Ganztag: Oberharzer Schulleiterinnen schlagen Alarm

Ab dem Schuljahr 2026/2027 haben Erstklässler in Niedersachsen Anspruch auf Ganztagsbetreuung. Foto: Neuendorf
Die Schulleiterinnen der Grundschulen Clausthal und Zellerfeld warnen: Wenn 2026 die Ganztagsbetreuung für Erstklässler kommen soll, müsse sich dringend etwas tun. Vor allem die Personalfrage ist noch offen.
Clausthal-Zellerfeld. Zum Schuljahr 2026/2027 haben die Erstklässler in Niedersachsen einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung. Bis dahin ist noch einiges zu tun. Auch die Schulleiterinnen der beiden Clausthal-Zellerfelder Grundschulen sehen noch jede Menge Handlungsbedarf, wie sie im Schulausschuss ausführten.
Ab 2029 Pflicht
Clausthal-Zellerfeld: Mehr Tempo bei Ganztagsbetreuung gefordert
Jahrgang für Jahrgang, so sieht es das Ganztagsförderungsgesetz vor, sollen Erstklässler einen Rechtsanspruch auf täglich acht betreute Stunden pro Tag bekommen, beginnend mit den Kindern, die 2026 eingeschult werden. Ab dem Schuljahr 2029/2030 hat dann folglich jeder Grundschüler diesen Anspruch auf ganztägige Betreuung.
Anspruch auch ohne Mensa
Dass das Thema komplex ist und viele Beteiligte vor Herausforderungen stellt, hatte sich in der jüngsten Sitzung des Schulausschusses gezeigt. Das Gremium empfahl wie berichtet, bereits mit dem Ganztag für alle Grundschüler zu beginnen, sobald die neue Mensa am Alten Bahnhof fertiggestellt ist. Dass diese nicht rechtzeitig zum Schuljahr 2026/2027 fertig werden würde, ist schon seit längerem bekannt. Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung besteht dann für die Erstklässler dennoch. Also müssen für die Übergangszeit andere Lösungen her.

Die Kinder der Grundschule Zellerfeld sollen zum Mittagessen künftig in die neue Mensa gehen – doch die muss erst einmal gebaut werden. Foto: Neuendorf
Stadtrat entscheidet
Um sich auch räumlich für die Zeit als Ganztagsschule rüsten zu können, entscheidet der Stadtrat in der kommenden Woche über ein entsprechendes Raumnutzungskonzept. Sorge bereite den beiden Schulleiterinnen aber vor allem die Personallage. „Es ist mir ein Rätsel, wie wir das stemmen wollen“, meinte Karin Meybom, Leiterin der Grundschule Zellerfeld. Immerhin gehe es um fünf Tage in der Woche, an denen die Kinder jeweils drei zusätzliche Stunden betreut werden müssen. Selbst wenn für die Betreuung auch die Stadtbibliothek zur Verfügung steht, „wir müssen das Personal stellen“.
Wer soll das machen?
Genau das sei der Knackpunkt, befand auch Meyboms Clausthaler Kollegin Tatjana Gewecke. Man könne schließlich schwerlich mit zwei Personen auf 80 Kinder aufpassen, zumal sich die Jungen und Mädchen in diesem Alter in der fünften, sechsten, siebten Stunde kaum mehr konzentrieren könnten. „Ohne Hilfe der Stadt werden wir Aufbewahrung haben“, warnte sie. Auch mit den Vereinen in der Stadt habe man sich bereits ausgetauscht. Doch die einzigen, die Kapazitäten und Freiwillige hätten, seien der Ski-Club Buntenbock und der Verein Bürger helfen Bürgern. Aber die könnten ja nicht jeden Tag und die ganze Zeit die Kinder von zwei Schulen betreuen.
„Qualität kostet Geld“
Schnell war im Ausschuss die Rede von einem freien Träger, noch schneller war die Rede von der Venito Jugendhilfe. Doch eine solche Beauftragung müsse erst einmal ausgeschrieben werden, erinnerte Bürgermeisterin Petra Emmerich-Kopatsch (SPD). Unabhängig davon berichtete Venito-Regionalleiter Daniel Knackstedt, eine Betreuungslösung müsse mit allen Beteiligten eng abgesprochen werden, damit auch eine hochwertige Betreuung stattfinden könne. „Das geht nur mit einer gewissen Qualitätssicherung“, so Knackstedt. „Und Qualität kostet immer Geld“.
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