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Neuer Eigentümer

GZ Plus IconDieser Mann will Bad Harzburgs Bahnhof retten

Oktay Yasarikol ist der neue Eigentümer des Bad Harzburger Bahnhofsgebäudes.

Oktay Yasarikol ist der neue Eigentümer des Bad Harzburger Bahnhofsgebäudes. Foto: Schlegel

Der Bad Harzburger Bahnhof hat einen neuen Eigentümer: Oktay Yasarikol. Wer ist dieser Mann und was hat er mit dem Bahnhof vor, der seit Jahren vor sich hinrottet? Die GZ hat ihn getroffen, und er hat seine Pläne und Ideen verraten.

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Von Holger Schlegel
Freitag, 28.06.2024, 04:00 Uhr

Bad Harzburg. Der Bad Harzburger Bahnhof hat einen neuen Eigentümer, und es könnte durchaus sein, dass er die unendliche und unsägliche Geschichte des vor sich hinrottenden Gebäudes zu einem guten Ende führt. Jedenfalls hat Oktay Yasarikol, so heißt der Mann, viele, aber noch nicht gleich übertriebene Pläne und Ideen für das altehrwürdige Empfangsgebäude. Er weiß auch, dass er sich da eine Mammutaufgabe aufgeladen hat. Als erstes will er den Gerüsttunnel in der Empfangshalle, der vor herabfallenden Glaselementen aus dem Dach schützen soll, durch weniger unauffällige Sicherungsmaßnahmen ersetzen.

„Das Gebäude hat Potenzial“

Oktay Yasarikol hat mehrere Firmen, in erster Linie einen Hausmeister- und Handwerkerservice in Goslar. Der war in den vergangenen Jahren von den bisherigen Eigentümern, der Sohoco Immobilienverwaltung, mit der Pflege des Bahnhofs betraut und hat den Gerüsttunnel auch aufgebaut. Alles im Auftrag der Sohoco und entsprechend auch im von dort vorgegebenen Umfang.
Yasarikols Firma hat auch den Sicherungstunnel im Auftrag der Sohoco gebaut. Der soll nun so schnell wie möglich wieder weg.

Yasarikols Firma hat auch den Sicherungstunnel im Auftrag der Sohoco gebaut. Der soll nun so schnell wie möglich wieder weg. Foto: Schlegel

Aber durch diese Arbeiten kennt Oktay Yasarikol die vielen riesigen Baustellen, die es im Bahnhof gibt. Die seien übrigens seiner Meinung nach nicht erst in der Sohoco-Phase entstanden, sondern schon über die Jahre. Es sei aber auch nie nutzungsorientiert gearbeitet worden, nur 15 Prozent der Fläche werde genutzt.

Wie dem auch sei: „Der Bahnhof hat Potenzial, das sich entwickeln kann“, sagt der neue Eigentümer, der nach eigenen Angaben mit der Sohoco komplett handelseinig ist und nur noch auf den Eintrag ins Grundbuch wartet, der in den kommenden zwei drei Wochen erfolgen soll.

Erste Aufräumarbeiten

Schon jetzt haben Yasarikol und sein Team mit ersten Aufräumarbeiten begonnen, Eingangstüren repariert, Müll entsorgt, entrümpelt. Zusammen mit der Bahn werden auch weitere Reparaturen vorgenommen, beispielsweise zerschlagene Scheiben ausgetauscht.

Unter das Dach kommt erst einmal ein Netz, das vor herabfallenden Scheiben schützt. Später sollen die Fensterelemente saniert werden.

Unter das Dach kommt erst einmal ein Netz, das vor herabfallenden Scheiben schützt. Später sollen die Fensterelemente saniert werden. Foto: Schlegel

Als erstes aber wird der Gerüsttunnel abgebaut, der sei ihm nämlich ein Dorn im Auge. Yasarikol sagt, er habe bereits mit der Denkmalspflege neue Sicherungsmaßnahmen besprochen: Oben unter die Gewölbedecke der Empfangshalle soll ein Netz gespannt werden, das gegen herabfallende Glaselemente schützt. Eine Reparatur des Daches ist ebenfalls bereits angeleiert, Fachfirmen wurden konsultiert und die Möglichkeit ins Auge gefasst, das denkmalgeschützte Gebäude auch über Fördermittel zu sanieren. Zumindest das Glasdach und die beiden Fensterbilder. Aber mit allem Drum und Dran sei das ein Prozess, der vielleicht in zwei Jahren zu greifbaren Resultaten führen würde. Aber so lange soll nicht mit dem Tunnelprovisorium gearbeitet werden, das soll in den kommenden vier Wochen verschwinden.

„Die Menschen sollen sehen, dass was passiert“

Denn Yasarikol möchte ja den Bahnhof wieder mit Leben füllen und damit Geld verdienen, immerhin sind dort große Flächen für Gastronomie und Geschäfte.
Die wackeligen Baustützen sollen gegen Säulen ausgetauscht werden.

Die wackeligen Baustützen sollen gegen Säulen ausgetauscht werden. Foto: Schlegel

Er hat noch keine hochtrabenden Hoffnungen gleich für den Start, aber um den Bahnhof vermarkten zu können, muss in erster Linie auch die Empfangshalle wieder ansehnlich sein. Übrigens auch für die Bad Harzburger, „damit die sehen, dass da was passiert“. Geplant sei auch, das Dach über dem Haupteingang, das bisher durch zwei dünne Baustützen gesichert ist, mit richtigen Säulen zu stabilisieren. Erste Gespräche mit der Stadt hätten bereits stattgefunden, denn immerhin würden diese Säulen auf deren Grund und Boden stehen. Yasarikol hofft da auf Unterstützung der Stadt, wobei er damit keine finanziellen Mittel meint.

Wohnungen wieder herrichten

Im ersten Schritt sollen dann die drei Wohnungen in den Obergeschossen des Hauses wieder bewohnbar gemacht werden, zusammen haben sie rund 250 Quadratmeter. Das dürfte in einem halben Jahr erledigt sein, schätzt der neue Eigentümer. Denn natürlich soll der Bahnhof so schnell wie möglich auch Erträge abwerfen, damit dann wieder Geld da ist, dass in das Gebäude gesteckt werden kann.

Zerstörte Scheiben im Schaukasten: Yasarikol ist für solche Fälle mit der Bahn im engen Kontakt.

Zerstörte Scheiben im Schaukasten: Yasarikol ist für solche Fälle mit der Bahn im engen Kontakt. Foto: Schlegel

Um das alles zu realisieren hat Oktay Yasarikol die Bahnhof Bad Harzburg GmbH gegründet und die hat auch eine eigene Internetseite, auf der sich die Bevölkerung an die neuen Eigentümer wenden kann. Beispielsweise, wenn etwas kaputt ist (die aktuellen Schäden und Schmierereien sind natürlich bekannt). Zudem werden dort auch schon erste Angebote für potenzielle Mieter gemacht. Denn Yasarikol will mit der Homepage Erreichbarkeit herstellen, und dokumentieren, wie es im Bad Harzburger Bahnhof vorangeht.
Schäbig sieht es in der Empfangshalle aus. Das soll sich nun bald ändern.

Schäbig sieht es in der Empfangshalle aus. Das soll sich nun bald ändern. Foto: Schlegel

Auf www.bahnhof-bad-harzburg.de kann man jetzt schon sehen, was alles gemacht wurde, wenngleich das alles bisher nur erste kleine Verschönerungen sind. Richtig zur Sache gehen soll und kann es erst, wenn der Eigentümerwechsel per Grundbucheintrag in Sack und Tüten ist.

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