Vortrag über Organspende im Goslarer Kreishaus

Dr. Philipp Felgendreff spricht über Organspende. Foto: Hartmann
Zu wenig Organspender, zu viele wartende Patienten: Auf der neunten Gesundheitskonferenz des Landkreises Goslar ging es unter anderem um die Themen Transplantation, gesetzliche Bestimmungen und um die Vergabe von Spenderorganen.
Goslar. Zur neunten Gesundheitskonferenz des Landkreises Goslar trafen sich rund 30 Mediziner im Kreishaus. Sie hörten einen Impulsvortrag von Dr. Philipp Felgendreff, Facharzt für Viszeralchirurgie an der Medizinischen Hochschule Hannover, und konnten anschließend an einem von zwei Fachforen teilnehmen.
„Ein Leben geht – ein anderes darf bleiben“, hatte Felgendreff seinen Vortrag genannt. Das zentrale Problem: Die Zahl der benötigten Organe liegt noch immer weit über der Zahl der Organspender. Alle Kampagnen, alle Diskussionen über Widerspruchslösungen, alle gesetzlichen Vorstöße hätten da nicht viel genützt: „Alle Maßnahmen haben nur dazu geführt, dass wir den Status quo nicht verändert haben“, sagte Felgendreff. „Wenn man das bilanziert, ist die Spendenbereitschaft in Deutschland sehr schlecht.“ In der Statistik der Organvermittlungsstelle Eurotransplant wird für Deutschland eine Zahl von 538 importierten Spender-Organen ausgewiesen, an andere Länder abgegeben hat Deutschland aber nur 377 Organe. „Es sind nie genug Organe für alle Patienten da“, sagte Felgendreff. Wer eine neue Niere benötige, könne mit Wartezeiten von acht bis zwölf Jahren rechnen.
Insgesamt konnten in Deutschland in der Zeit von Januar bis August in diesem Jahr 2188 Organe transplantiert werden, deren Spender verstorben waren. Das sind 7,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Schwere Frage zum ungünstigsten Zeitpunkt
Er klärte auch über die rechtlichen Bedingungen auf und stellte fest, dass die Frage nach einer Organspende meist zum ungünstigsten Zeitpunkt komme. Keine schöne Aufgabe, die unglückliche Familie eines Sterbenden zu fragen, ob man die Organe entnehmen dürfe. Ein Organspendeausweis oder eine anders geartete schriftliche Mitteilung des Spenders mache hier vieles einfacher.
Der Mediziner erzählte auch aus seiner Praxis und beschrieb, wie durch einen Lebersplit eine gespendete Leber geteilt werden kann: Der größere Teil geht an einen erwachsenen Patienten, der kleinere an ein Kind. Ein großartiges Erlebnis, auch für den Arzt, wenn eine solche Transplantation bei einem Kind klappt. Er sprach von dem Moment der Begeisterung am nächsten Tag, wenn Arzt und Patient sich von der schweren Operation erholt haben. „Nach 14 Tagen laufen die Kinder herum, die Eltern sind glücklich, das ist ein sehr schönes Erlebnis.“
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