
DIE SPENDENEMPFÄNGER FÜR 2024
YouthCamp
Das YouthCamp ist ein Wochenendseminar für Schülerinnen und Schüler aus sozial benachteiligten Familien, das von Rotaract, Rotary und dem Verein Urlaubskinder organisiert wird. Es soll jungen Menschen helfen, die bei der Berufsfindung keine Unterstützung von ihren Familien bekommen.
Verein der Freunde und Förderer des Gymnasiums Ballenstedt
Der Förderverein des Wolterstorff-Gymnasiums möchte die Basketball-Anlage auf dem Gelände des Gymnasiums erneuern, da diese nicht mehr voll funktionsfähig ist.
Jugendgruppe „JAKKK“ vom Arbeiter-Samariter-Bund Thale
In dieser Gruppe sollen sich Jugendliche mit Entwicklungsstörungen aus dem Autismus-Spektum und anderen Kommunikationsbeeinträchtigungen erproben. Dafür findet jedes Jahr eine Ferienfreizeit statt.
Heimatbewegen
Ziel ist es, lokale Zusammenschlüsse von engagierten Vereinen, Institutionen und auch Unternehmen zu fördern, die sich für die kulturelle Bildung der Kinder und Jugendlichen in Ballenstedt einsetzen.
Jugenddienst im Kirchenkreis Harzer Land
Jedes Jahr findet traditionell der Konficup statt, ein Fairness-Fußballturnier für Jugendliche aus der Region. Zusätzlich gibt es alljährlich Schwedensommerfreizeiten, an denen Jugendliche aus unterschiedlichen sozialen Schichten teilnehmen.
Aktion Musik / Verein Local Heroes
Seit mehr als 30 Jahren unterstützt das Projekt Local Heroes Kinder und Jugendliche in ihrer musikalischen Entwicklung, am bekanntesten ist der Band-Contest.
Verein Harzwind
Der kleine Reitverein hat sich der sozialen, körperlichen und seelischen Förderung von großen und kleinen Menschen durch die Pferde verschrieben.
SV Germania 1928 Meisdorf
Der Spendenteil wird genutzt, um den Kindersport weiter voranzubringen und dem Nachwuchs mit mehr Investitionen ein aktiveres Training zu ermöglichen.
SV Grün Weiß Rieder 47
Bei dem Sportverein steht der Bau einer Multifunktionsanlage an, um Kindern und Jugendlichen außerhalb der Vereinssportzeiten die Möglichkeit zu bieten, sich sportlich zu betätigen.