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Nur Graffiti-Sprayer stören

GZ Plus IconKriminalität: Bad Harzburg ist ein ruhiges Pflaster

Ärgerlich, aber vergleichsweise harmlos: Bad Harzburg hat 2024 mit einem Anstieg an Graffiti-Schmierereien zu kämpfen. Ansonsten aber sinkt die Zahl der Straftaten.

Ärgerlich, aber vergleichsweise harmlos: Bad Harzburg hat 2024 mit einem Anstieg an Graffiti-Schmierereien zu kämpfen. Ansonsten aber sinkt die Zahl der Straftaten. Foto: Raksch/GZ-Archiv

Hin und wieder kommt es auch im beschaulichen Bad Harzburg zu spektakulären Polizeieinsätzen. Die meiste Zeit über ist die Stadt aber ein ruhiges Pflaster. So war das laut Polizei auch 2024. Die Zahl der Straftaten sank – bis auf eine Ausnahme.

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Von Christoph Exner
Dienstag, 08.04.2025, 08:00 Uhr

Bad Harzburg. Für Bad Harzburger Verhältnisse gab es in den vergangenen Monaten den einen oder anderen spektakulären Polizeieinsatz in der Stadt. Da war im September beispielsweise der Tote in einem Auto in der Ilsenburger Straße oder jüngst die Cannabis-Plantage, die von den Beamten in der Herzog-Julius-Straße sichergestellt wurde. Gibt es in der Stadt also viel Kriminalität? Im Gegenteil. Für 2024 verzeichnet die Polizei in ihrer Statistik nämlich einen deutlichen Rückgang: 1401 Straftaten wurden gezählt, 352 weniger als noch 2023.

Größere Einsätze wie die genannten mögen den Eindruck verzerren. Beim Toten im Auto handelte es sich um einen Suizid infolge eines Familien-Dramas, das jedoch in Wolfsburg seinen Anfang nahm und deshalb auch in die dortige und nicht in die Bad Harzburger Kriminalitätsstatistik einfließt. Und den Fall der Cannabis-Plantage werden viele noch im Bewusstsein haben, weil er eben erst vor Kurzem passiert ist, damit allerdings auch nicht mehr in die Statistik für das Jahr 2024 einfließt.

Insel der Ruhe

Das echte Leben ist aber schließlich auch kein Krimi. In der Regel hat es die Polizei eher mit verhältnismäßig kleineren Einsätzen zu tun. Ob Körperverletzung, häusliche Gewalt, Nötigung, Bedrohung oder Nachstellung – in nahezu allen Bereichen ist die Zahl der Straftaten 2024 gesunken. Wobei es insbesondere in den Fällen, in denen es um sexualisierte Gewalt geht, nicht immer auch zu Anzeigen komme, erklärt der Leiter des Polizeikommissariats Bad Harzburg, Martin Görlich. Da dürfte die Dunkelziffer entsprechend hoch sein.

Im ganzen Jahr gab es gerade mal drei Raubüberfälle auf offener Straße, politisch motivierte Straftaten gab es ebenfalls kaum, und auch Angriffe auf Polizei, Rettungskräfte oder Feuerwehr ließen sich an einer Hand abzählen. In den vergangenen zehn Jahren ist die Kriminalität in der Kurstadt damit unter dem Strich immer weiter zurückgegangen, auch wenn es 2022 und 2023 zeitweise auch mal wieder einen leichten Anstieg gegeben hatte. Im Vergleich zu anderen Städten ist Bad Harzburg also ein ruhiges Pflaster, hier „darf man sich sicher fühlen“, freut sich Görlich. Das mag zu einem Teil daran liegen, dass die Polizei nach wie vor Aufklärungs- beziehungsweise Präventionsarbeit unter Jugendlichen wie unter Senioren leistet. Inwiefern diese am Ende tatsächlich Erfolg bringt, lasse sich jedoch nicht messen, gibt Görlich zu.

Auch Kinder sind Täter

Ganz besonders stark ist der Rückgang laut Statistik bei den Diebstählen, konkret bei jenen unter erschwerenden Umständen, also wenn Täter etwas aufbrechen mussten, um an ihre Beute zu kommen. Solche Einbrüche, beispielsweise in Banken, Postfilialen oder Ähnlichem, sanken von 79 auf 40 Fälle. Diebstähle unter erschwerenden Umständen im Privatraum, beispielsweise in Boden- oder Kellerräumen, Waschküchen, aus Rohbauten oder von Baustellen, sanken von 35 auf gerade mal noch 3 Fälle. Je besser Gebäude gesichert werden, desto schwerer haben es Täter offenkundig, in sie einzudringen.

Einen Mord gab es in Bad Harzburg schon seit langer Zeit nicht mehr, wohl aber sogenannte Straftaten gegen das Leben, bei denen Täter den möglichen Tod von Personen billigend in Kauf nehmen. Im vergangenen Jahr kam das in Bad Harzburg einmal vor: Im Juli hatte ein Betrunkener von einer Brücke einen größeren Stein auf die Bundesstraße 4 geworfen. Zu Schaden kam dabei glücklicherweise niemand.

DIE STATISTIK IN ZAHLEN

-Fälle gesamt: 1401 (Vorjahr 1753)

-Straftaten gegen das Leben: 1 (3)

-Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung: 34 (36)

-Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit: 259 (354)

-Diebstahl 386 (496), davon Diebstahl ohne erschwerende Umstände: 253 (269); Diebstähle unter erschwerten Umständen: 94 (227)

-Vermögens- und Fälschungsdelikte: 229 (236)

-Sonstige Strafbestände/strafrechtliche Nebengesetze 492 (628)

-Gewalt beziehungsweise Widerstand gegen Polizeibeamte, Feuerwehr und Rettungsdienst: 10 (11)

-Auflärung: 65,81 Prozent (66)

Unter den Tatverdächtigen stach laut Statistik keine Altersgruppe übermäßig hervor. Die meisten Straftaten wurden Personen zwischen 30 und 39 Jahren angelastet, aber auch drei Kinder unter zehn Jahren waren dabei. Der Anteil Tatverdächtiger mit deutscher Staatsangehörigkeit ist im Vergleich zu 2023 noch einmal um gut 4 auf jetzt 84,92 Prozent gestiegen; 73,5 Prozent aller Tatverdächtigen waren Männer. Auch hier stieg der Anteil im Vergleich zum Vorjahr um 3,5 Prozent.

Sachbeschädigungen durch Graffiti nimmt zu

Auffällig zugenommen hat dagegen einzig die Zahl an Sachbeschädigungen durch Graffiti. 49 zählte die Polizei im vergangenen Jahr, so viele wie zuletzt 2016. Im Vergleich zu 2023 hat sich die Zahl der Fälle damit mehr als verdoppelt.

Im Februar hatten die Beamten drei Tatverdächtige aus Langelsheim, Goslar und Bad Harzburg im Alter zwischen 17 und 25 Jahren schnappen können. Sie waren damals gerade dabei gewesen, nachts mit einer Spraydose die Rückwand eines Buswartehäuschens am Bahnhofsplatz zu „bemalen“. Darüber hinaus hatten sie ein Wahlplakat dabei, das sie laut Polizei zuvor irgendwo abgerissen haben dürften. Gegen die drei jungen Männer werde derzeit ermittelt, berichtet Kommissariatsleiter Görlich. Es werde geprüft, welche der Schmierereien ihnen zugeordnet werden können.

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