Nord 2: Wie aus einem Acker eine lukrative Einnahmequelle wird

Aktuell werden die Straßen angelegt. Aber das sind nicht die einzigen Arbeiten, die nötig sind, um aus einem Acker ein Gewerbegebiet entstehen zu lassen. Foto: Schlegel
Aus einem Acker wird eine Einnahmequelle: Zwischen Harlingerode und Gut Radau wächst das neue Gewerbegebiet Nord 2. Die GZ zeigt, was dort passiert, warum es fünf Millionen Euro kostet und wieso ein Regenrückhaltebecken fast olympische Maße hat.
Harlingerode. Es war einmal ein Acker und es wird demnächst eine lukrative Einnahmequelle für die Stadt sein: An der K46 zwischen Harlingerode und Gut Radau wird derzeit auf einer Fläche von 155.000 Quadratmetern das Gewerbegebiet Nord 2 ausgebaut. Die GZ hat sich auf der Baustelle umgeschaut und gefragt: Wie baut man eigentlich ein Gewerbegebiet? Und wieso kostet es fünf Millionen Euro, um aus einer ebenen Fläche eine ebene Fläche mit Straße zu machen? Und: Braucht Bad Harzburg eigentlich noch ein Gewerbegebiet?
Trotz wenig Investoren-Interesse
Bad Harzburg: Neues Gewerbegebiet soll jetzt doch schnell kommen
Der zweite Anlauf
Doch es gab, die GZ berichtete, endlose Verhandlungen unter anderem zum Zuleitungsrecht für Regenwasser. Das Projekt kam ins Stocken. Dann brach die Corona-Pandemie aus und die Investitionsfreude war erst einmal weg. Da, so hatte Bürgermeister Ralf Abrahms seinerzeit mehrfach geklagt, seien einige Interessenten abgesprungen. Das Projekt wurde zwischenzeitlich sogar ganz gestoppt.
Erster Spatenstich
Bad Harzburg schafft neue Gewerbeflächen: Wer zieht dort hin?
Wie ist die Nachfrage?
Aber braucht Bad Harzburg die? „Das ist ein Projekt für die Zukunft“, sagt Bauamtsleiter Tobias Brandt. Jetzt, wo die Stadt das Gewerbegebiet wieder in Angriff nimmt und es bewirbt, gäbe es durchaus schon wieder Interessenten. Konkrete Firmen und Branchen nennt die Stadt noch nicht, aber soviel ist klar: Im Gewerbegebiet darf es keine Industrie geben, dann wäre Nord 2 ja auch ein Industriegebiet.
Was soll dort hin?
Am liebsten wären der Stadt ja Unternehmen aus der Logistikbranche, nebenan im Vorgängergewerbegebiet Nord 1 gibt es beispielsweise die Firma PLG und das neue Verteilzentrum von DHL.
Baumamtsleiter gibt ein Update
Neues Bad Harzburger Gewerbegebiet nimmt erste Formen an
Warum ist das so teuer?
Aber was kostet an dem Projekt fünf Millionen Euro? Der Umstand, dass es eben nicht einfach so mit ein paar Schaufeln Kies getan ist. Bevor die ersten Betriebe bauen können, muss die Stadt Leitungen verlegen, Straßen befestigen und Anschlüsse für Strom und Wasser schaffen. Und zumindest auch für Glasfaser Vorbereitungen treffen, dafür wurden Leerrohre verlegt, das sind vorbereitete Kunststoffleitungen, durch die später Glasfaserkabel gezogen werden können. Eine Firma, die das Gebiet mit Glasfaser versorgen würde und Kabel verlegt, sei nämlich noch nicht gefunden worden, so Frank Woick vom Bauamt.
Das Regenrückhaltebecken ist 300 Meter lang. Foto: Schlegel
Außerdem wurde ein riesiges Regenrückhaltebecken gebaut – satte 300 Meter lang, mit einem Volumen von 3500 Kubikmetern Wasser. Woick verdeutlicht die Dimensionen mit einem augenzwinkernden Vergleich: „Darin könnten wir Ruderwettbewerbe veranstalten.“ Das Becken ist tatsächlich deutlich größer als bei früheren Bauprojekten, aber laut Woick mittlerweile Vorschrift – Stichwort Hochwasserlagen. Und für den Brandschutz wurden vier Zisternen im Boden versenkt, jede mit einem Fassungsvermögen von 100 Kubikmetern.

Vier Zisternen für jeweils 100 Kubikmeter Löschwasser sind im Boden versenkt. Foto: Schlegel

Der Lageplan zeigt unten die K46 mit dem neuen Kreisel, die T-förmige Straße im Gewerbegebiet und den möglichen Zuschnitt der Grundstücke. Oben ist auch das enorm lange Regenrückhaltebecken zu erkennen. Foto: Stadt Bad Harzburg
Dabei sei, so Brandt und Woick, der Grundstückszuschnitt nicht in Stein gemeißelt. Aber gerade für das größte und für Bad Harzburger Verhältnisse schon gigantische Areal von sieben Hektar wäre ein einzelner Investor natürlich ein Traum.
Wie ist der Zeitplan?
Aber, wann geht es los? Aktuell, so Woick, lägen die Bauarbeiten gut im Zeitplan. Die Kanäle und Leitungen sind verlegt, die Straßen werden im vorderen Bereich inklusive Gehsteigen und im hinteren erst einmal mit einer Asphaltschicht fertiggestellt. Firmen könnten sich jetzt schon bewerben, inklusive aller Genehmigungen wäre für sie ein Baustarttermin Ende 2026 realistisch.

Wenn der Kreisel gebaut wird, erfolgt die Umleitung durchs Gewerbegebiet Nord 1. Die provisorische Anbindung an die K46 ist bereits angelegt. Foto: Schlegel
Ein Kreisel fehlt noch
Problematisch ist lediglich der Kreuzungsbereich der K46 und der Gewerbegebiete. Dort soll deshalb ein Kreisverkehr gebaut werden, Platz genug ist da. Diese Bauarbeiten sollen aber erst im neuen Jahr beginnen, denn ein wetterbedingter Baustopp über den Winter soll vermieden werden. Immerhin muss die K46 dann gesperrt werden, eine Umleitung erfolgt durch das Gewerbegebiet Nord 1, die entsprechenden provisorischen Anbindungen sind bereits angelegt.
Bis die ersten Betriebe bauen, steckt also viel unsichtbare Arbeit unter der Erde. Erst wenn der Asphalt liegt, beginnt das, was die meisten für den Anfang halten – dabei ist es eigentlich der Endpunkt der Erschließung.
Copyright © 2025 Goslarsche Zeitung | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.