Goslars Grundschüler fragen, Politiker und Verwalter antworten
Den Goslarer Politikern über die Schulter geschaut: Schülerinnen und Schüler aus Oker und der Altstadt schlagen zum Fragen im Schulausschuss auf. Foto: Heine
Der Goslarer Schulausschuss war extra ins größere Rammelsberghaus ausgewichen. Aber selbst dort wurde es eng. Schülerinnen und Schüler aus Oker und der Altstadt standen Schlange, um ihre Sorgen und Nöte bei Politik und Verwaltung vorzutragen.
Goslar. Willkommen bei Goslars Kommunalpolitikern: „Auf die Plätze, fertig, los“ hieß es für prächtig präparierte Schülerinnen und Schüler aus Oker und Goslarer Altstadt, die am späten Donnerstagnachmittag den Mitgliedern des Schulausschusses in der Kinder- und Jugendfragestunde mächtig auf den Zahn fühlten – zum wiederholten Mal und mit erwachsener Lehrkräfte- und Elternverstärkung. Im Mittelpunkt standen die Goethe- und die Okerschule, wo die rund 30 Kinder ihre Bildungsheimat haben.
„Das nächste Mal mieten wir das Kino“, wunderte und freute sich Vorsitzende Renate Lucksch (SPD) zugleich über die Vielzahl der jungen Zuhörer. Das Gremium war eigens ins größere Rammelsberghaus umgezogen. Aber auch dort platze der Sitzungssaal aus allen Nähten. Mitten hinein in die Sorgen und Nöte des Nachwuchses: „Warum gibt es eigentlich keine Klimaanlagen für Schulen?“, wollte Goetheschüler Giorgio wissen. 29,8 Grad Celsius im Klassen- und 33,6 Grad Celsius im Nebenraum, die Milan als konkrete Messdaten hinterherschob, sind schließlich kein Pappenstiel. Verwaltungsmann Sven Busse räumte ein, dass das Problem in heißen Sommern bekannt, aber noch nicht gelöst sei. Außen nur Jalousien anzubringen, helfe nicht viel weiter. Gerade laufe eine Abfrage bei den Schul- und Kita-Leitungen, wo es denn richtig heiß werde. Mobile Geräte, die die Räume herunterkühlen, könnten die Lösung sein. „Aber die brummen auch“, wies Busse auf Störgeräusche hin. Was tun? Für eine resolute Mutter keine Frage: Wenn doch im Stadtarchiv sogar „alte Bücher“ klimatisiert aufbewahrt werden, sei doch klar, wo Prioritäten liegen sollten. Ob Goslars Kulturpolitiker die historischen Schätze und einmaligen Kaiser-Urkunden des Mittelalters auch so einordnen? Vielleicht hilft eine Fragestunde dort weiter...
Was für eine kaputte Schule
Die Goetheschule, derzeit ohnehin ein Dauergast in GZ-Schlagzeilen zu Schulgrenzen und Anbauplänen, blieb im Brennpunkt. Der Schulhof? Ebenso viel zu klein wie die Klassenzimmer, sodass sich Kinder beim Spielen verletzten. In der Sporthalle ist der Boden locker, durch die alten Fenster weht der Wind, die Toiletten sind oft dreckig und stinken, und die Schlösser sind auch kaputt. „Wann wird renoviert? Wann bekommen wir unseren Werkraum zurück?“ Als Bruno, Ella, Katharina, Bela, Justus, Filipe, Bruno und Co. fleißig Mängel und Wünsche in Frageform vortrugen, fiel irgendwann aus SPD-Reihen die Gegenfrage, ob denn an dieser Schule überhaupt irgendetwas heil und funktional sei. Lucksch und Busse versuchten sich ebenso wie Schulen-Fachdienstleiterin Mara-Lena Macke und Oliver Heinrich als Goslars oberster Gebäudemanager in Antworten und Zusicherungen.
Wer ist als Nächstes dran? Der Nachwuchs ist beim Fragen in Warteposition. Foto: Heine
Okeraner Grundschülerinnen erinnerten an zugesagte Spielgeräte. Sie sollen laut Busse kommen, wenn das neue Gebäude steht. Den Hinweis, dass sich die Politiker „mehr für unsere Schulen interessierten“ sollten, garnierten drei Oker-Mädchen mit einem Bild, das Lucksch entgegennahm und zum Aufhängen für Mackes Büro empfahl. Und Moment mal: „Wir haben eine Frage für Frau Schwerdtner – kommt die noch?“ Bürgermeisterin Lucksch gestand brav ein: „Ich bin die zweite Garnitur.“ Aber Regie beim Antworten führte sie weiter. Was manchmal nicht ganz einfach war. Man müsste für den Bahnhof eine Einheit entwickeln, die „die Drogensüchtigen ins Irrenhaus bringt“, war ein Hinweis, der bei Dr. Christine Rose (SPD) als sachkundige Ärztin und Vorsitzende des Präventionsrates gut aufgehoben, um sensibel, altersgerecht und präventiv Freiheitsrechte in einer Demokratie zu erläutern. Sichere Schulwege, fremde Menschen, rücksichtslose Raucher, zu wenig Spielstraßen und Skaterparks – Goslar hat (auch) in Kinder-Augen einigen Nachholbedarf.
Pausenhof wird gesperrt
Was konkret ansteht: Von Schülerin Lisa auf ältere Kinder angesprochen, die auf dem Pausenhof der Goetheschule rauchten sowie Müll und Scherben hinterließen, kündigte Macke an, diesen Bereich nach Absprache mit der Schulleitung künftig auch nachmittags für die öffentliche Nutzung zu sperren: „Schade, aber das stört den Schulbetrieb.“ Nach einer guten Dreiviertelstunde versiegte langsam der Fragefluss. Erol Gültepe (SPD) hätte wohl gern noch weitergemacht. Als die Politiker später Fragen an die Verwaltung stellen durften, vermisste er eine Teilnahme älterer Jugendlicher. Angesichts von insgesamt zweieinhalb Stunden Sitzungsdauer regte andersherum Rüdiger Wohltmann (Linke) an, das Programm mit Fragestunde und den Berichten der verschiedenen Beauftragten irgendwie zu „entzerren“. Was politisch auf den Weg zu bringen war, fiel an diesem Tag nämlich zeitlich am schlankesten aus.
Copyright © 2025 Goslarsche Zeitung | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.