Schroederstollen bei Klein Döhren: Fahrt in die Vergangenheit
Astrid und Stefan Dützer erfüllen sich mit dem Schroederstollen-Projekt einen Lebenstraum. Foto: Leifeld
Vor fast 20 Jahren erwarben die bergbaubegeisterten Eheleute Stefan und Astrid Dützer einen ehemaligen Förderstollen bei Klein Döhren. Sie wollen ihn zum Besucherstollen ausbauen. In diesen Tagen feiern sie ein besonderes Ereignis.
Döhren. Ein bergbauhistorisches Ereignis, das sicherlich kaum jemand vor Augen hat, führte einen verwegenen Tross, um den leidenschaftlichen Bergbau-Ingenieur Stefan Dützer, in diesen Tagen in die Dunkelheit. Dort, wo jede Exkursion für herkömmliche Gäste des Besucherstollens bei Klein Döhren nach 800 Metern endet, ist noch lange nicht Schluss und führt die Stollen-Eigentümer Stefan und Astrid Dützer, mit Jörg Wurm und Holger Dudei als Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Schroederstollen und Pressebegleitung weitere 400 Meter über absolut unwegsames Gelände zum gewünschten Ort der Historie.
100 Jahre Schroederstollen
„Wir möchten das 100-jährige Jubiläum der Fertigstellung des Schroederstollens am originalen Ort würdigen“, hatte der Eigentümer einige Tage zuvor eine überraschende Einladung ausgesprochen: Gemeint war der Stollendurchbruch zum Schacht Georg-Friedrich im März 1925.

Ab hier ist der Weg für gewöhnliche Besucher versperrt. Foto: Leifeld
Galt die Einladung einer „Stollenbefahrung“ würden sich Bergbau unerfahrene Teilnehmer sicher überrascht zeigen, denn gefahren wurde – trotz mehrere Grubenbahnloks auf dem historischen Bergbaugelände – nicht. Und das lag keineswegs an einem, im Stollen fehlenden Gleisbett.
Wenn ein Bergmann sagt, er fährt, geht er zu Fuß, wissen Bergbaukenner. Aber Obacht: Eine „Fahrt“ würde eine Leiter beschreiben, aber Höhenunterschiede, für die solche „Fahrten“ erforderlich gewesen wären, mussten im ehemaligen Förderstollen nicht überwunden werden. Krackseln in Gummistiefeln war aber durchaus gefordert. Und auch ein Helm mit Grubenlampe war vorgeschrieben. Nach einem gut einstündigen, hier und da sehr unwegsamen Fußmarsch, war das Ziel erreicht.

Die Bergmänner von 1925. Foto: Privat
„Ziel des Stollenbaus war es, das in der Schacht Georg-Friedrich abgebaute Erz mit Förderwagen zum Grubenbahnhof bei Groß Döhren zu transportieren und von dort umzuladen und mit der Grubenbahn, einer Schmalspurbahn, in richtig Salzgitter-Voßpaß zu befördern. Von dort ging das Erz zur Ilseder Hütte bei Peine“, beschrieb der 60-jährige Dützer die Idee der Vorväter zum Stollenbau. Der Stollen selber lieg in der Gemarkung Klein Döhren. 1925 wurde er in Betrieb genommen.

Angekommen (v.l.): Astrid Dützer, Stefan Dützer, Jörg Wurm und Holger Dudei am ehemaligen Durchschlag. Foto: Leifeld
Bis zum Stollenbau wurde das im Schacht Georg-Friedrich geförderte Eisenerz auf die westliche Seite des Salzgitterschen Höhenzugs nach Dörnten geschafft, dort umgeladen und mit der Reichsbahn weitertransportiert. „Das war aber auf die Dauer viel zu teuer und so entstand die Idee des eigenen Förderstollens“, fasste Dützer zusammen. 1922 ließ die Direktion der Ilseder Hütte die Vorhaben für das große Projekt unter dem Namen „Tunnel Dörnten - Döhren“ anlaufen. Im Herbst 1922 erfolgten die ersten Arbeiten von zwei Seiten. Gearbeitet wurde zumeist mit drei Mann in sechs Stunden je Schicht, der Vortrieb betrug täglich zwei Meter, einschließlich Ausbau und das Legen der Gleise.
Durchschlag erfolgte im März 1925
Rückschläge gab es, beispielsweise durch Wassereinbrüche und geologische Besonderheiten, immer wieder. Am 10. März 1925 erfolgte der Durchschlag des Stollens. Die Stollen der aufeinander zuarbeitenden Arbeitsgruppen passten in der Lage und Höhe sehr genau, was damals ein anerkannter Erfolg für die Arbeit der Bergmänner war. „Alle Arbeitsleitungen und geologischen Aufschlüsse in Betracht gezogen, ist der Bau des Förderstollens auch aus heutiger Sicht noch immer als ein besonderes Ereignis zu betrachten“, erinnerte Stefan Dützer. Der Stollen und die Anschlussbahn von Döhren nach Salzgitter wurden zu einem nutzbringenden Bestandteil der Ilseder Hütte.

Vergessenes Arbeitsgerät Foto: Leifeld
Doch der Lauf der Geschichte sollte ein anderer werden: 1968 schlossen die Gruben im Liebenburger Bereich des Salzgitterschen Höhenzuges. Nicht nur Georg-Friedrich, auch Ida bei Othfresen und Fortuna bei Groß Döhren. Die Erzbahnstrecke wurde binnen kurzer Zeit zurückgebaut und ihre Brücken größtenteils abgerissen. Heute sind bei Spaziergängen durch die Liebenburger Wälder die Spuren der Bergbauvergangenheit nicht mehr für jedermann sofort erkennbar. Vor allem bei jüngeren Menschen droht die für die Region einst so bedeutende Bergbauvergangenheit in Vergessenheit zu geraten.

Wo der Zahn der Zeit nagt, verbiegt die Kraft des Berges sogar Stahlträger. Foto: Leifeld
Eine Entwicklung, der Bergbau-Ingenieur Stefan Dützer mit den Mitgliedern der Arbeitergemeinschaft Schroederstollen seit nunmehr fast 20 Jahren entgegenwirkt. 2006 erwarben die Eheleute aus Gebhardshagen den verrotteten und von vielen Mitbürgern vergessenen Schroederstollen. Seither sind sie mit einer unglaublichen Arbeitsleistung im Einsatz.
„Samstags sind wir immer da“
Erklärtes Ziel ist es, den ehemaligen Förderstollen – auf seinen rund 1500 Metern Länge bis zum Durchbruch – bergbauinteressierten Besuchern und gerne auch Geologen zugänglich zu machen. Der Part hinter dem Durchschlag gehört den Dützers nicht.
Ein beliebtes Ausflugsziel ist bereits heute der Grubenbahnhof, auf dem die Dützers regelmäßig zu Veranstaltungen einladen und bei angekündigten Fahrertagen gerne ihre umfangreiche Sammlung an Gruben- und Feldbahnen präsentieren.

Der Durchschlag im März 1925 war ein Meilenstein für den Bergbau bei Döhren. Foto: Privat
Apropos Veranstaltungen: Wird es 2025 ein Event geben? „Etwas Großes ist in diesem Jahr nicht geplant. Wir haben Fördergelder in Aussicht und wollen 400 Meter Gleisbett verlegen. Das wird uns das ganze Jahr beschäftigen. Wir sind aber jeden Samstag hier und freuen uns immer über Besucher – und natürlich auch über Helfer“, erzählte Dützer. Für das kommende Jahr ist ein großes Fest geplant, anlässlich des 20-jährigen Starts am Schroederstollen.
Mehr Informationen, Kontaktdaten und alle Termine zu dem besonderen Projekt hält er unter www.schroederstollen.de parat.