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Premiere in Hahnenklee

GZ Plus IconDer Goldene Ton: Sven Regener ist erster Preisträger

Sven Regener trägt stolz den Ring vom Goldenen Ton.

Sven Regener trägt stolz den Ring vom Goldenen Ton. Foto: Neuendorf

Sven Regener wird in Goslar mit dem Goldenen Ton geehrt, dem umbenannten Musikpreis der Stadt. Welche Ereignisse hinter der Namensänderung und dem Protest des Musikers stehen.

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Von Frank Heine
Dienstag, 15.07.2025, 14:00 Uhr

Goslar. Der in Bremen aufgewachsene Musiker, Schriftsteller und Drehbuchautor Sven Regener hat als erster Interpret den umbenannten Musikpreis der Stadt Goslar erhalten. Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner (SPD) zeichnete den 64-jähirgen Wahlberliner am Samstagnachmittag im ausgebuchten Saal des Hahnenkleer Kurhauses nachträglich für das Jahr 2024 aus. Die Laudatio hielt der mit Regener befreundete Regisseur Leander Haußmann. Regener ist durch seine Band „Element of Crime“, sein Trompetenspiel sowie sein Buch und den gleichnamigen Film „Herr Lehmann“ ein Begriff in der Musik- und Literaturwelt.

Ring-Jury begründet ihre Wahl ausführlich

Die Ring-Jury hatte seine Wahl Anfang 2024 wie folgt begründet: „Regener ist die poetische Fachkraft für ironisch-lakonische Zärtlichkeit. Seine Lieder vereinen zeitlose Wahrheiten über das Menschsein mit warmen Herzensmelodien nach alter Väter Sitte. Präzise kleidet er – als Liedermacher bei Element of Crime wie als Autor der ,Herr-Lehmann‘-Buchreihe – Liebesleid und Launen sowie die Wirrnisse des Lebens in prägnante Sätze und Geschichten, die Bestand haben. Wo die Neurosen blühen, ist Sven Regener – einem eigenen Bonmot folgend – Landschaftsgärtner. Souverän verknüpft er musikalisch wie literarisch Schnodderigkeit und Schönheit, Tristesse und Trompete, Sechsachteltakt-Melancholie und ausgelassenen Übermut – als genauer Beobachter, Träumer und Tröster.“

Sven Regener wurde 1961 in Bremen geboren. Nach dem Abitur wurde er 1980 zur Bundeswehr eingezogen, um nach einem halben Jahr doch noch als Kriegsdienstverweigerer anerkannt zu werden. Sein in Hamburg begonnenes und in Berlin fortgesetztes Studium der Musikwissenschaft schloss er laut Presseinfo nicht ab. Als Musiker ist er seit den frühen 80er-Jahren etabliert. Gerade die Rockmusik hat es Regener angetan. 1982 hat er seine erste Langspielplatte mit der Band Zatopek aufgenommen. 1984 stieß er zu der Band Neue Liebe, einer weiteren Post-Punk-Band. Element of Crime gründete er 1985 gemeinsam mit Jakob Ilja.

Intensiven Auseinandersetzung mit Lincke-Vita

In der Berliner Band spielt er Gitarre und Trompete und singt die überwiegend von ihm geschriebenen Liedtexte. Regener hatte den Musikpreis zunächst angenommen, wenig später aber seinen Protest gegen den früheren Namensgeber Paul Lincke angemeldet. Der Berliner Operetten-König, der seine letzten Lebensmonate in Hahnenklee verbrachte, im benachbarten Clausthal-Zellerfeld starb und auf dem Waldfriedhof des Kurortes begraben liegt, hatte ab 1933 die Nähe zu den braunen Machthabern gesucht.

In einer intensiven Auseinandersetzung mit Lincke-Vita kam die Stadt Goslar zum Schluss, den Musikpreis in „Goldener Ton" umzubenennen. Der Hannoveraner Historiker Professor Dr. Detlef Schmiechen-Ackermann hatte Lincke als „Profiteur und Propagandist des NS-Regimes“ benannt.

Der Paul-Lincke-Ring ging seit 1955 an Künstlerinnen und Künstler, die sich um die deutsche Unterhaltungsmusik verdient gemacht haben. Zu den Preisträgern zählen unter anderem Udo Jürgens, Peter Maffay, Udo Lindenberg, Max Raabe, Wolfgang Niedecken, Ina Müller, Johannes Oerding und zuletzt Annett Louisan. Seine Tradition als Goslarer Musikpreis wird jetzt mit dem Goldenen Ton fortgesetzt.

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