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Nach Fachwerkhaus-Sanierung

GZ Plus IconWie Besucher in Beuchte bald in die Zeit Tante Emmas reisen können

Britta Busse präsentiert in einem alten Laden ein Bild.

Inhaberin Britta Busse präsentiert ein Bild ihrer Mutter – sie gab ihr einst das Faible für die schönen, alten Dinge mit. Foto: Gereke

Seit Monaten wird in dem alten Haus aus dem Jahr 1789, das einst dem Beuchter Schuhmachermeister gehörte, gewerkelt. Was wird dort entstehen?

Von Andreas Gereke Montag, 10.11.2025, 04:00 Uhr

Beuchte. Bei James Bond war einst die Welt nicht genug. Bei der Beuchter Familie Bosse gilt das für eine Altbausanierung. Sie haben es wieder getan und erwecken ein Fachwerkhaus von 1789 zu neuem Leben. Nach „Ferien“ bietet Tante Emma nun auch „Alte Schätze“.

Vor vier Jahren erfüllte sich Britta Busse in Hornburg schon einen Traum – mithilfe ihrer Familie baute sie einen alten Tante-Emma-Laden, der zuletzt als Café genutzt worden war, zu einer Ferienwohnung in historischem Krämerladen-Ambiente um. Nun wird ein weiterer Traum der 52-jährigen Beuchterin Wirklichkeit – wieder mit Unterstützung der Familie: ein eigenes Lädchen. Nach monatelanger Vorbereitung wird aus Laden und Werkstatt des alten Beuchter Schuhmachermeisters Tante Emmas Schatzkästchen.

Außenansicht eines alten Fachwerkhauses

Neben dem neuen Schild für den Laden erinnert das historische an die Geschichte des Hauses. Foto: Gereke

In dem alten Fachwerkhaus in der Hauptstraße blieb im Innern dazu fast nichts so, wie es einstmals war. Bis zum vergangenen Jahr wohnte dort die Schwester des Schuhmachmeisters, „Fräulein Matscheck“, wie sie in Beuchte immer genannt werden wollte. Jeder im Dorf kannte wohl den Anblick, wenn sie in Kittelschürze vor dem Häuschen stand. Im vergangenen Jahr starb sie 98-jährig – und die Erben befanden: Die Busses sind die Richtigen, um die Geschichte dieses Hauses weiterzuschreiben. „Es ist ein Haus mit Charakter und Herz“, begründet Britta Busse ihr Engagement.

Umbauarbeiten in altem Haus

Der Umbau des alten Fachwerkhaues ist mit viel Staub und Dreck verbunden. Foto: Privat

Nun standen Wände durchbrechen, Mauer verputzen oder Balken einbauen in der Freizeit auf dem Programm. „Nach acht Monaten voller Staub, Dreck und Mörtel – in denen wir viel Mut, Durchhaltevermögen und Nerven brauchten – ist ein wunderbarer Ort entstanden“, findet die Beuchterin. In ehemaligen Laden und Werkstatt entstand ein kleiner Verkaufsraum. Den Fußboden schmücken die gleichen Fliesen, wie sie auch in der Ferienwohnung schon zum Einsatz kamen –
Eine alte Bonbonniere

Ein Hingucker im dem Tante-Emma-Laden für die schönen, alten Dinge: eine Bonbonniere. Foto: Gereke

und die Fans dieser Zeit verrückt machen. Viele Anfragen erreichten sie, woher sie die denn habe. „Die Antwort ist einfach: aus dem Baumarkt.“ Ihr Mann Mark vermutet, dass nach dem Hype um Tante Emmas Ferienwohnung der Hersteller durchaus eine gestiegene Nachfrage hat registrieren müssen. Die verwendeten Fliesen sehen historischen nämlich sehr ähnlich. „Wenn ich an jeder verkauften Fliese mit einem Cent beteiligt gewesen wäre, hätte sich das für mich gelohnt“, sagt sie lachend.

Meisterstück als Beuchter Dachbodenfund

Wer jetzt den Laden betritt, begibt sich auf eine Zeitreise. Viele Einrichtungsgegenstände des Interieurs fanden sozusagen auf Zuruf den Weg nach Beuchte: „Hier, ihr sammelt doch so etwas. Wollt ihr den alten Tresen haben?“, erzählt Ehemann Mark Busse und streicht mit der Hand über die Verkaufsfläche des liebevoll restaurierten Stücks. Die Leute wissen, bei wem alte Dinge gut aufgehoben sind. Und auch bei den Bauarbeiten entdeckten sie viele alte Kostbarkeiten. „Auf dem Dachboden fanden wir das Meisterstück des Schumachers“, das Britta Busse stolz in einem alten Karton präsentiert. „Wir haben ganz viel versucht, vom alten Schuster zu behalten“, erzählt sie. Er wirkte bis in die 1960er Jahre in Beuchte.

Einrichten eines Ladens

Ehemann Mark Busse hilft auch beim Einrichten von Tante Emmas Schatzkästchen mit. Foto: Gereke

Alte Leisten gehören zum Inventar – genauso wie die Utensilien einer alten Wurstekammer. „Was hat das in der gestunken, Schlachtehaken hingen von der Decke – und da mit meinen Töchtern rein, die Vegetarierinnen sind“, erinnert sie sich. Erst wollte sie den Raum einfach nur zumachen, versiegeln sozusagen. Jetzt erstrahlt auch er in neuem Glanz und ist einer der schönsten Räume des Obergeschosses – allerdings nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Der Rest des Gebäudes wird nämlich privat genutzt werden.

Interieur des historischen Beuchter Tante-Emma-Ladens

Tante Emmas Schatzkästchen lädt zu einer Zeitreise in eine vergangene Zeit ein. Foto: Gereke

„Ich liebe Dinge aus vergangenen Zeiten. Es macht mir Spaß, alte, schöne Dinge zu erhalten und zu bewahren und anderen damit Freude zu bereiten. Meine Mutter hat mich mit dieser Liebe angesteckt“, erzählt Britta Busse. Ihren beiden Töchtern hat sie dieses Faible weitergegeben. „Nur meinen Mann musste ich erst belehren, aber jetzt ist er voll dabei“, erzählt sie. „Wir sind alle sehr Tante-Emma-verrückt. Wir leben zu Hause genauso!“ Dennoch findet sie es erstaunlich, dass ihre Familie auch dieses Projekt mitträgt und es nicht hieß, „du bist nicht ganz dicht“, erzählt sie lachend. „Wir finden es alle gut, aber es hat allen auch viel Kraft gekostet.“ Und auch Geld: Mehrere zehntausend Euro investierten sie in das Fachwerk-Schatzkästchen. Ein Dach in gutem Zustand und eine erst wenige Jahre alte Heizungsanlage trugen allerdings dazu bei, dass die Kosten nicht ausuferten.

Mehrwert für das Dorf

Das Fachwerkhaus mit seinem Lädchen, in dem im Innern Britta Busse nichts dem Zufall überlassen hat, bietet aber nicht nur Platz für liebevoll ausgewählte Produkte und kleine Schätze aus vergangenen Zeiten, vom alten Schuhleisten über Weihnachtliches aus früherer Zeit bis hin zu Geschirrtüchern von damals. Er soll Mehrwert bieten, für das Dorf ein Ort der Begegnung und des Austauschs werden. Denn so ganz nebenbei hat Beuchte damit nach Jahrzehnten wieder einen eigenen Laden.

Meisterstück des Beuchter Schuhmachers

Auf dem Dachboden des alten Fachwerkhauses findet sich das Meisterstück des Beuchter Schuhmachers an, der dort einst seinen Laden hatte. Foto: Gereke

„Es wird das schönste Hobby, das ich mir vorstellen kann“, sagt Britta Busse. Es sei nichts zum Geldverdienen, sondern eine Liebhaberei, so die Beuchterin, die Stammgast auf Flohmärkten und in Antiquitätenscheunen ist. „Natürlich bleibe ich weiterhin Grundschullehrerin – ein Beruf, den ich liebe. Aber in meiner Freizeit möchte ich mich mit alten Dingen umgeben, in Geschichten aus der Vergangenheit eintauchen und Menschen treffen, die diese Leidenschaft teilen.“ Ihre verstorbene Mutter, die ihr diese Leidenschaft mitgab, ist auch dabei: Als großes Bild an der Wand im Laden.

Altes Fachwerkhaus aus dem Jahr 1789

Familie Busse haucht dem alten Fachwerkhaus in der Beuchter Hauptstraße aus dem Jahr 1789 neues Leben ein. Foto: Gereke

Interessierte, die Sehnsucht nach einer Reise in eine vergangene Zeit haben, sind eingeladen, vorbeizuschauen, die Atmosphäre zu genießen und die kleinen Schätze zu entdecken. Erster Öffnungstag ist am Donnerstag, 13. November, von 15 bis 19 Uhr. Weitere Öffnungstage sind Freitag, 14. November, 15 bis 19 Uhr und Samstag, 15. November, 11 bis 18 Uhr. Vielen seien bereits gespannt darauf, was es zu entdecken gibt, so der 53-jährige Mark Busse. Das zeigten die Reaktionen auf Tante Emmas Insta-Account.

Eine Frau steht an einem alten Verkaufstresen.

Britte Busse ist Inhaberin von Tante Emmas „Alte Schätze“. Ihr Laden soll auch ein Dorftreffpunkt sein. Foto: Gereke

Und auch die Beuchter hätten wohlwollend zur Kenntnis genommen, dass sich im alten Schusterhaus etwas tut. „Nachdem Eröffnungswochenende wollen wir dienstags von 15 bis 18 Uhr öffnen sowie jeden zweiten und vierten Samstag eines Monats.“ Ein Café sei das Lädchen allerdings nicht, betont sie. Dafür habe sie keine Genehmigung. Aber wer weiß: Vielleicht wartet in einigen Jahren ja noch ein weiteres Projekt aus längst vergangener Zeit.

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