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GZ Plus IconAtomendlager auf dem Brocken? Standort-Liste veröffentlicht

Blick auf den Brocken mit Sendemast und Brockenturm.

Das Brockengebiet mit seinem Granitgestein könnte aus geologischer Sicht als Atomendlager geeignet sein. Bei der bisherigen Prüfung der Bundesgesellschaft für Endlagerung wurde bisher allerdings nur auf die Gesteinsqualität geschaut. Künftig sollen Abwägungskriterien dazukommen. Foto: Bein

Die Bundesgesellschaft für Endlagerung in Peine hat grundsätzlich geeignete Flächen für ein Atommüllendlager identifiziert. Aus dem Harz sind prominente Flächen dabei.

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Von Oliver Stade
Mittwoch, 05.11.2025, 14:00 Uhr

Harz. Auf der Suche nach einem Atomendlager ist die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) in Peine einen Schritt weiter. Am Montag teilte die Behörde mit, dass sie grundsätzlich geeignete Regionen identifiziert hat. Darunter befinden sich zwei Gebiete im Harz mit Granitgestein, das als sehr lagertauglich gilt. Die Auswahl wirkt dennoch zunächst skurril.

Denn eine Fläche liegt auf niedersächsischem und sachsen-anhaltischem Gebiet, sie befindet sich mitten im Nationalpark und umfasst auch das Brockengebiet. Nördlich der Fläche, aber außerhalb der möglichen Lagerfläche, befindet sich Bad Harzburg. Im Süden liegt Braunlage, im Osten Wernigerode, beide Städte befinden sich ebenfalls außerhalb der potenziellen Endlagerstätte. Das zweite Harzer Gebiet, das als geologisch geeignet erscheint, haben die Experten südlich von Thale identifiziert.

Entscheidung ist noch offen

Als grundsätzlich geeignet gelten aktuell zahlreiche Regionen in Deutschland. Alle diese Gebiete zusammen summieren sich auf ein Gebiet, das 25 Prozent der Landesfläche ausmacht.

Wie eine BGE-Sprecherin erklärt, liegen viele Flächen, die nach dem ersten und zweiten Prüfschritt als geeignet erscheinen, in Niedersachsen, vor allem auch im Raum Hannover. Aber auch im Süden Deutschlands gibt es viele als grundsätzlich geeignete eingestufte Flächen.

Dabei wurde bisher allein auf die geologischen Kriterien geschaut. Wo am Ende ein Atommülllager entsteht, ist nach wie vor offen. Erst in einem weiteren Schritt gehe es später „um Abwägungskriterien“, nach denen mögliche Lagerstätten bewertet werden.

Endlager im Urlaubsgebiet

Zu diesen Kriterien zählt beispielsweise ein Nationalparkstatus. Dieser Schutzstatus könnte mit großer Wahrscheinlichkeit ein Ausschlusskriterium sein, erklärt eine Sprecherin der Bundesgesellschaft für Endlagerung auf Anfrage. Ein weiteres Abwägungskriterium dürfte der Tourismus sein. Nach heutiger Sicht erscheint es zumindest fragwürdig, in einem der bekanntesten Urlaubsgebiete mit einem sagenumwobenen und geschichtsträchtigen Berg wie dem Brocken ein Atommülllager zu bauen. Der Goslarer Geologe und Umweltschützer Dr. Friedhart Knolle hält es ohnehin für wahrscheinlicher, dass im Zuge der politischen Abwägung eine dünnbesiedelte Region ausgewählt wird, in der es zu weniger Konflikten kommt als in einer Tourismusregion.

Ende 2027 will die BGE „Standortregionen“ für die oberirdische Erkundung vorschlagen. Die Entscheidung darüber trifft der Gesetzgeber.

Bis spätestens 2050 soll ein Lager für rund 27.000 Kubikmeter hoch radioaktiven Abfall gefunden werden, der nach rund 60 Jahren Kernkraftnutzung angefallen ist. Derzeit befindet sich dieser Abfall in 16 oberirdischen Zwischenlagern in mehreren Bundesländern. In der Region lagert bereits schwach- sowie mittelradioaktiver Abfall im Atommülllager Asse bei Wolfenbüttel. In der Schachtanlage Konrad in Salzgitter entsteht derzeit ein Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle.

Geeignete Gebiete für geplante Atomendlager im Harz.

Geeignete Gebiete für geplante Atomendlager im Harz. Foto: GZ

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