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Nachgedacht

GZ Plus IconDie Spürnase im Fensterstreit

Mike Krüger dreht für Mario Barth unter anderem auf dem Marktplatz in Goslar.

Mike Krüger dreht für Mario Barth unter anderem auf dem Marktplatz in Goslar. Foto: Sowa

RTL und Comedian Mario Barth nehmen den berühmten Fensterstreit in Goslar unter die Lupe. Dafür war auch Mike Krüger vor Ort, um die Hintergründe zum Denkmalschutz und Welterbe zu beleuchten.

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Von Jörg Kleine
Samstag, 30.08.2025, 09:00 Uhr

„Auf der Autobahn nachts um halb eins“ – habe ich zuletzt tatsächlich mal wieder an Mike Krüger und dessen abenteuerliches Liedchen gedacht: „Gestern fuhr ich ‘nem Laster rein, heute nur ′nem VW, ach, wie schön kann das Fahren sein“, dichtete der Blödelbarde 1977. Mit seinem Ohrwurm in komödiantischer Interpretation des Gassenhauers, den Hans Albers ehedem so leidenschaftlich über die Hamburger Reeperbahn sang, landete auch Mike Krüger einen echten Hit.

Denkmalschutz und der Goslarer Fensterstreit

Nach Krügers jüngstem Geheimauftrag in der Kaiserstadt kam mir vor Tagen auf der A 36 zwischen Goslar und Braunschweig irgendwie dieses Lied wieder in den Sinn. Ob „Supernase“ Krüger in seiner Rolle als prominente Spürnase für „Mario Barth deckt auf“ allerdings ähnlich erfolgreich auf der Überholspur unterwegs ist wie damals musikalisch auf der Autobahn, bleibt vorerst dahingestellt.

Offensichtlich geht es in Mario Barths Show auf RTL um Denkmalschutz und den berühmten „Goslarer Fensterstreit“, den die GZ vor drei, vier Jahren offenlegte und vielfach thematisierte. Jedenfalls soll von Fenstern die Rede gewesen sein, als Mike Krüger mit dem Kamerateam und Henning Frase durch die Goslarer Altstadt streifte. Der freischaffende Architekt aus Berlin hat die Stadt Goslar als Vertreter von „World Heritage Watch“ seit Jahren auf dem Kieker, wenn es um Welterbe und Denkmalschutz geht. Beispielsweise mit einem ordentlichen Verriss just im Jubiläumsjahr, als Goslar seine 1100-Jahr-Feiern zelebrierte.

Mario Barth – „der peinlichste Berliner 2008“

Doch Vorsicht, wer sich mit einem ernsthaften Thema unter die Fittiche von Mario Barth begibt. Schon die knatschige Stimme des Frontmanns im RTL-Komödienstadl lässt so manchem Hörer schmerzhaft Schauer über den Rücken laufen. Immerhin hat ihm ein Stadtmagazin in der Bundeshauptstadt vor Jahren schon mal zu einem Preis verholfen – als „peinlichsten Berliner 2008“. Und fortan bemühte sich Barth offenbar, diesen glanzvollen Ruhm mit Nachdruck zu verteidigen. 2010 gab er sich dem peinlichen Vorstoß hin, den blöden Spruch „Nichts reimt sich auf Uschi“ als Wortmarke eintragen zu lassen. Zumal der Spruch 20 Jahre vorher schon bei Radio ffn die Runde machte.

Aufgedeckt hat Mario Barth jedenfalls noch nichts – abseits vielleicht seiner Bettdecke. Denn das als investigative Fernsehshow verbrämte Format dient ebenfalls dazu, alten Kohl noch mal aufzuwärmen und im Zweifel ganze Ortschaften dem Gespött eines bildungsfernen Publikums auszusetzen. Nicht selten auch den Protagonisten, die Hoffnungen darauf setzten, dass Barth ihren Anliegen doch Flügel verleihen möge.

Erinnerungen an „Mario Barth deckt auf“ in Oker

Die Menschen in Oker werden sich vielleicht noch gut erinnern, wie der selbsternannte Investigativ-Komödiant die Ausgleichsabgabe zur Stadtsanierung vor zehn Jahren thematisierte. Der ganze Ort war aufgebracht, Proteste liefen. Aber „nichts als heiße Luft wurde gesendet“, urteilte damals nicht nur der verärgerte Okeraner Jens Kloppenburg – geschweige denn, irgendetwas aufgedeckt. Da half dem Apotheker in Oker vermutlich nicht mal Baldrian.

Wie die Sache in Goslar nun ausgeht, werden wir sehen – oder vielleicht besser auch nicht. Selbst wenn zumindest Mike Krüger in der Kaiserstadt offenbar sympathisch rüberkam. Den Denkmalschützern im Rathaus sei derweil empfohlen, sich ernsthaft noch mal damit zu beschäftigen, ob Fenster in historischen Häusern wirklich nach außen aufgehen sollen. Denn diese Sitte ist wahrlich noch älter als Wortmarken und Witze von Mario Barth.

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joerg.kleine@goslarsche-zeitung.de

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