Zähl Pixel
Spendentour durch Kroatien

GZ Plus IconSeesener fahren auf dem Moped 1250 Kilometer durch den Balkan

Die vier Harzer Moped-Fans stehen nicht auf starke Motoren und Höchstgeschwindigkeit, sondern auf die Herausforderung, überhaupt anzukommen.

Die vier Harzer Moped-Fans stehen nicht auf starke Motoren und Höchstgeschwindigkeit, sondern auf die Herausforderung, überhaupt anzukommen. Foto: Schumann

Die selbsternannten „Ibupropheten“ aus Seesen und Wernigerode haben auf betagten Mopeds den Balkan durchquert – mit Pannen, Teamgeist und einer klaren Mission: Spenden sammeln für Kinder in Albanien.

Von Jörg Kaspert Sonntag, 28.09.2025, 10:00 Uhr

Seesen. Die nicht mehr ganz jungen Kerle nennen sich selbstironisch „Ibupropheten“. Sie haben dieses Mal fünf Länder auf dem Balkan durchquert. Wer dabei nur 50 Kubikzentimeter Hubraum unterm Hintern hat, weiß, worauf es ankommt: nicht auf Geschwindigkeit, sondern auf den Spaß am Schrauben bei jedem Wehwehchen des kleinen Motors.

Unter dem Motto „Hinkende Männer auf Spendentour durch Kroatien“ traten sie beim Moped Rodeo an. Steffen Horn, Michael Reinecke und Andre Paul aus Seesen sowie Frank Probst aus Wernigerode knatterten auf Zweitaktern durch den Balkan. Dabei sammelte das Team Spenden für das Projekt „Kind sein dürfen 2025“, bei dem es um Kinderbetreuung in Albanien geht. „Wir sammeln für die Aufrechterhaltung der liebevollen Betreuung bedürftiger Kinder in der Tagesstätte von Fushe Arrez. Wir nutzen die Aufmerksamkeit für Mopeds, um dafür zu werben.“

Anreise auf dem Anhänger

Zunächst reisten die Vier mit ihren Mopeds nur auf einem Anhänger nach Österreich, um ihre Lieblinge zu schonen. In Lessach bei Villach folgte der Startschuss. 130 Moped-Fans trafen dort ein.

Die Tour wird mit einem Roadbook geführt. Dieses Buch führt die Teilnehmer in acht Etappen über Slowenien, Kroatien, Bosnien, Italien und zurück nach Österreich. „Wir fuhren auch auf Straßen, die ein normaler Tourist nie befahren würde. Auf der steilsten Straße haben wir unser Gefährt ausgiebig bei der Bergauffahrt getestet. Nebenbei können Challenges, also Aufgaben erfüllt werden, die in einer Punktewertung am Ende zu Gewinnen wie Rallye-Gutscheine, Teddybären und Urkunden führen können.“

Pannen gehören dazu

Die vier Harzer schlagen sich herum mit gerissenen Gaszügen, defekten Benzinschläuchen und ausgefallenen Lampen. Die älteste Maschine ist eine 1967er-Zündapp Sport Combinette, die nur mithilfe anderer Teams repariert werden konnte, weil ein Radlager des Hinterrades nicht im Gepäck war. „Auch die Simson SR50 und die zwei Piaggio Roller sind über 30 Jahre alt. Sie haben ihre kleinen Macken. Ein abgefallener Auspuff war da das kleinste Problem. Eine Hinterradbremse wurde an einem Checkpoint in Slowenien kurzerhand mithilfe anderer Teams erneuert. Die Kupplung, die am letzten Tag nur noch minimal funktionierte, wird dann doch lieber erst zu Hause repariert.

An solchen attraktiven Checkpoints treffen sich viele Teams auf der Strecke.

An solchen attraktiven Checkpoints treffen sich viele Teams auf der Strecke. Foto: Privat

Der Verschleiß auf den bis zu 30 Prozent ansteigenden Pässen ist schwerwiegend. Die Zündapp musste hier kapitulieren, Steffen musste einen anderen Weg wählen. Das alles ist aber nicht schlimm, denn spätestens am Abend treffen wir uns an den Checkpoints mit vielen anderen Teams wieder. Dann wird in der Nähe eine trockene Herberge gesucht – fertig ist der Tag.“

Völlig durchnässt

Das Wetter spielte an zwei Tagen nicht mit. „Ausgerechnet an einer der schönsten Passagen regnete es in Strömen. Wir wurden bis auf die Unterhose nass, weil an der Küstenstraße von Karlobag nach Stinica ein Unwetter ausbrach. Bei Ankunft an der Fähre zur Insel Rab schien aber wieder die Sonne. Sie trocknete uns ab. Schon am nächsten Tag gab es bei Sonnenschein wieder lockeres Sightseeing auf der Insel. Weiter ging es mit der Fähre auf die kroatische Insel Krk.“

Eine Woche lang sitzt das Team jeden Tag mindestens zehn Stunden auf dem Moped. Tagesetappen sind bis zu 290 Kilometer lang. Am Ende sind es rund 1250 Kilometer. Am letzten Tag fahren die Mopeds auch noch durch die Massen der „European Bike week“, dem größten Harley-Davidson-Treffen Europas.

Am Ziel in Lessach treffen sich alle Teilnehmer zu einer kurzen Parade, um gemeinsam durch das Ziel zu fahren. Die Ibupropheten belegen mit ihrer Punktzahl den 8. Platz. „Damit sind wir ganz zufrieden. Durch viele kleine Pannen konnten wir ja nicht an jeder Challenge teilnehmen.“

Ihre Spendensammlung erzielt 410 Euro für Kinder in Albanien. „Eine Neuauflage als Ibupropheten ist in zwei Jahren angedacht.“

Weitere Themen aus der Region