Archäologe war der Vater aller Stadtführer in Goslar

Im Goslarer Zinnfigurenmuseum fühlte Thomas Moritz sich wohl; hier hielt er als Kurator etliche Vorträge. Foto: Habel
Es gibt kaum einen Zentimeter historisches Erdreich, das er nicht begutachtet hätte: Der Archäologe und Bauforscher Thomas Moritz ist Ende August im Alter von 71 Jahren gestorben. Von seinem profunden Wissen profitierten Einheimische wie Touristen.
Gsolar/Bad Harzburg. Mit den historischen Burgen und Bauten der Region kannte er sich aus wie kein Zweiter: Am 23. August ist der Archäologe und Bauforscher Thomas Moritz in Bad Sachsa gestorben. Ungezählte Vorträge und Exkursionen gehen auf das Konto des Mitgliedes im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Burgenvereinigung; Moritz war auf dem historischen Burgberg in Bad Harzburg ebenso zu Hause wie im Kaiserhaus in Goslar oder auf der Burg Plesse nördlich von Göttingen.
Seit die Nachricht vom Tod des Bauforschers aus Leidenschaft die Runde macht, gehen Mails bei der GZ ein. Moritz war beliebt und bekannt, er gilt als „Vater aller Stadtführer“ in Goslar, kaum ein Stadtführer, der nicht von ihm ausgebildet wurde. Heute, Donnerstag, 13 Uhr, geben sie ihm auf dem Friedhof Hildesheimer Straße das letzte Geleit.
In der Nachbarstadt machte sich Thomas Moritz als Mitglied des Fördervereins Historischer Burgberg mit seiner fachlichen Expertise der Harzburg verdient. Schon 1984 verlieh dem am 26. März 1954 in Goslar geborenen Moritz die Stadt Goslar, namentlich Marta Lattemann, den Förderpreis; in den Jahren zuvor hatte er die grabungstechnische Leitung der Untersuchungen im Bereich des Kaiserhaus-Baukomplexes inne, in dieser Zeit (1977 bis 1982) leitete er zudem die Grabungen auf der Burg Plesse. Bereits als Student galt er als „wissensdurstig, neugierig und einfallsreich“.
Wer einmal in den Genuss einer Stadtführung (oder eines Vortrags) mit Thomas Moritz kam, dem schwirrte anschließend der Kopf. Fragen blieben keine offen.
Den Stadtführern habe er ganz viel gegeben, schreibt die Goslarerin Eveline Möller: „Außer der Liebe zu unserer Stadt hat er ein Feuer entzündet für Geschichte und Architektur, Kunst und Bauen, Wasserwirtschaft, Siedlungsgeschichte und Archäologie.“
Menschliches Urgestein
Barbara Ehrt beschreibt den umtriebigen Forscher als „Urgestein“; schon als kleiner Junge habe er in den Goslarschen Altertümern, in Ruinen und mittelalterlichen Gebäuden gespielt: „Es gibt wohl keinen Zentimeter historisches Erdreich, das er nicht irgendwann begutachtet und bewertet hätte.“ Ob beim „Freilegen der Ruine des Stiftes am Georgenberg, der Johanniskirche am Bergedorf, der Stiftskirche Sankt Peter am Klusfelsen, der Stiftskirche St. Simon und Judas, der Klosterkirche Grauhof und beim Auswerten der Überreste sämtlicher Kapellen, Klöster und privaten Häuser aus unterschiedlichen Epochen“ – Thomas Moritz war dabei und steckte die Menschen mit seiner Begeisterung für die Sache an.
Da liegt es nahe, dass diese Gabe auch touristisch genutzt wurde, unter anderem der Goslarer Audio-Guide wurde mit ihm produziert. „Neben den Stadtführungen selber, der Stadtführerausbildung und der Begleitung zahlreicher Pressereisen, Journalistengruppen und Blogger aus dem In- und Ausland hat er uns auch bei wichtigen Projekten geholfen“, sagt GMG-Chefin Marina Vetter; bei historischen Fragen sei Moritz ein erster Ansprechpartner gewesen. Vetter: „Er hat die Menschen inspiriert und mit seinem Fachwissen beeindruckt. Er war als Mensch einzigartig und wir werden ihn und alles, was ihn ausgemacht hat, vermissen.“ Thomas Moritz hinterlässt seine Frau, die Historikerin Dr. Brigitte Moritz-Heublein, und zwei Söhne.
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