Als Bad Harzburg plötzlich den Nikolaus sterben lässt
Der Nikolaus schwebt in den 60er-Jahren mit der Burgberg-Seilbahn an der Talstation ein. Foto: Ahrends-Archiv
Samstag kommt der Nikolaus mit der Seilbahn vom Burgberg. Wer hat diese Tradition erfunden? Wieso stand sie schon vor dem Aus? Und was hat Wilhelm Busch damit zu tun?
Bad Harzburg. Am Samstag ist der 6. Dezember. Und da kommt der Nikolaus. In Bad Harzburg tut er das seit nunmehr mehr als 70 Jahren auf ganz besondere Art und Weise: Er schwebt mit der Seilbahn vom Burgberg zur Erde hernieder. Die GZ schaut auf die Ursprünge und die Geschichte dieser Tradition zurück und auf ein Jahr, in dem die Kurstadt den Bergbahn-Nikolaus sogar einmal sterben lassen wollte.
Bad Harzburger Tradition
Nikolaus schwebt den Burgberg hinab

Vom britischen Militärkommandanten initiierte Weihnachtsfeier 1951 für Bad Harzburger Kinder. Der Nikolaus, gespielt von Wilhelm Busch, kam damals in einer Aufmachung daher, die man heute eher als erschreckend bezeichnen würde. Foto: Ahrends-Archiv

Wilhelm Busch in den 60er-Jahren in seiner Rolle als Clown Onkel Pelle. Heute wären solche Auftritte, vorsichtig ausgedrückt, gesellschaftlich schwierig. Foto: Harz-History
Heute gibt es auch Schnaps
Onkel Pelle und der erste Nikolaus – diesen in der Retrospektive zwar legendären, aber nach heutiger Lesart ein wenig gruselige Figuren dürften nur noch die alteingesessenen Bad Harzburger kennen. Doch den Bergbahn-Nikolaus gibt es heute noch. Er wurde bereits von vielen Menschen verkörpert, aktuell vom Eisbahn-Betreiber Andreas Richter in unnachahmlicher Manier. Da gibt es (für Erwachsene) sogar auch mal einen Schnaps.

Der Bergbahn-Nikolaus als Star: Dichte Menschentrauben gehören in den 70er-Jahren zum traditionellen Bild. Foto: Ahrends-Archiv
Der Bergbahn-Nikolaus ist eine Konstante im Leben vieler Bad Harzburger. Manche erlebten den schwebenden Heiligen schon als Kind und besuchen ihn heute mit den Enkeln und Urenkeln. Wobei sich die Zahl derer, die sich am Nikolaustag auf zur Bergbahn machen, heutzutage lange nicht mehr mit den Massen vergleichen lässt, die in den Anfangsjahren und noch bis in die 80er hinein am Fuße des Burgbergs einfanden.
Betreiber zieht Zwischenbilanz
Bad Harzburger Eisbahn lockt in diesem Jahr vor allem die Älteren

Viele Protagonisten haben den Nikolaus schon verkörpert, unvergessen Bad Harzburgs ehemaliger Stadtjugendpfleger Ralph Starke. Foto: Schlegel
Anlage wird gewartet
Was Bad Harzburgs Seilbahn mit einem Hexenbesen zu tun hat
Die Anlage musste mitunter extra wieder in Betrieb genommen werden. In jenem Jahr war das aber aus technischen Gründen überhaupt nicht möglich gewesen. Das klang sehr endgültig und war zunächst auch so gemeint. „Also werden die Kinder wohl in Zukunft vergebens auf den Bad Harzburger Seilbahn-Nikolaus warten“, hieß es seinerzeit in der GZ. Bad Harzburg hatte den Nikolaus kurzerhand sterben lassen. Beziehungsweise einen Nikolaus von vielen.
Die Begeisterung hielt sich in Grenzen und so kam die Auferstehung schon im Jahr darauf. Denn a) hatte sich der Weihnachtsmarkt samt Zirkuszelt wieder verabschiedet und b) wurden Bergbahn- und Eisbahnnikolaus einfach kombiniert.
Sogar Abseilaktionen
So ist es auch noch heute. Erst kommt der Heilige mit der Seilbahn ins Tal gegondelt, ist er ganz mutig, lässt er sich sogar schon einmal aus der Gondel abseilen. Unten angekommen begrüßt er die Kinder und verteilt erste Geschenke.

Auch wenn der Andrang beim Bergbahn-Nikolaus heute nicht mehr mit dem aus den 70er-Jahren zu vergleichen ist, wird der Mann im roten Mantel doch stets umlagert. Foto: Nachtweyh
Dann geht es im Tross mit den Jungen und Mädchen zur Eisbahn, wo es gefüllt Stiefel gibt, die vorher (leer) abgegeben werden können. Das Spektakel wird am Samstag um 15 Uhr an der Bergbahn-Talstation zu erleben sein. So wie seit nunmehr fast 70 Jahren.
HINTERGRUND
Noch bis spätestens 5. Dezember, jeweils ab 12 Uhr, können Kinder an der Eisbahn einen ihrer Stiefel oder Schuhe abgeben. Sie werden vom Nikolaus und seinen Helfern gefüllt und dann am 6. Dezember gegen 15 Uhr dort oben wieder ausgeteilt.
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