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Jüdische Kulturtage

GZ Plus IconGedenken an Goslarer Juden: Stein soll mitten in die Stadt rücken

Der Gedenkstein ist laut Inschrift dem Andenken der jüdischen Mitbürger gewidmet.

Soll mitten in Goslar sichtbar werden: Der Gedenkstein, der an die jüdischen Opfer der NS-Gewaltherrschaft erinnert und aus dem Jahr 1961 stammt, soll seinen Platz vor der katholischen Jakobikirche finden. Foto: GZ-Archiv

Vor zehn Jahren ist der erste politische Anlauf gescheitert. Jetzt steht eine Ratsmehrheit, die den Gedenkstein für die Goslarer Juden umsetzen will.

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Von Frank Heine
Dienstag, 18.11.2025, 09:00 Uhr
Es soll nicht nur symbolischer Akt sein, sondern Bekenntnis und Herzensangelegenheit ausdrücken: FDP-Urgestein und Ewigkeitsratsherr Christian Rehse hat mit seiner Fraktion, SPD, Grüner Partei 42, Linken und den drei fraktionslosen Henning Wehrmann (Bürgerliste), Axel Bender (CDU) und Niklas Prause auf jeden Fall eine Mehrheit im Rat für einen gemeinsamen Antrag aufgeboten, der eine Versetzung des städtischen Gedenksteins zur Erinnerung an die Goslarer Juden, die unter den Nazis verfolgt und ermordet wurden, vom abgeschlossenen jüdischen Friedhof an der Glockengießerstraße an einen öffentlich zugänglichen Ort in der Innenstadt fordert.
Ein Porträt des FDP-Chefs ist zu sehen.

Christian Rehse Foto: Sowa

Jüdische Kulturtage

Und zwar soll dies möglichst bis August 2026 über die Bühne gehen, wenn Goslar Hauptaustragungsort der 7. Jüdischen Kulturtage zwischen Harz und Heide sein wird. „Ziel ist es, den umgesetzten Stein dann neu einzuweihen“, schwebt Rehse vor. Diese Aufgabe liegt demnach bei Vertretern der Stadt und einzelner Vereine sowie beim Netzwerk für jüdische Kultur und Geschichte in den besten Händen. Als neuen Standort schlagen die Antragsteller den Platz vor der Jakobikirche an der Rosentorstraße vor. Alternativ wäre eine Fläche in Rathaus-Nähe denkbar. Weil 2026 auch die Partnerschaft mit Raanana in Israel besteht, sollten auch Bürger von dort bei der Zeremonie dabei sein.
Ein Bild des Urheber des Gedenkens Otto Fricke ist zu sehen.

Otto Fricke Foto: Neuendorf

Otto Fricke als Urheber

Gedenkstein? Umsetzen? Richtig. Die FDP war schon einmal vor zehn Jahren mit diesem Antrag unterwegs, scheiterte aber an politischen Mehrheiten, weil sich die Fraktionen laut Rehse nicht auf einen Standort einigen beziehungsweise den Gedenkstein grundsätzlich nicht in der Innenstadt haben wollten. „Urheber des Gedankens war und ist aber Otto Fricke“, verrät Rehse den CDU-Grandseigneur als spiritus rector. Anlässlich der jüdischen Kulturtage habe er deshalb noch einmal das Gespräch mit den Fraktionen und Ratsmitgliedern gesucht. Geschichtsverein, Stadtführergilde, die damals auch Bedenken gehabt habe, und Verein Spurensuche seien nach intensiven Gesprächen im Boot. Frickes Partei, die CDU, habe leider nicht an den Beratungen teilgenommen. Mittlerweile prüfe sie aber erneut, ob sie nicht doch zustimmen könne. „Mit der AfD wurden keine Gespräche geführt“, erklärt Rehse.

Heraus aus dem Versteck

Er will den Gedenkstein, der an die jüdischen Opfer der NS-Gewaltherrschaft erinnert und aus dem Jahr 1961 stammt, heraus aus seinem Versteck auf dem jüdischen Friedhof holen. In dem Antrag heißt es: „Da der Antisemitismus auch in Deutschland zunimmt und immer sichtbarer wird, sollte nach Auffassung der Antragsteller auch die Geschichte der Verfolgung und Ermordung unserer jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger während der NS-Zeit in Erinnerung gerufen werden. Der Gedenkstein in der Mitte unserer Stadt soll darüber hinaus ein klares Zeichen setzen gegen Geschichtsvergessenheit und die Diskriminierung von Minderheiten, gegen Antisemitismus und politische Gewalt.“ Das Vorhaben werde, versichert Rehse, auch vom Präsidenten Michael Fürst des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen unterstützt.

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