Wildkatzenbaby entrinnt dem Tod und findet eine neue Mama

Annett Jerke füttert Monti mit Küken und Mäusen. Der Kleine sucht sich die leckersten selber aus. Foto: Schlegel
Seit einer Woche lebt auch Wildkatzenbaby Monti an der Marienteichbaude. Das Schicksal des drei Monate alten Winzlings, der an der Autobahn gefunden worden und dem Tod geweiht war, bewegte Harzer Tierfreunde. Nun hat er sogar eine neue Mama gefunden.
Bad Harzburg. Happy End im Wildkatzengehege: Der kleine Monti, das Wildkatzenbaby, das wie berichtet am Rand der Autobahn gefunden worden war und mit dem Tod rang, ist wieder wohlauf. Zusammen mit seinen Geschwistern Maxi und Moritz lebt das drei Monate alte Waisenkind jetzt im Wildkatzengehege an der Marienteichbaude. Dort wird er von Gehegebetreiberin Annett Jerke aufgepäppelt und soll irgendwann ausgewildert werden. Es sei denn, er bleibt so zahm und kuschelbedürftig, wie momentan. Denn Monti sieht in Annett Jerke eine Ersatzmama.
Die Geschichte von Maxi und Moritz ist schon traurig genug: Ende Juli waren sie am Rand einer Autobahn gefunden worden. Ihre Mutter, so vermutet Jerke, ist wahrscheinlich überfahren worden. Die Katzenbabys wären verhungert, doch sie wurden gerade noch rechtzeitig gefunden und landeten nach tierärztlicher Versorgung im Wildkatzengehege. Was Annett Jerke zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: Es gab noch ein drittes Geschwisterchen. Das war jedoch von Tierfreunden mit nach Hause genommen worden. Die dachten wahrscheinlich, dass es sich bei dem Winzling um eine Hauskatze handelte. Weil das Tier unter Verstopfungen litt, badeten es die Finder in Rizinusöl. Das, so Annett Jerke, sei falsch verstandene Tierliebe gewesen und habe den kleinen Kerl fast umgebracht.
So schwach war Monti, als er von Menschen aus falsch verstandener Tierliebe in Rizinusöl gebadet worden war. Foto: Privat
Schließlich kam das Tier in die Wildtierauffangstation nach Leiferde, wo es gerettet werden konnte. Eigentlich sollte der Kleine dort auch bleiben, aber irgendwann war er wieder so gut beieinander, dass er zu seinen Geschwistern an die Marienteichbaude gebracht wurde. „Wir wollten sie wieder zusammenbringen“, so Jerke.

Mittlerweile ist Monti wieder fit und unternehmungslustig. Foto: Schlegel
Die Drei verstehen sich gut und doch sind sie total unterschiedlich. Maxi und Moritz haben mit mittlerweile rund zwei Kilo ein für ihre drei Monate normales Gewicht und sind, wildkatzentypisch, alles andere als freundlich. Wohingegen Monti erkennbar dünner ist. Auch sind die Rizinusöl-Bäder an ihm nicht spurlos vorübergegangen. Er hatte am Bauch und an den Pfötchen kein Fell mehr, auch seine Schnurrhaare waren weg. Alles wächst nun langsam nach. Auch seine Verdauung musste durch die „Behandlung“ erst wieder in Schwung kommen.
Doch er ist wesentlich zutraulicher als seine Geschwister: Monti kommt sofort angerannt, wenn Fütterungszeit ist, er frisst seiner „Mama“ regelrecht aus der Hand. Zumindest sucht er sich ein Futter gern selbst aus der Schale. Die drei Babys haben einen ordentlichen Hunger. Pro Tag verputzen sie pro Kopf zehn Küken, vier Mäuse und eine Ratte. Klingt brutal, doch es sind nun einmal wilde Tiere.
Hybride Katzengeschwister
Allerdings genetisch nicht so wild, wie ursprünglich gedacht. Die drei sind keine echten Wildkatzen. Das hatte ein erster DNA-Test vermuten lassen. Es werden in solchen Fällen immer zwei Tests gemacht und dabei kam heraus, dass es sich zwar bei den drei Babys definitiv um Geschwister handelt, sie aber „nur“ Hybride sind: Die Mutter war eine Wildkatze, der Vater eine Hauskatze. Aus diesem Grund werden die Tiere auch sterilisiert, bevor sie Ende März in die Freiheit kommen.

Maxi und Moritz mögen Menschen nicht wirklich. Sie werden auf alle Fälle nach dem Winter in die Freiheit entlassen. Foto: Schlegel
Auch Hybride sind keine Kuscheltiere, bei Monti werde sich das Zutrauliche wohl noch „verwachsen“, vermutet Jerke. Wenn er allerdings so menschenbezogen und regelrecht liebebedürftig bleibt, was durchaus im Bereich des Möglichen liegt, könnte sich Annett Jerke auch vorstellen, ihn im Gehege zu lassen. Das sei bereits mit den zuständigen Stellen abgesprochen. Denn immerhin ist dort ein Platz frei, seit Wildkatze Findus im April ausgebüxt war. Mittlerweile ist der allerdings auch wieder aufgetaucht. Er hat sich ein Revier zwischen Wildkatzengehege und Okertalsperre gesucht. Dem zuständigen Revierförster sei er da schon mehrfach vor die Wildkamera gelaufen, erzählt Annett Jerke.
Besucher des Wildkatzengeheges können die drei kleinen Stars übrigens auch durchaus mit ein wenig Glück zu Gesicht bekommen. Auf alle Fälle lässt sich Monti ab und zu sehen, während seine Geschwister sich dann doch eher im Gebüsch verstecken.
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