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Tipps von Profis und Naturschützern

GZ Plus IconWo sollen die Bad Harzburger mit dem Herbstlaub hin?

Massenweise fällt dieser Tage Laub an. Wo sollen die Bad Harzburger damit hin? Und ist der Laubbläser wirklich das Mittel der Wahl?

Massenweise fällt dieser Tage Laub an. Wo sollen die Bad Harzburger damit hin? Und ist der Laubbläser wirklich das Mittel der Wahl? Foto: picture alliance/dpa

Laub, Laub und noch mehr Laub. Was muss weg, was darf liegen bleiben? Was sagen Profis und Naturschützer dazu? Die GZ erklärt, warum der Laubbläser nicht immer das beste Mittel ist und wie der Klimawandel das Ganze noch erschwert.

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Von Holger Schlegel
Samstag, 18.10.2025, 12:00 Uhr

Bad Harzburg. Momentan verabschiedet sich der Herbst von den Bäumen und überall auf dem Boden liegen Blätter. Im Wald sieht das schön aus, aber was ist mit dem heimischen Garten? Wohin mit der enormen Biomasse? Und wie sieht es mit den Gehsteigen aus? Liegen lassen, bis es verrottet? Wie gehen die Profis vom Bauhof mit dem Laub um? Und ist es aus Naturschutzsicht überhaupt ratsam, auch noch das letzte Blatt wegzusammeln? Die GZ hat nachgefragt und gibt Tipps.

Die Gesetzeslage

Das Problem kennt jeder Hausbesitzer: Jetzt im Herbst häuft sich das Laub, das zuvor noch golden an den Bäumen leuchtete, im Garten und auf dem Gehsteig. Besonders ärgerlich ist, wenn man selbst gar keinen Baum auf dem Grundstück hat. Aber egal, woher es kommt: Das Laub muss vom Fußweg weg.

Grundlage für die Pflicht, den Gehsteig vom Laub zu befreien, ist wie in so vielen Fällen die „Verordnung über Art, Maß und räumliche Ausdehnung der Straßenreinigung in der Stadt Bad Harzburg“. Darin geht es auch um das Sauberhalten der Gehsteige von Schmutz, Papier, Unrat, Schnee, Streugut nach dem Schnee und eben auch Laub.
Sieht ja schön aus, macht aber letzten Endes viel Arbeit.

Sieht ja schön aus, macht aber letzten Endes viel Arbeit. Foto: Schlegel

Dabei spielt es keine Rolle, woher das Laub stammt oder wem der Baum gehört, von dem es herabfällt.

Laut Ordnungsamt ist es daher nicht erlaubt, die Blätter einfach zum Nachbarn zu schieben – es sei denn, der hat ausdrücklich zugestimmt. Ebenso wenig darf man das Laub in die Gosse harken, damit es die Kehrmaschine aufsaugt. Auch in Gräben, Gullys oder auf Baumscheiben hat es nichts verloren.

Laub gilt als Gartenabfall und muss in die Biotonne oder in spezielle Biosäcke, die es im Rathaus zu kaufen gibt. Wer keine Biotonne hat, muss das Laub anderweitig ordnungsgemäß entsorgen.

Wie auch immer: Das Laub muss weg. Und das ist nicht nur eine Frage des Stadtbildes, sondern auch der Sicherheit. Nasses oder gefrorenes Laub kann schnell rutschig werden. Und das ist gefährlich.

Was macht der Bauhof?

Wenn schon Privatleute über die viele Arbeit mit dem Laub stöhnen, was sollen dann erst die Profis sagen? Die Hausmeister, die Gartenbetriebe oder der Bauhof? Dort sind die Männer und Frauen um Bauhofleiter Olaf Bewersdorf derzeit fast ausschließlich mit Laub beschäftigt, von Montag bis Freitag, teilweise auch am Samstag.

Die Kehrmaschinen sammeln in diesen Tagen pro Tag zusammen 46 Kubikmeter Laub auf.

Die Kehrmaschinen sammeln in diesen Tagen pro Tag zusammen 46 Kubikmeter Laub auf. Foto: Schlegel

Die drei Kehrmaschinen werden täglich viermal geleert, das ergibt rund 46 Kubikmeter Laub pro Tag. Und es wird noch mehr, sagt Bewersdorf: „Die Bäume sind noch voll.“ Ein Problem seien dabei die Rinnsteine. Wenn Grundstückseigentümer sie mit Laub vollgeschüttet haben, stoßen die Kehrmaschinen schnell an ihre Grenzen. Bewersdorf erinnert an die Gesetzeslage: Jeder ist für das Laub auf seinem Grundstück verantwortlich, egal von welchem Baum es stammt. Und es muss (siehe oben) entsorgt werden und darf nicht auf der Straße beziehungsweise im Rinnstein landen.
Der Herbst ist für den Bauhof auch die Zeit für Baumpflegearbeiten.

Der Herbst ist für den Bauhof auch die Zeit für Baumpflegearbeiten. Foto: Schlegel

Zusätzlich sind Fußkolonnen unterwegs, die das Laub zusammenharken oder mit Blasgeräten sammeln und mit kleinen Lkw abtransportieren. Auch in den Parks wird Laub beseitigt. Aber nicht überall. An manchen Stellen lässt der Bauhof Haufen liegen, als Winterquartier für Igel.

Außerdem werden im Herbst rund 4000 Gullys im Stadtgebiet gereinigt. Sind sie voller Laub, kann Regenwasser nicht mehr abfließen. Bei Hochwasserlagen wird das schnell kritisch.

Und es gibt noch mehr zu tun: Die Baumkolonnen schneiden abgestorbene Äste heraus oder fällen kranke Bäume. Der Klimawandel setzt vielen Gewächsen zu. „Die Bäume leiden unter dem Wassermangel und müssen regelmäßig gegossen werden“, sagt Bewersdorf. „Auch jetzt ist es eigentlich noch zu trocken.“

Sein Ziel: „Wir wollen mit allem fertig sein, bevor der Winter einbricht. Denn Laub im Schnee ist doof.“

Der Naturschutzaspekt

In den Augen von Annett Jerke, der Kreisvorsitzenden des Naturschutzbundes Nabu, sieht die Sache mit dem Laub ganz anders aus – zumindest im heimischen Garten. Sie sagt: „Laub sollte man im Garten lassen.“ Und das aus guten Gründen:

Motorisierte Laubsauger richten enorme ökologische Schäden an. Sie arbeiten mit Luftgeschwindigkeiten von bis zu 160 Stundenkilometern und Saugleistungen von etwa zehn Kubikmetern pro Minute. Millionen Kleinstlebewesen werden dadurch eingesogen und zerstückelt. Käfer, Spinnen, Tausendfüßer, Asseln und Amphibien können dem Sog kaum entkommen. Geräte mit Häckselfunktion zerschneiden die Tiere meist sofort. Hinzu kommen Lärm und Abgase, die Mensch und Umwelt belasten.

Stattdessen rät Jerke, Laubhaufen für Igel und andere Tiere als Winterquartier aufzuschichten. Laub kann zusammen mit anderen Gartenabfällen kompostiert werden, es entsteht wertvoller Humus. Wer Beete und Gehölze mit Laub mulcht, schützt den Boden vor Austrocknung und Frost. Laub eignet sich auch als Frostschutz für empfindliche Pflanzen oder Kübel. Und schließlich kann man es wunderbar zum Basteln verwenden, etwa mit Kindern, für Herbstdekorationen oder Naturprojekte.

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