Brauchbarkeitsprüfung: 21 Vierbeiner lernen Gehorsam

Hunde und Halter aus der Jägerschaft Goslar trainieren an den Teichen zwischen Goslar und Vienenburg für die Brauchbarkeitsprüfung. Foto: Schlimme
Der Gehorsam steht an erster Stelle, aber um die Brauchbarkeitsprüfung zu bestehen, müssen Jagdhunde noch viel mehr können. 21 Hunde und Herrchen aus der Jägerschaft Goslar trainieren von Februar bis Oktober.
Goslar. Eines ist für Lutz-Michael Renneberg, dem Vorsitzenden der Jägerschaft Goslar, klar: „Die Hunde müssen gehorsam sein.“ So erklärt er es beim abendlichen Jagdhundetraining in dem Teichgebiet zwischen Goslar und Vienenburg. „Der Hund muss dem Mensch gehorchen, das ist die Basis“, sagt Renneberg weiter.
Aktuell befinden sich 21 Hunde im Training für die Brauchbarkeitsprüfung. In drei Gruppen werden einmal wöchentlich, von Februar bis Oktober, verschiedene Fähigkeiten trainiert. Im Oktober steht dann die Prüfung an.
„Der Gesetzgeber fordert brauchbare Jagdhunde für bestimmte Jagdaufgaben. Brauchbar heißt in diesem Sinne, dass der Hund die entsprechende Prüfung bestanden hat“, berichtet Renneberg. Für die Wasserjagd oder die Jagd von Federwild etwa müsse immer ein brauchbarer Hund zur Verfügung stehen, das müsse nicht zwingend der eigene Hund des Jägers sein.
Im Jagdhundetraining befinden sich unterschiedliche Hunderassen. Münsterländer, Dackel, Deutsche Jagdterrier und ein Labrador wuseln vor dem Training aufgeregt umher. Zur Prüfung der sogenannten Brauchbarkeit können grundsätzlich alle Jagdhunderassen antreten, erklärt Magnus Skodzik, er ist der zuständige Obmann in der Jägerschaft Goslar.
Verschiedene Übungen
Im Training werden verschiedene Situationen trainiert. Eine davon ist die Entenjagd im Wasser. Anfangs müssen die Hunde einen Dummy, also eine Attrappe, aus dem Wasser holen. Später dann ein totes Tier bevor es an lebende Enten im Schilf geht. Vielen Hunden ist während der Übung die Freude im Wasser deutlich anzusehen, sie ziehen ihre Herrchen und Frauchen regelrecht zu den Teichen. Für den Jäger und die Jägerin ist die Übung auch deswegen aufschlussreich, weil sie gleich die Schussfestigkeit der Tiere testen können: Während die Hunde im Wasser auf dem Weg zu den Dummys sind, steht der Jäger am Ufer und schießt mit dem Gewehr in die Luft. Die Hunde zeigen im Training keine Reaktion und schwimmen weiter zielstrebig auf ihr Ziel zu, sie wirken bereits ziemlich schussfest - ganz im Unterschied zur Besucherin von der GZ, die sich ziemlich erschreckt, als es mehrfach laut knallt.

Tanja Wagner und ihr Hund Hans beim Training der Schweißarbeit. Foto: Schlimme
Eine weitere Übung ist die Schweißarbeit: Hier geht es darum, die Fährte eines Tieres aufzunehmen und den Jäger zu dem Tier zu führen. Jägerin Tanja Wagner und ihr Deutscher Jagdterrier Hans sind als erste dran. Nachdem sich der verspielte Hund beim ersten Versuch aus der Leine befreit und zum Zielobjekt, einem toten Huhn, rennt, führt er beim zweiten Versuch seine Halterin schnell und zielstrebig zum Ziel – die Nase immer vorbildlich auf den Boden gerichtet.
Training gibt das Rüstzeug
Die meisten Hunde befinden sich noch im Welpenalter, sie sind zwischen ein und eineinhalb Jahren alt. Auch deshalb stehen Konzentration und Gehorsam an erster Stelle. Die Prüfung könne aber von Hunden jeden Alters absolviert werden, erklärt Renneberg.
Die Jägerschaft Goslar besteht aktuell aus 650 Jägern. „Davon hat etwa jedes zehnte Mitglied einen eigenen Hund“, schätzt Renneberg. Die Jägerschaft und die Hundeausbildung haben Tradition, berichtet Skodzik. Er ist seit 22 Jahren Ausbilder für die Jagdhunde. „Wir haben acht Ausbilder“, berichtet Skodzik. Die, die noch nicht so viel Erfahrung mitbringen, würden von den anderen lernen.

Schwierige Übung: Lutz-Michael Renneberg bringt seinem Hund Donner bei, dass er Gegenstände aus dem Wasser holt. Der Vierbeiner soll lernen, flugunfähige Enten aus dem Teich zu bringen. Foto: Schlimme
Mit dem wöchentlichen Training ist es noch lange nicht getan. „Wir geben den Jägern das Rüstzeug mit, die Übungen müssen dann täglich zu Hause wiederholt werden“, erklärt Skodzik. Zuerst sollen die Übungen in einem neutralen Raum wie beispielsweise der Küche geübt werden, danach könne man sich dann immer weiter steigern. „Das Gelernte muss gefestigt werden, damit es auch unter Ablenkung funktioniert“, sagt Renneberg.
Die Jagdhundeausbildung sei keine leichte Aufgabe. „Am schwersten ist es, dem Hund beizubringen: Heute darf er jagen – morgen nicht. Ein normaler Hund darf seinen Jagdtrieb in der Regel nicht ausleben, ein Jagdhund darf manchmal, und genau hier liegt die Schwierigkeit“, erklärt Renneberg weiter. Auch in diesem Zusammenhang kommt wieder der Gehorsam ins Spiel.
Motiviert im Training
Die Prüfung besteht aus mehreren Tests, die alle an einem Tag bestanden werden müssen. Darunter eben der Gehorsam, die Schussfestigkeit, das Bringen von Tieren und die Fährtensuche. Um ein brauchbarer Jagdhund zu sein, muss ein Vierbeiner alle Aspekte der Prüfung bestehen.
Die Leistungen der Hunde im Training sind unterschiedlich, einige Übungen funktionieren schon besser als andere. Klar wird bei dem Training aber: Die Jäger und ihre Hunde sind motiviert und trainieren fleißig für die Prüfung im Oktober.