Goslarer Dom: Archäologen gegen eine Ausgrabung der Stiftskirche
Markus Blaich berichtet über Grabungen in Goslar. Foto: Hartmann
Über archäologische Untersuchungen, im Bereich des ehemaligen Goslarer Doms, sprachen zwei Fachleute vom Landesamt für Denkmalpflege. Beim Geschichtsverein plädierten sie dagegen, die Grundmauern der Stiftskirche freizulegen.
Goslar. Welche Schätze ruhen in Goslars Untergrund – und was können Archäologen über das Umfeld der Kaiserpfalz sagen? Der Goslarer Geschichtsverein holte sich hierzu Informationen aus erster Hand und lud zwei Fachleute vom Landesamt für Denkmalpflege ein, die über aktuelle Ergebnisse der jüngsten Bodenuntersuchungen berichteten.
Tobias Uhlig ist seit 2024 Bezirksarchäologe beim niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege, Markus C. Blaich ist beim Landesamt Fachreferent für Archäologie des Mittelalters und in dieser Funktion auch in die Arbeiten zur Kaiserpfalz eingebunden.
Keine Grabungen um jeden Preis
Ganz wichtig: Es geht nicht um das Ausgraben um jeden Preis, machte Uhlig den rund 60 Zuhörern im Kreishaus klar. Wer etwas ausgräbt, zerstört das Bodendenkmal. Wer Mauerreste freilegt, muss die darüber liegenden Schichten unwiederbringlich abtragen. Alles, was davon bleibt, ist am Ende die Dokumentation. Archäologen müssten daher unbedingt ihre Ausgrabungen Schritt für Schritt dokumentieren und die Fundstücke festhalten. Etwas, das die Ausgräber in alten Zeiten, auch in Goslar, leider oft versäumt hätten. Kernaufgabe seines Amtes sei demnach nicht das Ausgraben, sondern der Schutz der im Boden liegenden Denkmale. Ausgrabungen seien nur dann angebracht, wenn es, zum Beispiel bei geplanten Tiefbauarbeiten, unvermeidbar sei, dass durch die Arbeiten mögliche historische Relikte zerstört werden. Und, ganz wichtig: Die Archäologen graben in solchen Fällen nur so tief, wie auch die Bauarbeiten in die Erde reichen werden, erklärte Uhlig.
Nur die Dokumentation bleibt
Auch Blaich bestätigte: „Eine Grabung bedeutet die Zerstörung des archäologischen Objektes.“ Das einzige, was von den abgetragenen Schichten später für die Forschung erhalten bliebe, sei die Dokumentation, während die Bauten und die Zusammenhänge verloren seien. Sehr schmerze heute etwa, dass die damaligen Grabungen von Lothar Klappauf nur bruchstückhaft dokumentiert seien und viele weiße Flecken aufwiesen. „Es hat an einem gemeinsamen Vorgehen gefehlt“, so Blaichs Diagnose. Als „bedrückend bis beängstigend“ bezeichnete er den Anblick einer Grabplatte aus dem 13. Jahrhundert, die man einfach so an eine Hauswand zementiert habe. Zum Glück sei die Abstimmung zwischen Goslar und dem Landesamt für Denkmalpflege inzwischen sehr gut. Im Ernstfall könne das Amt auch „sehr unangenehm werden“, stellte er klar, doch dies sei bei der Stadt Goslar nicht notwendig. Als etwa klar geworden sei, dass die Kaiserpfalz saniert werden müsse, sei Dr. Christine Bauer, die Welterbebeauftragte, aktiv auf das Amt zugegangen und habe um Zusammenarbeit gebeten.

Tobias Uhlig ist seit 2024 Bezirksarchäologe für den ehemaligen Regierungsbezirk Braunschweig. Foto: Hartmann
Blaich gab einen Überblick über die Bedeutung der Kaiserpfalz und der ehemaligen Stiftskirche. Vor allem ließen die neuen Ergebnisse der Georadaruntersuchungen des Geländes aufhorchen. Bis zur Tiefe von 60 bis 80 Zentimetern sei auf dem Domgelände nur moderner Bauschutt zu finden. Doch ab einer Tiefe von 90 Zentimetern werde es interessant. Inzwischen habe man dank Georadar Einblicke in Schichten bis zweieinhalb Meter Tiefe. Wobei die Methode durchaus auch fehlerhafte Ergebnisse liefern könne.
Empfindlicher Kalkmörtel
Eindeutig gegen Ausgrabungen der alten Fundamente der Stiftskirche sprach sich anschließend Uhlig aus. Der Kalkmörtel sei „sehr fragil“. Wenn man die äußerst empfindlichen Grundmauern der Kirche freilege, sei dies ein großes Risiko für die Erhaltung des Bodendenkmals. Auf jeden Fall seien die vorhersehbaren Kosten für den Schutz und Erhalt der freigelegten Mauern so immens hoch, dass der Nutzen dazu in keinem Verhältnis stehe. Bei der Abwägung des Für und Wider müsse man feststellen, „dass eine solche Ausgrabung nicht genehmigungsfähig ist“, stellte er fest. „Sie müssten schon sehr gute Argumente dafür bringen, wenn Sie meinen, dass eine Ausgrabung nötig sein sollte.“
„Andere Städte zeigen es“
Der Vorsitzende des Geschichtsvereins, Günter Piegsa, dankte den beiden für ihre Informationen, auch wenn er meinte: „Andere Städte zeigen uns, dass man es ausgraben kann.“
Er machte zum Abschluss schon ein wenig Werbung für den nächsten Vortrag beim Geschichtsverein: Am Donnerstag, 6. November, spricht Dr. Klaus Stedingk im großen Sitzungssaal des Landkreises Goslar über das Thema: „Grundlagen des Bergbaus – die Erz- und Minerallagerstätten des Harzes“. Beginn ist um 19.30 Uhr, die Teilnahme ist kostenlos.
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