Kreistag Goslar genehmigt Natureingriffe im Harz

Eines von vier Fundamenten auf dem Bocksberg, die mit Duldung des Landkreises Goslar im Landschaftsschutzgebiet entstanden. Foto: Privat
Der Kreistag in Goslar hat den Weg für Tourismusvorhaben in Hahnenklee, Braunlage und Bad Harzburg geebnet. Wegen der Eingriffe in die Natur gab es Kritik. Für die Projekte müssen Flächen aus dem Landschaftsschutzgebiet entlassen werden.
Goslar. Der Kreistag in Goslar hat den Weg für Tourismusvorhaben in Hahnenklee, Braunlage und Bad Harzburg geebnet. Für alle drei Projekte müssen Flächen aus dem Landschaftsschutz entlassen werden. Auch weil sich solche Befreiungen vom Schutzstatus häufen, gab es dazu Diskussionen.
Die Grünen, die mit der SPD eine Zählgemeinschaft bilden, stimmten ebenso gegen die beantragten Entlassungen aus dem Landschaftsschutz wie die Linken-Fraktion und die Bürgerliste/WGL. Aus der CDU stimmte die Bad Harzburger Kreistagsabgeordnete Gesine Kirschke dagegen, den Schutzstatus aufzuheben. Dennoch fand sich für die Beschlussvorlagen jeweils eine Mehrheit. Diese beschloss für das Vorhaben im Kalten Tal in Bad Harzburg die Landschaftsschutzgebietsverordnung zu ändern, es ist die 15. Änderung seit 2010. Für die anderen beiden Projekte in Braunlage und Hahnenklee sollen die entsprechenden Änderungsverfahren eingeleitet werden.
Planänderungen für Parks
In Bad Harzburg soll im Kalten Tal anstelle des in die Jahre gekommenen Hochseilparks „Skyrope“ eine Wipfel-Erlebniswelt gebaut und der Märchenwald saniert und zu einem Märchen- und Sagenpark entwickelt werden. Als Ausgleich ist geplant, an der Rennbahn eine Fläche in das Landschaftsschutzgebiet aufzunehmen.
Am Bocksberg will Investor Heiko Rataj unter anderem einen begehbaren Steg (Skywalk) bauen. Dazu hatte es Mitte September im Bauausschuss Kritik von den Grünen gegeben, weil Rataj bereits Fundamente in den Boden gebracht hatte, als das Gelände noch unter Landschaftsschutz stand. Besonders gerügt wurde, dass dies im Einvernehmen mit dem Landkreis geschah. Die Grünen-Fraktion griff dies in einer Anfrage im Bauausschuss an die Verwaltung auf. In der mittlerweile vorliegenden Antwort heißt es unter anderem, „die einschlägigen Beteiligungs-Vorschriften des Baurechtes“ würden den „rechtlichen Rahmen für das Vorgehen des Landkreises Goslar“ bilden. Linken-Kreistagsabgeordneter Rüdiger Wohltmann erklärte in der Debatte, ihn erstaune die Antwort.
Hotel mitten in der Natur
Das dritte Vorhaben sieht vor, das Hotel „The Hearts“ in Braunlage um Waldhäuser (Natur Home) zu erweitern. Von „20 bis 24 Einheiten“ ist die Rede, die „eng in die Natur eingebunden werden“ sollen.
In der Debatte beklagte Detlef Vollheyde von der Bürgerliste/WGL, dass aufgrund von Planungen für Tourismusprojekte immer wieder Landschaftsschutzgebiete „angeknabbert“ würden. Er halte es zudem für anmaßend, abwägen zu wollen, ob ein Eingriff angemessen sei und welcher Ausgleich sinnvoll sein könnte. Für steigende „gastronomische Umsätze“ würden Eingriffe in die Natur inklusive einer „zunehmenden Vermüllung“ in Kauf genommen. Vollheyde lobte die Grünen, die sich „nun endlich besonnen“ hätten, weil sie gegen die Entlassungen aus dem Landschaftsschutzgebiet gestimmt hätten. Die Natur und der Umweltschutz seien stets nur „zweiter Sieger“ und würden „geringschätzig behandelt“. Er warte auf den Moment, der eine Kehrtwende bringe.
Kritische Nachfrage von Grünen-Fraktionssprecher
Vollheydes Kritik trat der SPD-Kreistagsabgeordnete Stefan Grote vehement entgegen. Jeder Mensch hinterlasse „einen ökologischen Fußabdruck“, das sei ihm bewusst. In diesem Fall gehe es aber „um Eingriffe im Mikrobereich“, zudem würden „Ausgleichsflächen geschaffen“. Und die Situation in Braunlage sei kompliziert, weil
das Landschaftsschutzgebiet in Braunlage bis zum Rathaus reiche. Grote fragte außerdem: „Wollen wir den Tourismus ausbremsen?“
Der aus Bad Harzburg stammende Sozialdemokrat Henning Franke warb schließlich für das Vorhaben im Kalten Tal. Von dem Projekt und der touristischen Entwicklung in der Stadt würden „ganz viele Menschen profitieren“. Die Goslarerin Annett Eine, SPD-Fraktionssprecherin, hatte sich für das Bauvorhaben auf dem Bocksberg ausgesprochen: „Wir setzen den Schutz der Natur nicht leichtfertig aufs Spiel.“
Mathias Schlawitz, Fraktionssprecher der Grünen, sagte, seit mehreren Jahren werde über Landschaftsschutz und Tourismus diskutiert. Er fragte, warum für solche Vorhaben nicht die bestehenden „T-Zonen“ genutzt würden, die für touristische Nutzungen vorgesehen seien. Mit Blick auf die Vorgänge in Hahnenklee sagte er: „Es ist schwer zu akzeptieren, dass Bauvorhaben vorab erfolgen.“
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