Abrahms geht: Wer wird der neue Bürgermeister von Bad Harzburg?

Seit 1. Oktober 2002 ist Ralf Abrahms Bürgermeister von Bad Harzburg. In einem Jahr nimmt er seinen Hut. Wer sitzt dann auf dem Chefsessel im Rathaus? Foto: Göttert
Ein Jahr vor der Bürgermeisterwahl ist das Kandidatenfeld in Bad Harzburg noch offen. SPD, CDU und Co. ringen hinter den Kulissen um Namen und Strategien. Die GZ wagt eine Analyse – wer hat Chancen, wer steht im Abseits?
Bad Harzburg. Nach 24 Jahren ist Schluss: Am 31. Oktober 2026 scheidet Bürgermeister Ralf „Charly“ Abrahms aus Altersgründen aus dem Amt. Ein Jahr vor der Bürgermeisterwahl ist das Kandidatenfeld noch nicht öffentlich abgesteckt. Hinter den Kulissen aber wird längst diskutiert und taktiert. Wer stellt sich zur Wahl? Welche Chancen haben die Parteien? Und welche Überraschungen könnten noch folgen?
Die GZ gibt an dieser Stelle eine subjektive Analyse. Wie sieht die Ausgangslage aus? Welche Namen werden gehandelt? Welche Stärken, Schwächen und Chancen zeichnen sich ab?
Die SPD
Die SPD soll dem Vernehmen nach lange gehadert haben, wen sie aufstellt. Zumal den Genossen noch heute die krachend verlorene Wahl von 2011 in den Knochen steckt. Das Verhältnis zum seinerzeit haushoch überlegenen Amtsinhaber ist seither zerrüttet. Trotz des Lichtblicks im Jahr 2019. Damals unterlag SPD-Bürgermeisterkandidat Thomas Ebert nur denkbar knapp gegen Abrahms. Eigentlich wäre Ebert also der geborene Kandidat für einen zweiten Anlauf. Aber dem Vernehmen nach wollte er das irgendwann nicht mehr. Er hat als Chef der Kreiswirtschaftsbetriebe auch einen durchaus guten Posten.

Lichterfestumzug 2025: Marschieren hier der alte und der neue Bürgermeister einträchtig nebeneinander her? Zumindest wird der Erste Stadtrat Andreas Simon (vorn rechts) als heißer Kandidat der SPD gehandelt. Foto: Schlegel

2019 scheitert Thomas Ebert bei der Bürgermeisterwahl mit 4332 zu 6595 Stimmen gegen Ralf Abrahms. Foto: Schlegel
Die CDU
Die CDU wirkt in Sachen Bürgermeisterkandidatur planlos. Beziehungsweise eiert sie schon seit Monaten herum.
Lange Zeit wurde Jobst-Alexander Dreß als heißer Favorit gehandelt und handelte sich auch selbst. Seine unbestrittene Volksnähe rückte ihn zeitweise durchaus in die Sphären einer Legende wie Jockel Homann. Aber man darf es mit der Volksnähe auch nicht übertreiben, dann droht Souveränitätsverlust. So geschehen bei Jobi Dreß.

Der Mann in Reihe zwei: Magnus Heiduk (Mitte) wird als Kandidat der CDU gehandelt, doch schon bei der Wahl zum Vorsitzenden des Stadtverbandes muss er sich gegen Stefanie Hertrampf (r.) geschlagen geben. Foto: Schlegel
Ein Signal gab es auch, aber ein ganz anderes, das für die CDU am Ende sogar nach hinten losgehen dürfte: Die CDU demontierte ihren Kandidaten, ehe der überhaupt einer wurde. Wie das geht? So: Einige Mitglieder stellten während der Wahlversammlung unverhofft und spontan (wirkend) die im Jahr 2022 gescheiterte Landtagskandidatin Stephanie Hertrampf gegen Heiduk als Kandidatin für den Stadtverbandsvorsitz auf. Hertrampf gewann haushoch und ist seither Stadtverbandsvorsitzende. Magnus Heiduk wurde anschließend wohlwollend zum Vize-Vorsitzenden gewählt. Oder, anders ausgedrückt: ab in die zweite Reihe ...

Alle wissen 2011, dass es schwierig wird, gegen Amtsinhaber Ralf Abrahms (l.) die Bürgermeisterwahl zu gewinnen. Dennoch treten Dr. Christian Frees, Rainer Warnecke und Michael Riesen (v.r.) selbstbewusst gegen ihn an – und gehen mit Pauken und Trompeten baden. 63 Prozent der Harzburger wollen „Charly“ Abrahms behalten. Foto: Schlegel
Die Sonstigen
Die großen Unbekannten sind nicht zwingend die anderen im Rat vertretenen Parteien. Die AfD zum Beispiel hatte über ihren Ratsherrn Stephan Kowallis schon zu Jahresbeginn via GZ ausrichten lassen, sie wolle keinen eigenen Kandidaten aufstellen. Daran, sagt Kowallis jetzt auf Nachfrage, habe sich auch nichts geändert. Die Grünen? Fabian Degen, 2022 für die Partei als Landtagskandidat aufgestellt, soll mal im Gespräch gewesen sein. Die FDP? Die muss erst einmal die Liste ihrer Ratskandidaten füllen und verjüngen, da schielt man nicht gleich auf den Bürgermeistersessel. Zumal das für eine Höchstens-Vier-Prozent-Partei ohnehin aussichtslos wäre.
Oder doch noch ein ganz neuer Kandidat, parteilos vielleicht? Von außen zugezogen? Beides hat es in der Vergangenheit gegeben: Der Ex-Harzburger Rainer Warnecke beispielsweise war zweimal, zuletzt 2011, angetreten. Mit einem akzeptablen, aber lange nicht ausreichenden Ergebnis. Außerdem kommen aus seiner Richtung Signale, dass er kein drittes Mal in den Ring steigt.
Am Ende könnte aber genau solch ein Joker – parteilos, unverbraucht, von außen – das Rennen spannender machen, als es derzeit wirkt.
Der Zeitplan
Und wie geht es jetzt erst einmal weiter? Der Rat wird auf seiner Sitzung am Dienstag, 9. September, die Daten für die Bürgermeisterwahl und die eventuelle Stichwahl festlegen. Es sollen der 13. September (an dem Tag ist sowieso Kommunalwahl) und der 27. September sein. Die SPD wird am 23. September bei ihrer Mitgliederversammlung den Kandidaten küren. Die CDU erst Ende Oktober.
Bis 55 Tage vor der Wahl, nach aktuellem Stand also bis zum 20. Juli 2026, müssen die Kandidaturen offiziell eingereicht werden. Die großen Parteien werden das wesentlich früher machen, immerhin muss der Wahlkampf gestaltet, müssen die Bewerberinnen und/oder Bewerber bekannt gemacht werden. Aber in letzter Konsequenz kann auch noch kurz vor Torschluss ein neuer Spieler auf dem Feld erscheinen.
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