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Marktwechsel

GZ Plus IconLetzter Tag zum Einkaufen: In Goslar schließt der Edeka-Plöger

Mehrere Schilder weisen auf den Edeka-Plöger-Markt und dessen Öffnungszeiten hin.

Auf der einen Seite der Hildesheimer Straße schließt Edeka-Plöger. Auf der anderen Seite schimmert hinten schon das neue Edeka-Center-Zeichen durch. Foto: Heine

Bevor das Edeka-Center an der Hildesheimer Straße öffnet, schließt gegenüber der Edeka-Plöger am Freitag. Das Ende einer jahrzehntelangen Standorttradition.

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Von Frank Heine
Freitag, 14.11.2025, 04:00 Uhr
Tür auf zur ultimativen Schlussschicht: Am Freitag um sieben Uhr öffnet der Edeka-Plöger an der Hildesheimer Straße zum allerletzten Mal. Für die einen mag es noch einmal die Gelegenheit sein, auf ein Schnäppchen zu spekulieren. Für andere ist es eher Anlass, sich ein Tränchen aus dem Augenwinkel zu wischen. Denn an dieser Stelle endet vorerst eine lange Einkaufstradition.
Mehrere Schilder weisen auch hier auf den Edeka-Plöger-Markt und dessen Service hin.

„Wir sind für Sie da“: Auf dem Areal endet eine Edeka-Ära nach immerhin einem guten halben Jahrhundert. Foto: Heine

Keine Sorge: Weil schon 13 Tage später auf der anderen Straßenseite das neue Edeka-Center im früheren Kaufland auf dem ehemaligen Güterbahnhof öffnet und auch einen Großteil der Mitarbeiter übernimmt, besteht sicherlich kein Grund für Kunden, Nahversorger-Alarm zu schlagen. Auch Kaufmann Tim Plöger macht weiter, konzentriert sich aber künftig auf seinen Markt im Untergeschoss der Kaiserpassage. Für dort kündigt er bereits umfassende Pläne zu Umbau und Modernisierung an, die schon zu Anfang des Jahres 2026 greifen sollen.

Aus seit August bekannt

Aber wen tröstet das an einem Tag wie diesem? Abschied ist angesagt. Mal emotionaler, mal sentimentaler, mal abgeklärter. Viele Regale sind schon komplett leer, einige kommen noch gut gefüllt daher. Leergut und Pfandartikel jeglicher Art werden aus organisatorischen Gründen schon seit dem 10. November nicht mehr angenommen. Das Aus ist seit August bekannt. Kunden fragen deshalb in den letzten Tagen an der Kasse immer mal wieder nach dem Datum, wann der neue Edeka aufmacht.
Viele Regale sind schon leer.

Leere Regale: Das Angebot ist naturgemäß an den letzten Tagen schon arg ausgedünnt. Foto: Heine

Das Personal mag aktuell lieber nichts sagen. Was auch? Für mindestens zwei Dutzend Frauen und Männer geht es schon am Montag im noch geschlossenen Edeka-Center quasi nahtlos weiter. Nur der Samstag – der ist an diesem Wochenende ausnahmsweise mal frei. Manch eine hat Edeka-Jahrzehnte auf dem Buckel und schon zu Harzkauf-Zeiten Regale eingeräumt und an der Kasse gesessen. Schon komisch, dass das jetzt auf einmal vorbei sein soll.
Mehrere Schilder weisen auch hier auf den Edeka-Plöger-Markt und dessen Service hin.

„Wir sind für Sie da“: Auf dem Areal endet eine Edeka-Ära nach immerhin einem guten halben Jahrhundert. Foto: Heine

Gemischte Gefühle

Mit einem weinenden und einem lachenden Auge sieht Sabine Stövesand die Sache nach ihrem Einkauf am Mittwoch. Schade, dass es vorbei ist: „Der Markt war so schön zentral gelegen, hatte einen prima Lieferservice und genau die richtige Größe für mich“, sagt sie – „familiäres Einkaufen eben“. Schön, dass es im Edeka-Center bald weitergeht: „Das Angebot ist sicherlich größer, da bin ich auch schon ein bisschen neugierig“, räumt sie ein. Aber vor der Parkplatz-Situation samt Auf- und Ausfahrt, die sie von Kaufland-Zeiten kenne, habe sie schon Respekt. Weil sie beinamputiert und auf Gehhilfen angewiesen ist, kommt sie aus dem Jürgenweg immer mit dem Auto. Kurze und unkomplizierte Wege sind wichtig für sie.
Sabine Stövesand steht auf dem Edeka-Parkplatz.

Der Markt schließt: Sabine Stövesand ist als zufriedene Kundin traurig, aber auch neugierig, was das Center bringt. Foto: Heine

Wie es genau an diesem Standort weitergeht, ist noch unklar. Die Edeka Minden-Hannover hat noch einen laufenden Mietvertrag für die Immobilie, bestätigt eine Sprecherin des Unternehmens. „Wir stehen dazu im Kontakt mit dem Vermieter und bemühen uns gemeinsam, eine sinnvolle Nachnutzung zu realisieren“, heißt es weiter. Wer der Vermieter ist, wird nicht verraten.
In anderen Regalen liegt noch frisches Gemüse.

Frische Ware: Das Gemüse wartet auf Käufer der letzten Stunden. Foto: Heine

Unter Hottenrott-Flagge entstanden

Welcher Goslarer weiß noch, wie es früher war? Die 1968/69 einst unter Hottenrott-Flagge gebaute Immobilie verschwand im April 2008 nach wochenlangem Bagger-Einsatz endgültig vom Erdboden. Der Bauschutt wurde teils für das Verfüllen des bis zu vier Meter tiefen Kellers eingesetzt. Bereits seit März 2007 hatten die Harzkauf-Kassen schon nicht mehr geklingelt. Die Perspektive lautete damals unter dem frisch gebackenen Eigentümer Bohl Retail Development: Nach Abriss des Altbaus und Versetzung der Immobilie sollte es schon Ende 2007 weitergehen. Mit dieser Marschrichtung und der Aussicht auf Wiedereinstellung schickte der Edeka-Konzern damals seine 22 Harzkauf-Beschäftigten mit der festen Aussicht auf Wiedereinstellung nach Hause.
Ein Bagger reißt Teile aus dem alten Gebäude und legt sie in einen Container.

Historische Aufnahme: Ein Bagger frisst sich zum Abriss-Start ins alte Harzkauf-Gebäude. Foto: GZ-Archiv

Goslarer Marktaufmacher und Edeka-Boss

Im Januar 2008 wechselte der Besitzer des Gebäudes erneut. Die Magdeburger B.O.D. Hochbau GmbH übernahm und legte los. Ende November sperrte der Edeka-Neukauf auf – mit bis auf vier Personen der kompletten früheren Mannschaft. Plus ein paar Neue. Der alte zweigeschossige Bau, in dem der Lebensmittelmarkt bis zum Abriss immerhin 35 Jahre residierte, sei nicht mehr zeitgemäß gewesen, erklärte Mark Rosenkranz zum Start. Nur am Rande: Im September 2023 eröffnete eben jener Rosenkranz, inzwischen zum Boss der Edeka-Minden-Hannover aufgestiegen, den neuen Marktkauf im Gewerbegebiet Gutenbergstraße. Ob er wohl auch zum Center-Start kommt?
Den alten Harzkauf zieren viele Löcher. Vorn fährt eine Raupe.

Wer kann sich erinnern? Die alte Immobilie gewährt beim Abriss im Frühjahr 2008 skurrile Einblicke. Foto: GZ-Archiv

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