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Fußball-Nationalmannschaft

Nagelsmann und seine Null-Tore-Stürmer um „Big Nick“

Nur Zuschauer beim Training: Nick Woltemade mit Co-Trainer Benjamin Hübner (r).

Nur Zuschauer beim Training: Nick Woltemade mit Co-Trainer Benjamin Hübner (r). Foto: Federico Gambarini/dpa

Deutschland braucht Tore gegen Luxemburg. Aber wer soll sie schießen? Die erfolgreichsten Schützen fehlen. Wirtz schwächelt - und Hoffnungsträger Woltemade erholt sich noch von einem grippalen Infekt.

Von Klaus Bergmann und Arne Richter, dpa Mittwoch, 08.10.2025, 13:10 Uhr

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Herzogenaurach. Nick Woltemade ist endlich da. Und damit hat die Hoffnung des Bundestrainers auf Tore gegen Luxemburg doch noch einen Namen. Das Problem: Auch zwei Tage vor dem Spiel in Sinsheim stand der 23 Jahre alte Angreifer von Newcastle United nicht auf dem Trainingsplatz.

Woltemade schaute den Teamkollegen um den rechtzeitig fit gewordenen Stammtorwart Oliver Baumann in Herzogenaurach nur kurz zu - und das warm eingepackt in eine dickere Jacke. Mehr als eine individuelle Einheit war noch nicht drin für den Angreifer, der nach dem sommerlichen Transferwirbel bei seinem neuen Arbeitgeber mit vier Pflichtspieltoren bestens gestartet ist.

Aber kann Woltemade, den die englischen Medien schon als „Big Nick“ hofieren, nach einem grippalen Infekt überhaupt die so dringend benötigte Soforthilfe sein? Julian Nagelsmanns Not ist jedenfalls groß: Er geht gleich mit mehreren Null-Tore-Stürmern in die wichtigen Partien am Freitag (20.45 Uhr/ARD) gegen den Tabellenletzten sowie drei Tage später in Belfast gegen Nordirland. 

„Wir haben nicht immer den Top-Kader zur Verfügung“, klagte Nagelsmann erst zuletzt wieder angesichts der hochkarätigen Ausfälle gerade auch in der Offensive. Er muss ständig improvisieren. Und die Trainingseindrücke auf sich wirken lassen. „Wir müssen gucken, welche Spieler gerade top drauf sind.“ Wer hat also das „Momentum“, von dem Nagelsmann so gerne spricht? 

Woltemade, Burkardt, Beier: Alle bei null 

Die Formkurve sprach - bis zu seinem Infekt - fraglos für Woltemade. Der junge Schlaks, der nach seinem irre anmutenden 90-Millionen-Euro-Wechsel vom VfB Stuttgart zu Newcastle besonders aufmerksam beobachtet wird, hat nach vier Einsätzen im Nationaltrikot in der Rubrik Treffer auch noch eine Null stehen. Als er vor vier Wochen beim 3:1 gegen Nordirland in Köln vor dem gegnerischen Tor wieder nicht zündete, wurde er sogar erstmals ausgepfiffen. 

Aber wo sind die Alternativen in der Sturmspitze? Der Frankfurter Jonathan Burkardt (3 Länderspiele, 0 Tore) und der Dortmunder Maximilian Beier (4/0), die der DFB als weitere Angreifer auflistet, warten ebenfalls noch auf den Premieren-Treffer in der Nationalmannschaft.

Deutschland war mal ein Mittelstürmer-Land 

Nagelsmann klagt schon länger über einen Mangel „an klassischen Stoßstürmern“, wie sie Deutschland über Jahrzehnte hatte. Man denke nur an Fritz Walter, Uwe Seeler, Gerd Müller, Horst Hrubesch, Klaus Fischer, Karl-Heinz Rummenigge, Rudi Völler, Jürgen Klinsmann, Oliver Bierhoff oder WM-Rekordtorschütze Miroslav Klose. 

Die Neuner-Position war über Generationen keine Schwachstelle. In der Gegenwart ist das anders. Der Gladbacher Tim Kleindienst fehlt verletzt. Und an Niclas Füllkrug (14 Tore in 24 Länderspielen) glaubt der Bundestrainer nach mehreren Blessuren und ausbleibenden Toren bei West Ham United anscheinend nicht mehr. 

Bundestrainer Julian Nagelsmann begrüßt den nachnominierten Stürmer Kevin Schade auf dem Trainingsplatz.

Bundestrainer Julian Nagelsmann begrüßt den nachnominierten Stürmer Kevin Schade auf dem Trainingsplatz. Foto: Federico Gambarini/dpa

Als Nagelsmann jetzt auf die Adduktorenprobleme des Stuttgarters Jamie Leweling reagierte, holte er als Nachrücker nicht Füllkrug, sondern Kevin Schade (23) vom FC Brentford. Dessen Bilanz: Vier Länderspiele, null Tore. 

51 Treffer konnte Nagelsmann in seinen 25 Länderspielen als Bundestrainer bejubeln. Alleine 28 davon gehen auf das Konto von Füllkrug (7), Kai Havertz (7), Jamal Musiala (7), Kleindienst (4) und Deniz Undav vom VfB Stuttgart (3). Bis auf Füllkrug sind alle in der WM-Saison gerade nicht einsatzfähig. 

Wirtz und der Bleiklotz an den Beinen

Nur Florian Wirtz, mit acht Treffern der erfolgreichste Schütze in der zweijährigen Amtszeit des Bundestrainers, steht zur Verfügung. Doch der 22-Jährige kommt beim FC Liverpool nicht auf Touren. Die Ablösesumme von über 130 Millionen Euro wirkt wie ein Bleiklotz an seinen flinken Beinen. 

Florian Wirtz mit seinem Lieblingsspielzeug.

Florian Wirtz mit seinem Lieblingsspielzeug. Foto: Federico Gambarini/dpa

Trotzdem muss Nagelsmann auf Wirtz setzen. „Flo ist unser wichtigster Offensivspieler. Er muss das Heft vorne in der Hand haben“, sagte Nagelsmann nach dem Heimsieg gegen Nordirland, als neben Serge Gnabry und Nadiem Amiri auch Wirtz mit einem wunderbaren Freistoß traf und damit zur großen Erleichterung nach dem 0:2 in der Slowakei beitragen konnte. 

Größter Erfolgsgarant im aktuellen Kader ist übrigens Gnabry mit 23 Toren in 53 Länderspielen. Und der 30-Jährige strotzt - wie alle Akteure vom FC Bayern - gerade vor Selbstvertrauen. Gnabry könnte auch im Angriffszentrum die erste Option sein, wenn Woltemade nach seinem Infekt noch zu geschwächt sein sollte für einen Startelf-Einsatz gegen das Fußball-Leichtgewicht Luxemburg.

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