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Samstag wird Geburtstag gefeiert

GZ Plus IconWas steckt hinter dem Erfolg des Bad Harzburger Baumwipfelpfades?

Der Baumwipfelpfad im Kalten Tal ist 1000 Meter lang.

Der Baumwipfelpfad im Kalten Tal ist 1000 Meter lang. Foto: Harz-Venture

Am Samstag wird auf dem Baumwipfelpfad der zehnte Geburtstag der Anlage gefeiert. Für die Bad Harzburger hat dieses Projekt eine große Bedeutung, denn sie sind sich sicher, dass es die positive Wende im Tourismus gebracht habe. Aber warum?

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Von Holger Schlegel
Freitag, 09.05.2025, 04:00 Uhr

Bad Harzburg. Der Baumwipfelpfad feiert am Samstag seinen 10. Geburtstag. Gelegenheit für die Verantwortlichen, nicht nur auf die Geschichte des Projektes zurückzublicken, sondern auch seine Bedeutung für Bad Harzburg und den Fremdenverkehr einzuordnen. In den Augen von Bürgermeister Ralf Abrahms, Bernd Vollrodt als Geschäftsführer der Kur-, Tourismus- und Wirtschaftsbetriebe und Holger Kolb von der Betreiberfirma Harz-Venture markiert der Pfad nämlich den Wendepunkt für Bad Harzburgs Tourismus: Mit dem Baumwipfelpfad und all seinen Folgeprojekten habe ein Aufschwung begonnen, der bis heute anhalte.

Als eine Gruppe von Bad Harzburgern – sowohl Offizielle als auch Privatpersonen – vor mehr als zehn Jahren darüber nachdachte, wie man Bad Harzburgs Fremdenverkehr auf die Sprünge helfen könnte, stand der Deutsche Wandertag ins Haus. Mit vielen Tausend Teilnehmern war auch er 2014 schon eine positive Zäsur für den Tourismus. So jedenfalls sortiert der Bürgermeister die große Veranstaltung ein.

Jedes Jahr 200.000 Besucher

Doch der aus dieser Ideenschmiede heraus entwickelte 1000 Meter lange Baumwipfelpfad war dann das, was man neudeutsch den Gamechanger nennen dürfte. Er wurde der Magnet, der Bad Harzburg neue Gäste brachte. Auch wenn Bürgermeister Ralf Abrahms zugibt, am Anfang ein wenig skeptisch gewesen zu sein, ob ein Baumwipfelpfad in einem Tal sinnvoll wäre: Die Entwicklung, die die Anlage nahm, war exorbitant, die Besucherzahlen explodierten regelrecht. Vielleicht auch gerade wegen der Lage. Denn der Pfad ist zentral zu erreichen und führt trotzdem in die ruhige Natur des Tals. Kalkuliert worden war anfangs mit 80.000 Besuchern pro Jahr, es wurden am Ende durchschnittlich 200.000.

Der designierte Ministerpräsident Olaf Lies weiht in seiner damaligen Funktion als Wirtschaftsminister den Pfad im Mai 2015 ein.

Der designierte Ministerpräsident Olaf Lies weiht in seiner damaligen Funktion als Wirtschaftsminister den Pfad im Mai 2015 ein. Foto: Schlegel

Der Erfolg hat natürlich auch viele andere Väter, beispielsweise Dirk Junicke, der auf dem Burgberg eine neue Gastronomie etablierte. Und auch der Baumwipfelpfad hatte viele Eltern und Geburtshelfer, so wurden beispielsweise schon von Beginn an auch die Umweltverbände mit ins Boot geholt. Federführend indes waren und blieben die KTW und Harz-Venture.

Im Sommer 2014 zeigt die Drehleiter der Feuerwehr, wie hoch der Pfad werden soll.

Im Sommer 2014 zeigt die Drehleiter der Feuerwehr, wie hoch der Pfad werden soll. Foto: Privat

Natürlich sei das Projekt zunächst ein gewisses Risiko gewesen, sagt KTW-Chef Vollrodt. Aber der Weg sei der richtige gewesen, zumal auf Nachhaltigkeit und Weiterentwicklung geschaut wurde. Nicht von ungefähr wurden die 4,6 Millionen Euro mit 2 Millionen EU-Mitteln gefördert.
Anfang 2015 nimmt der Baumwipfelpfad Gestalt an. Hier die Bauarbeiten an der Eingangskrone

Anfang 2015 nimmt der Baumwipfelpfad Gestalt an. Hier die Bauarbeiten an der Eingangskrone Foto: Nachtweyh

Insgesamt wurden seit 2015 rund 12,5 Millionen Euro investiert, zum Baumwipfelpfad kam die Baumschwebebahn, der Baumwurzelpfad, die Wassererlebniswelt, das aufgebaute Burgbergcenter und zuletzt das Erlebniskino. „Wenn das nicht so weiterentwickelt worden wäre, hätten wir die 200.000 Besucher nicht halten können“, so Kolb. Wobei Vollrodt sagt, dass der Bereich rund um den Burgberg nun auch an seine Grenzen gestoßen sei. Was noch komme, sei die Erweiterung des Baumwipfelpfades auf das Gelände des Hochseilgartens. Auch das von privater Seite geplante Hotel auf dem Kurhaus-Gelände wird von den Harzburger Offiziellen noch zur Entwicklung dazugezählt.
Auf einem Tieflader wird im Dezember 2014 der tonnenschwere Stützpfeiler ins Kalte Tal gebracht und an den Bäumen vorbei vorsichtig an seinen Standort bugsiert.

Auf einem Tieflader wird im Dezember 2014 der tonnenschwere Stützpfeiler ins Kalte Tal gebracht und an den Bäumen vorbei vorsichtig an seinen Standort bugsiert. Foto: Nachtweyh

„Natürlich haben wir ein gewisses Maß an Glück gehabt“, sagt Vollrodt. Und auch wenn das Wort Glück in diesem Zusammenhang nicht passt: Die Corona-Zeit hat nüchtern betrachtet dem Bad Harzburger Tourismus und dem Baumwipfelpfad in die Karten gespielt. Als „botanischer Garten“ eingestuft, durfte der Pfad als eine der ersten touristischen Einrichtungen während der Pandemie wieder öffnen.
Auf dem Großparkplatz haben die Arbeiter Ende 2014 ihr Lager eingerichtet. Dort werden auch die einzelnen Elemente zusammengebaut. Fertig sind schon die ersten beiden Brückenteile, die samt Geländer und Holzbeplankung ins Kalte Tal gefahren und auf die Masten gehoben werden. Das soll bis Ende Januar erledigt sein.

Auf dem Großparkplatz haben die Arbeiter Ende 2014 ihr Lager eingerichtet. Dort werden auch die einzelnen Elemente zusammengebaut. Fertig sind schon die ersten beiden Brückenteile, die samt Geländer und Holzbeplankung ins Kalte Tal gefahren und auf die Masten gehoben werden. Das soll bis Ende Januar erledigt sein. Foto: Schlegel

Zudem boomte der Urlaub in Deutschland zu dieser Zeit, weil ja in der Auslandsreisen nicht möglich waren. Bad Harzburg und der Baumwipfelpfad wurden noch bekannter. Dazu kommt auch eine konstante und intensive Werbung im ganzen Land und auf vielen Kanälen. Erst am Donnerstag war beispielsweise der NDR auf dem Pfad, um über den Geburtstag zu berichten.

Die ganze Stadt profitiert

Unterm Strich ist der Baumwipfelpfad ein Publikumsmagnet, von dem alle etwas haben, so Kolb. Das sieht auch Ralf Abrahms so: Die ganze Stadt profitiere davon, dass der Fremdenverkehr durch die Entwicklung auf, am und vorm Burgberg solch einen Schub bekommen habe.
200.000 Besucher besuchen jedes Jahr den Baumwipfelpfad.

200.000 Besucher besuchen jedes Jahr den Baumwipfelpfad. Foto: Schlegel

Und weil sich alle Beteiligten über diese Erfolgsgeschichte ordentlich freuen, soll der Geburtstag am Samstag, 10. Mai, auch ordentlich gefeiert werden. Von 11 bis 17 Uhr erwartet Besucher auf dem Baumwipfelpfad und zudem von 11 bis 21 Uhr im Kurpark ein vielseitiges Programm mit Show-Acts, Musik und Mitmachaktionen für die ganze Familie.

DIE ENTSTEHUNGSGESCHICHTE

19. Juni 2014: Das Projekt Baumwipfelpfad wird von den KTW öffentlich bekanntgegeben.

29. Juni 2014: Die Gesellschafterversammlung der KTW gibt grünes Licht. Es gibt zwei Millionen Euro EU-Fördermittel. Das gesamte Projekt kostet 4,6 Millionen Euro.

20. August 2014: Erste Bäume werden im Kalten Tal gefällt.

24. September 2014: Offizieller erster Spatenstich; es wird mit den Fundamentarbeiten begonnen.

30. Oktober 2014: Die Betreiber werden bekanntgegeben: Holger Kolb und Eva Ronkainen-Kolb mit einer GmbH.

11. Dezember 2014: Die ersten Stützpfeiler für die Brücken werden gesetzt.

22. Januar 2015: Die Brücken werden eingebaut.

6. Februar 2015: Gießen des Fundaments für die „Krone“, den Einstieg des Baumwipfelpfades.

25. Februar 2015: Der Stahlbau für die Krone beginnt.

8. Mai 2015: Der Baumwipfelpfad öffnet für die Besucher.

11. Oktober 2024: Die 11-jährige Janne Heyen aus Aurich ist der Zweimillionste Gast auf dem Baumwipfelpfad. Ursprünglich war mit 80.000 Besuchern pro Jahr kalkuliert worden. Es wurden mehr als 200.000

18. März 2025: Die Erweiterung auf dem Gelände des Hochseilgartens wird bekannt gegeben.

10. Mai 2025: Der Baumwipfelpfad feiert seinen zehnten Geburtstag mit einem großen Fest.

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