Assmann-Reisen in Lautenthal: Harzer Unternehmen wird 100 Jahre alt
Karl Aßmann (2. v. l.) lässt sich nicht unterkriegen. Auch nicht, als sein erster Bus im Krieg verloren geht. Foto: Privat
Viele Fahrten, Ereignisse, innovativer Geist und immer wieder neue Ziele prägen das Lautenthaler Familienunternehmen. 2025 blickt Assmann-Reisen auf 100-jähriges Bestehen.
Lautenthal . Wer einer eine Reise tut, so kann er was erzählen. Diese Weisheit stammt vom deutschen Dichter Matthias Claudius, freilich nicht aus der Feder von Thomas Aßmann. Aber jederzeit würde sie der Unternehmer aus Lautenthal bestätigen und mit vielen (Reise-)Erlebnissen untermauern. Umso mehr, da sein 1925 gegründetes Busunternehmen Assmann-Reisen auf sein 100-jähriges Bestehen blickt.
Generationsübergreifende Freude zum 100-jährigen Firmenjubiläum, von rechts: Thomas Aßmann, Betina Aßmann, Nina Aßmann, Melissa Aßmann und Nico Aßmann mit Baby Luise Maria. Foto: Privat
Viele Fahrten, Ereignisse, innovativer Geist und immer wieder neue Ziele prägten das Familienunternehmen. Thomas Aßmann und seine Frau Betina sind seit 1986 mit im Unternehmen. Ihr Sohn Nico, ein gelernter Kfz-Mechaniker, mischt seit 2019 als Busfahrer und in der eigenen Werkstatt mit, ebenso Tochter Nina, die im Büro unterstützt.
100 Jahre Generationenübergreifender Zusammenhalt
Genau dieser generationenübergreifende Zusammenhalt ist es, den Thomas Aßmann zufrieden in die Zukunft blicken lässt. Die Vergangenheit zu bewahren sei eine Sache, weiß der inzwischen 60-Jährige, aber ein Busunternehmen mit immer wieder neuen Ideen in die Zukunft zu führen, bleibt eine stetige Herausforderung.

Auf diesem undatierten Flyer werden Busfahrten durch den schönen Harz beworben. Foto: Leifeld
Dabei begann ehedem alles mit einer Bandsäge – noch fernab von Reisebussen und Busreisen. Im Juli 1925 gründete sein Großvater Karl Aßmann ein Transportunternehmen in Lautenthal. Mit einem Pferdefuhrwerk und einer Bandsäge zogen die Großeltern los, um Lautenthalern das Holz zu sägen. Später erwarb der Großvater das erste Auto, einen Achtsitzer mit langer Schnauze, für Ausflugsfahrten durch den Harz. „Die Reisegeschwindigkeit betrug damals kaum mehr als Schrittgeschwindigkeit“, erinnert sich Thomas Aßmann an die Schilderungen des Firmengründers. Aber die Investition lohnte sich. Karl Aßmann konnte schon bald den ersten Lkw für sein Transportunternehmen kaufen, ein Modell, das damals noch mit Holzgas betrieben wurde. „Dann kam der erste Reisebus. Den bezahlte er bar, ohne einen Kredit aufnehmen zu müssen“, erzählt Thomas Aßmann. Doch so rosig sollte es nicht weitergehen: 1939 kam der Zweite Weltkrieg. „Mein Großvater wurde eingezogen, und er musste auch seinen geliebten Bus mitbringen.“
Mit dem Bu von Aßmann-Reisen an die Front
Kurzerhand wurde das so sehr geliebte Fahrzeug für den Wehrdienst umlackiert und versah fortan seinen Dienst an der Front. Der Großvater kehrte aus dem Krieg zurück, doch sein Bus war verloren. Aber Aufgeben galt nicht für Karl Aßmann. Er baute die Idee des Busunternehmens in den Nachkriegsjahren weiter aus, stets unterstützt von seiner Frau, die bis zu ihrem 83. Lebensjahr ein Taxi fuhr – Opel Kapitän, Opel Diplomat und später auch einen Mercedes.

1965 kam der erste „Reisekalender“ heraus. Die Bürger im Wirtschaftswunder des Nachkriegsdeutschlands hatten für sich das Reisen entdeckt. Foto: Leifeld
1965 erschien der erste Reisekalender des „Omnibus-Reisediensts K. Aßmann“. Mit ihm wurden für 68 D-Mark beispielsweise Viertagesfahrten zur Tulpenblüte nach Holland angeboten oder eine 14-tägige Gardasee-Rundfahrt für 320 Mark. Längst hatten die Bürger im „Wirtschaftswunder“ des Nachkriegsdeutschlands ihre Freude am Reisen entdeckt.
1967 übernahmen die drei Söhne des Gründers, Karl-Heinz, Claus und Jürgen Aßmann, das Familienunternehmen. „Mein Vater Jürgen kümmerte sich als Kaufmann um Buchhaltung und Planungen“, erzählt Thomas Aßmann. Die Lkw des Bauunternehmens und auch die Reisebusse wurden moderner.
Weihnachtsbäume in Braunschweig verkauft

Die historische Bandsäge von 1925, mit der alles begann, befindet sich noch heute im Besitz der Familie Aßmann. Foto: Privat
Der Vater und die Onkels verkauften damals sogar Weihnachtsbäume in Braunschweig, die sie in den Wäldern um Lautenthal selber schlugen. Jede Mark zählte.
Als Claus Aßmann 1986 starb, führten Karl-Heinz (Transportunternehmen) und Jürgen (Busgeschäft) zunächst gemeinsam weiter. Thomas Aßmann stieg dann am 1. Juli 1986 in das Familienunternehmen ein. „Vor 39 Jahren habe ich meinen Busführerschein gemacht“, erinnert er sich.
Weitere Veränderungen standen an. 1992 entstand die Firma Assmann-Reisen. Beständig erweiterte Jürgen Aßmann die Reiseangebote, die schon bald durch ganz Europa führten und mit den modernen Bussen zum Markenzeichen und zur Firmenphilosophie des Unternehmens wurden. Von 1992 bis 2015 betrieben sie auch eine Zweigstelle des Busunternehmens im Wernigerode.
Heute besitzt das Unternehmen Assmann-Reisen zwei hochmoderne Reisebusse, drei Linienbusse, zwei Kleinbusse und ein Mietwagen-Taxi.

Unternehmensgründer Karl Aßmann. Foto: Privat
Der Betrieb bietet sechs Mitarbeitern Lohn und Brot. Das Angebot an Fernreisen und Tagesfahrten wurde beständig erweitert, Schülerbeförderungen übernommen, zudem bedient der Betrieb zwei Linien im öffentlichen Nahverkehr. Seit 2019 ist auch Sohn Nico als Busfahrer an Bord. Gemeinsam mit den Mitarbeitern und im Familienverband wurde alle Herausforderungen gestemmt. Das gilt auch für die schlimmen Jahre der Corona-Pandemie.

Thomas Aßmann mit dem nagelneuen Starliner-Bus. Aufgenommen wurde das Foto im Jahr 2000. Foto: Privat
„Wir haben rund 600 supernette Stammgäste, super Personal und ein volles Terminbuch. Seit seiner Gründung vor 100 Jahren ist das Unternehmen fest in der Geschichte der Bergstadt Lautenthal verwurzelt und somit auch ein stolzer und erfolgreicher Teil der Oberharzer Geschichte. Es ist ein tolles Gefühl, dies geschafft zu haben und hier und heute zuversichtlich in die Zukunft blicken zu können“, betont Thomas Aßmann.
Harzer Familienunternehmen ist Teil der Oberharzer Geschichte
Einen Dank gab er mit zwei besonderen Busfahrten auch an seine treuen Reisegäste gerne weiter. Das Firmenjubiläum hingegen feierte die Familie im Juli im engen Kreis mit Freunden – und gleich mit doppeltem Anlass: Betina und Thomas feierten auch ihren 60. Geburtstag.
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