„Untragbare Zustände“: Eltern beschweren sich über Schließzeiten
Über die vermehrten spontanen Kürzungen der Betreuung in der Dörntener Kindertagesstätte „Wirbelwind“ beschweren sich die betroffenen Eltern. Die Kita-Leitung wusste bis vor Kurzem nichts über den wachsenden Unmut. Foto: Gereke
Verkürzte Öffnungszeiten, zu teures Essen und ein unausgewogenes Angebot: Eltern von Kindern in der Kita „Wirbelwind“ in Dörnten beschweren sich. Wie sieht es in anderen Einrichtungen aus? Die GZ hat nachgefragt.
Nordharz. Viel Wind gibt es um den Dörntener Kindergarten „Wirbelwind“. Mehrere Eltern sind verärgert, weil verkürzte Betreuungszeiten kurz vorher erst mitgeteilt wurden in den vergangenen Wochen, die Schließzeiten in den Ferien ihrer Meinung nach zu lang sind und das Essensangebot zu teuer ist. Kita-Leiterin Juliane Richter zeigt sich eher überrascht über die Vorwürfe. Die Eltern hätten sie nicht darauf angesprochen. Auch ein Vergleich mit anderen Kitas im Nordharz nimmt den Argumenten der Eltern den Wind aus den Segeln.
Das Hauptanliegen der Eltern sind die „spontanen und wiederkehrenden Verkürzungen der Betreuungszeiten“. Insgesamt fünf Termine haben die Eltern festgehalten in diesem Jahr, an denen die Zeiten von acht Stunden am Tag auf sechs Stunden verkürzt worden. Angekündigt habe die Kita-Leitung das teilweise weniger als 24 Stunden vorher. „Die beruflichen Konsequenzen für die Eltern werden dabei völlig außer Acht gelassen“, sagt Alexander Roick im Namen aller Eltern.
Florian Bergmann, pädagogischer Geschäftsführer vom Kita-Verband Goslar, und Kita-Leitung Richter müssen dafür um Verständnis bitten. In diesem Jahr sei es durchaus zu kurzfristigen Kürzungen gekommen aufgrund von personellen Ausfällen. Doch es blieb ihnen nichts anderes übrig: „Nach sechs Stunden wird eine Pause vorgeschrieben. Das konnten wir dann aber nicht einhalten. Deswegen blieb uns nichts anderes übrig, als die Zeiten zu verkürzen“, sagt Richter. In dem Bereich habe sich das Kita-Gesetz zuletzt auch verschärft.
Innerhalb einer Woche sei wohl in diesem Jahr auch einiges zusammengekommen. Ein Brückentag, ein Seminartag ohne Betreuung und ein Tag mit Verkürzung. „Das sind die Eltern von uns nicht gewohnt. Eigentlich reduzieren wir selten“, versichert Richter. Im Mai habe sie auf einer Elternvertretersitzung auch vorher angekündigt, dass es zu einer spontanen Kürzung kommen könnte. Dies traf zu. „Auf der Sitzung hat sich aber damals niemand zu einem Problem zu Wort gemeldet.“
Bergmann fügt hinzu, dass die kurzfristigen Änderungen grundsätzlich eine Ausnahme seien und „ausschließlich auf zwingende betriebliche Erfordernissen beruhen“. Und weiter: „Solche Maßnahmen werden stets mit dem Ziel getroffen, die Betreuung unter Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben – insbesondere hinsichtlich der Arbeitszeiten und Pausenzeiten des Personals – sicherzustellen“.
An Seminartagen geschlossen
Dass die Betreuung an einem Seminartag komplett entfällt, wie Richter es schon benannt hat, können die Eltern nicht verstehen. Die Eltern denken, es wäre besser, das Personal aufzuteilen. „Es kann nicht sein, dass immer wieder alle Erzieher gleichzeitig abwesend sind und die Eltern die Konsequenzen tragen müssen“, machen sie ihren Unmut deutlich.
Für effektiv hält Richter diese Idee nicht unbedingt. Fortbildungen würden einzeln gemacht, doch Seminare seien eher Teamtage. „Selbst wenn wir uns aufteilen, könnten wir nicht alle Kinder betreuen“, merkt Richter an. Vielleicht könnte man im Jahr einen Tag splitten, aber nicht alle. Darüber wolle Richter mit den Eltern sprechen.
Verpflegung und Kosten
Ein weiterer Punkt, über den sich die Eltern beschweren, ist das Mittagsangebot und die damit verbundenen Verpflegungskosten. „Trotz eines monatlichen Verpflegungsbeitrags von 80 Euro pro Kind erhalten die Kinder nur einmal pro Woche ein fleischhaltiges Mittagessen“, heißt es genauer. Wo diese Beschwerde auf einmal herkomme, wisse Richter nicht. Bisher sei ihr nicht gesagt worden, dass jemand mit dem Angebot unzufrieden ist. Ja, es gibt nur einen Tag, der fest Fleisch vorsieht, aber das variiere auch. „Wir haben auch mal Tage, an denen trotzdem Fleisch dabei ist. Zum Beispiel Maultaschen mit Fleischfüllung. Bisher hat sich noch keiner darüber beschwert“, sagt Richter. Das Konzept der Kita „Wirbelwind“ sieht für fünf Tage vor: Suppe, Nudeln mit Soße, Fleisch, einen süßen Tag und Fisch. Weil Fisch nicht so gut angenommen wird, werde aber eher etwas anderes für die Kinder angeboten.
Ein weiteres großes Problem sei, „dass Eltern während der Ferienzeit, in der die Kinder gar nicht betreut werden, dennoch die vollen Verpflegungskosten zahlen sollen“. Dazu sagt der pädagogische Geschäftsführer: „Die Beiträge decken neben den reinen Essenskosten auch die Vorhaltung und Organisation der Verpflegung ab, weshalb diese in der Regel auch während Schließzeiten berechnet werden. Über grundsätzliche Regelungen hinaus können hier regionale und organisatorische Unterschiede bestehen“.
Drei Wochen zu
Zuletzt kritisieren die Eltern die Sommer-Schließzeiten, die in Dörnten drei Wochen betragen. Für berufstätige Eltern sei dies kaum zu organisieren. „In anderen Kindergärten wird für Vertretung oder zusätzliches Personal gesorgt, sodass die Schließzeiten deutlich kürzer sind“, heißt es von den Eltern.
Die Kita-Leiterin wundert sich: „Vor zwei Jahren haben wir das so abgesegnet. Ich weiß nicht, woher das auf einmal herkommt“. Vorher habe die Kita in den Sommerferien eine Notgruppe angeboten und nur über Weihnachten vier Tage ganz zu gehabt. Im Sommer sei aber kaum ein Kind gekommen. Darum habe die Kita ihr Konzept dahingehend geändert, weil der Bedarf für die Notgruppe scheinbar nicht da war.

Dafür, dass es nur einmal in der Woche Fleisch für die Kinder gibt, sind den Eltern die Kosten zu hoch. Andere Kitas halten es aber ähnlich. Foto: Hohaus (Archiv)
„Außerdem ist mein Team auch wirklich froh, mal rauszukommen“, sagt Richter. Auch Kindergärtnerinnen haben Urlaubsanspruch, den sie über das Jahr nehmen müssen. In den drei Wochen sind schonmal für jeden aus dem siebenköpfigen Team 15 Tage fest verplant. „Ansonsten müssten sie irgendwann anders im Jahr genommen werden. Nur wann, ist dann die Frage.“
Das Fazit der Eltern lautet: „Die Zeiten, in denen ein Elternteil ausschließlich für die Kinderbetreuung zuständig war, sind längst vorbei. Für berufstätige Eltern ist die derzeitige Situation eine enorme Belastung.“
Florian Bergmann kann dazu abschließend sagen: „Wir verstehen, dass Veränderungen und Einschränkungen für Eltern herausfordernd sein können. Daher sind wir jederzeit offen für den Austausch, um gemeinsam praktikable Lösungen zu finden.“ In einem Gespräch mit den Eltern sollen die Probleme analysiert und Lösungen gefunden werden. Die Kita-Leitung hätte sich aber gewünscht, dass die Eltern schon früher auf sie zugekommen wären.
Wie machen es die anderen?
Wie läuft es eigentlich in den anderen Kitas im Nordharz ab? Sieht es dort vielleicht anders aus? Werden die ganzen Sommerferien abgedeckt, oder wird das Personal für Seminare aufgeteilt? Die GZ hat nachgefragt.
In der Kita Pippilotta in Langelsheim sehen die Schließzeiten ganz ähnlich aus. Im Sommer bleibt die Kita drei Wochen geschlossen. „Die Eltern wissen das, und bekommen ein Jahr im Voraus die genaue Zeit mitgeteilt, das hat noch nie zu Problemen geführt“, erklärt Kita-Leiterin Melanie Meyer. Eine Betreuungsalternative wird nicht angeboten. Weiterhin gibt es im Jahr bis zu zwei zusätzliche Schließtage für Schulungen. „Alle unsere Mitarbeiter werden gleichzeitig geschult und auch diese Tage werden den Eltern frühzeitig mitgeteilt“, erklärt Meyer. Zu verkürzten Betreuungszeiten aufgrund von Krankheitsfällen kam es in diesem Jahr „glücklicherweise“ noch nicht. Das könne aber leider immer mal vorkommen.
Ganz im Sinne der Partizipation wird in der Kita Pippilotta über den Speiseplan entschieden. „Jede Woche stellt hier eine Gruppe von Kindern das Essen für alle Kinder zusammen“, erklärt Meyer. Das Essen wird von einem Caterer geliefert, die Abrechnung regeln die Eltern selber. Generell wird kein Schweinefleisch in der Einrichtung angeboten. „Alles andere variiert, es gibt immer verschiedene Auswahlmöglichkeiten. Die Kinder entscheiden und die Eltern bestellen dementsprechend“.
Genaue Vorgaben vom Träger
Ein ähnliches Ernährungskonzept wie der Dörntener Kindergarten verfolgt auch die evangelisch-lutherische Kindertagesstätte St. Trinitatis in Liebenburg. Hier gibt es einen Fleischtag, einen Suppentag, einen vegetarischen und einen Fischtag. Zudem gibt es alle zwei bis drei Wochen einen süßen Tag, berichtet Leiterin Nadine Reichl. Dies sei alles so vom Träger der Kita vorgegeben. Für das Essen fällt für die Eltern eine monatliche Pauschale von 73 Euro an. Diese muss auch während der dreiwöchigen Pause im Sommer gezahlt werden. „Das ist mit unserem Zulieferer alles schon einkalkuliert“, so Reichl. Für die dreiwöchigen Sommerferien gibt es auch hier keine Alternative. Vom Träger vorgegeben werden auch drei weitere geschlossene Tage für interne Schulungen und Fortbildungen aller Mitarbeiter. Darüber hinaus bekämen die Mitarbeiter individuell die Möglichkeit, weitere Schulungen zu besuchen, wenn dies mit dem Tagesbetrieb vereinbar ist. Ausfälle, wie bei dem konkreten Fall in Dörnten gab es „Gott sei Dank“, in letzter Zeit nicht. „Mit 15 Mitarbeitern sind wir wirklich sehr gut aufgestellt“, freut sich Reichl. Es sei selbstverständlich schon mal vorgekommen, aber es wird immer versucht, die Ausfälle aufzufangen und den Betrieb normal stattfinden zu lassen.
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