Skilift-Abriss auf Torfhaus: Nun beginnt die Wintersaison früher
Abrissarbeiten: Die Talstation des Skilifts auf Torfhaus verschwindet. Foto: Privat
Weil sich der Betrieb des Skilifts auf Torfhaus nicht mehr lohnte, hat Betreiber Holger Körber ihn abgerissen. Es ist nicht der erste Lift im Harz, der angerissen wurde.
Torfhaus. Ausgerechnet jetzt, als auf Torfhaus ein Kapitel Harzer Wintersportgeschichte beendet wird, meldet sich der Winter besonders früh: Holger Körber (62) hat den von seinem Vater Hans-Adolf 1970 erbauten Skilift abgerissen. Kaum hat er die Arbeit vor zwei Wochen erledigt, liegt auf Torfhaus so viel Schnee, dass er am Freitag mit seinem Rodellift in die Saison startete – so früh wie kaum je zuvor.
Am Freitag dieser Woche auf Torfhaus: Kleine Rodler freuen sich über den Schnee. Foto: Privat
Körber erinnert sich, dass er den Rodellift im Jahr 2005 auch schon mal im November in Betrieb nehmen konnte, aber vorher habe er das noch nie erlebt. Als er den Lift am Freitag startete, lagen 25 Zentimeter Schnee auf der Rodelpiste. Auch an diesem Samstag und Sonntag ist die Piste geöffnet.
Verkauf gescheitert
Dass er sich vom Skilift trennt, stand für den gebürtigen Altenauer, der mittlerweile in Schulenberg lebt, schon länger fest. Der GZ kündigte er das bereits im Februar 2024 an. Zwischenzeitlich habe es Kaufinteressenten gegeben, die wollten aber den dazugehörigen Parkplatz dazu pachten, der allerdings den Landesforsten gehöre. Weil ein Verkauf scheiterte, entschied Körber sich schließlich, den Lift abzureißen, fünf etwa neun Meter hohe Masten inklusive der Berg- und Talstation. Weil sich die Anlage im Nationalpark befindet, durfte und darf Körber als Liftbetreiber keine Schneekanonen einsetzen. Und beim Abriss war besondere Umsicht gefragt, damit kein Flurschaden entsteht, berichtet er.

Im Februar 2024: Holger Körber zieht nach einer dürftigen Wintersportsaison eine negative Bilanz und kündigt an, seinen Skilift aufgeben zu wollen. Foto: Neuendorf
Holger Körber sagt, er habe die Anlage abreißen wollen, solange er das selbst noch schaffe und er keine Firma damit beauftragen muss. Ein Freund habe ihm geholfen. Eingebracht habe der Skilift zuletzt wenig. „Beide Augen zugedrückt, ist eine Null dabei herausgekommen“, sagt der Oberharzer. Allerdings hätte die Bilanz ein wenig besser sein können, wenn die Corona-Pandemie mit den Beschränkungen aus dieser Zeit nicht dazwischengekommen wäre. Ausgerechnet als der Betrieb 2020 still stehen musste, lag so viel Schnee, dass der Lift sechs bis sieben Wochen hätte laufen können, berichtet Körber.
„Da hängt Herzblut dran“
Die Anlage abzureißen, sei ihm nahe gegangen: „Da hängt auch Herzblut dran. Ich habe dort einige Stunden zugebracht, zum Skifahren und zum Arbeiten.“ Körber sagt aber auch: „Es war die richtige Entscheidung.“
Der Skilift am Rinderkopf auf Torfhaus ist sogar noch älter. Sein Vater übernahm 1970 einen Sessellift von Engländern, die nach dem Zweiten Weltkrieg zu Zeiten der Besatzungszonen im Harz stationiert waren. Die hatten ihn Anfang der 1960er Jahre gebaut, erinnert sich Körber. Sein Vater habe ihn zum Schlepplift umgebaut und die Piste um einige Meter verlängert.
Den Rodellift will Holger Körber, der eigentlich bei der IFT in Clausthal-Zellerfeld arbeitet, einem Prüftechnik-Unternehmen, so lange betreiben, wie es geht. Die Anlage stamme aus dem Jahr 1968 und gehörte einst der Familie Westphal, die auf Torfhaus ein Hotel betrieben hat. 2000 habe er die Anlage gekauft. „Der Rodellift rechnet sich“, sagt Körber, schließlich sei der Aufwand für Rodler gering: Die Besucher würden nach Torfhaus kommen, sich einen Schlitten leihen, rodeln und sich wieder ins Auto setzen, um nach Hause fahren. Skifahrer aber würden mehr Ausrüstung benötigen. Und auch die gegenwärtige Schneelage reicht nicht überall aus, um eine Skipiste zu öffnen.
Körber ist nicht der erste Liftbetreiber, der einen Wintersportlift abreißt. Karsten Otto, Betreiber der Albert-Lifte am Matthias-Schmidt-Berg in St. Andreasberg hat sich vor etwa zehn Jahren bereits von zwei Schleppliften in dem Skigebiet getrennt – vor allem aus wirtschaftlichen Gründen. Wegen der unsicheren Schneelage sei der Wintersport mittlerweile zum Nebengeschäft geworden. „Wir schwenken auf das Hauptgeschäft Sommer um“, sagt Otto. Dennoch setzt er noch auf Wintersportler, zwei Sessellifte und ein Schlepplift laufen weiterhin. Am Matthias-Schmidt-Berg gibt es aber auch eine Mountainbike-Anlage und eine Sommerrodelbahn. Außerdem ist eine Hängeseilbrücke geplant. Die Genehmigungen seien durch, sagt Otto. Voraussichtlich 2026 oder 2027 soll gebaut werden.
Viele Anlagen im Harz
Lifte, auch für Skifahrer und Rodler, gibt es dennoch weiter in vielen Orten des Harzes: in Braunlage am Rathaus und am Wurmberg, in St. Andreasberg am Sonnenberg und am Matthias-Schmidt-Berg, in Altenau an der Rose, in Schulenberg am Ski-Alpinum, in Hahnenklee am Bocksberg. Der Lift in Bad Sachsa hat nach Angaben des Harzer Tourismusverbandes derzeit keinen Betreiber, der Skilift in Bad Lauterberg war den Angaben zufolge schon lange nicht mehr in Betrieb, weil die Schneelage nicht ausreichte. In Wernigerode im Zwölfmorgental gibt es derweil einen Schlepplift mit kleiner Abfahrt für Rodler und Skifahrer.
Revisionsarbeiten
Saisonbilanz: Wintersportler hatten am Wurmberg 45 Skitage
Blick in die Vergangenheit
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