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Tiere suchen ein Zuhause

GZ Plus IconMaren Reese rettet verwaiste Dackel-Havaneser-Welpen

Sechs Welpen.

Sechs auf einen Streich: Das bringt Leben in die Bude. Foto: Leifeld

Bei einem Not-Kaiserschnitt verstirbt eine Dackel-Hündin aus Northeim. Die Tierfreundin Maren Reese aus dem Nordharz springt ein. So geht es den Welpen heute.

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Von Andrea Leifeld
Montag, 17.11.2025, 18:00 Uhr

Langelsheim. Ein Sprichtwort besagt: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Und wenn es sich dann um das Wohl von Hunden handelt, ist es für Maren Reese keine Frage, auch spontan und quasi „über Nacht“ einzuspringen.

Ein solcher Noteinsatz erreichte den ohnehin wuseligen Haushalt der bekannten und bekennenden Hundefreundin vor rund fünf Wochen. „Über Freunde und die sozialen Netzwerke erfuhr ich, dass eine Tierklinik in Northeim eine Ammenhündin für neun verwaiste Dackel-Havaneser-Mix-Welpen suchte“, erinnert sich die 34-jährige, gebürtige Othfresenerin an die spontane Entscheidung, die sie damals aber keinesfalls unüberlegt traf.

Frau mit Hund

Maren Reese und Hündin Alma. Foto: Leifeld

Hündin Rosi hatte vor geraumer Zeit Welpen und ihre Hündinnen Alma und Claire, zwei Pudel, hatten Milcheinschuss. Das sei nicht ungewöhnlich, gerade, wenn man mehrere Hunde hält. „Das ist von der Natur so angelegt“, erklärt die Hundekennerin. „In einem Rudel erhöht es die Überlebenschance von Welpen. Im Wolfsrudel haben nur die Alphatiere Welpen, aber auch die anderen weiblichen Tiere, quasi die Tanten und älteren Geschwister, haben Milch und können die Welpen im Familienverband säugen.“

Maren Reese zeigt sich bei Hundefragen sattelfest und gut vernetzt – im sozialen Netzwerk sowieso. Sofort machte sie sich auf den Weg, den in Not geratenen Hundewelpen zu helfen.

Hündin verstarb bei Not-Kaiserschnitt

Die Mutter der Welpen war schon sehr alt und hätte gar keine Welpen mehr haben dürfen, prangerte die Tierfreundin an. Sicherlich sei der Wurf nicht geplant gewesen. „Aber selbst alte Hündinnen können, wenn sie läufig sind, noch trächtig werden. Das hätte ihr Besitzer unbedingt beachten und Vorkehrungen treffen müssen.“ Die große Anzahl der Welpen, ursprünglich waren es zehn, erschwerte noch die Trächtigkeit des Tieres. Trotz aller Ärztekunst verstarb die betagte Dackel-Dame bei dem erforderlichen Not-Kaiserschnitt – ebenso einer der Welpen.

Sofort nach der Schnittentbindung wurde nach tierischen Ammen Ausschau gehalten. Die Suche breitetet sich wie ein Lauffeuer in Fachgruppen und auf Facebook aus.

Ein Welpe erkundet das Wohnzimmer.

Der kleine Bursche ist fünf Wochen alt. Foto: Leifeld

„Neun Welpen zu übernehmen, die kaum einen Tag alt sind, das will gut überlegt sein“, weiß auch die Maren Reese. Aber sie zögerte nicht lange, knüpfte Kontakt und machte sich mit Alma, Claire und Rosi auf den Weg zu einer tierischen Familienzusammenführung nach Northeim. „Es ist nicht selbstverständlich, dass Hündinnen fremde Welpen annehmen“, weiß sie. Doch ihr tierisches Damen-Trio zeigte sich vorbildlich sozial und so konnten die Welpen den Weg von Northeim in den Nordharz antreten.

Die Aufgabe als frisch gebackene Hunde-Mutti von so kleinen und zerbrechlichen Neunlingen brachte viel Wirbel in ihren Haushalt.

Viel Wirbel im Hundehaushalt

„Ich glaube, ich habe die ersten fünf Tage und Nächte gar nicht geschlafen“, erinnert sie sich an die zurückliegende Zeit. Zum Säugen ihrer noch unerfahrenen Hündinnen fütterte Reese die Welpen alle zwei Stunden mit dem Fläschchen. Auch das Bäuchlein wurde massiert, Hundepipi und -kot unermüdlich beseitigt.

Zwei Hunde mit Welpen

Rosi und Claire teilen sich die Mutterrolle. Foto: Leifeld

„Wenn ich dann fertig war, ging es von vorne los“. Trotz aller Bemühungen schafften es drei Jungtiere nicht. Einer verstarb noch in der ersten Nacht, zwei in den Folgetagen. Die Arbeit wurde weniger, als ihre Hündinnen genügend Milcheinschuss hatten und sich auch mit ihrer unerwarteten Pflegemutter-Rolle identifizierten. Trubelig blieb es dennoch.

Inzwischen sind die sechs Dackel-Havaneser-Mix-Welpen fünf Wochen alt und erkunden ihren Teil der Wohnung auf absolut niedliche und unterhaltsame Art. Gesäugt werden sie nur noch ab und an. Inzwischen steht Welpenkost mit Ziegenmilch auf ihren Speiseplan.

Zwei spielende Hundewelpen.

Spielen macht den kleinen Hunden viel Spaß. Foto: Leifeld

Namen haben die Hündchen nicht. „Herr Blau“ ist ein Rüde mit blauem Erkennungsband. „Frau Gelb“ eine Hündin mit einem Halsband in gelber Farbe. So lassen sich alle sechs gut unterscheiden.

Alle Welpen sind bereits vermittelt, aber nicht an irgendwen. Sorgsam wurden die neuen Herrchen und Frauchen aus einer langen Liste ausgewählt. „Ich finde es sehr wichtig, dass die neuen Besitzer regelmäßigen Kontakt zu den Kleinen pflegen und sich in der Welpenstube sehen lassen. Das hat oberste Priorität, denn das Vorhaben, einen Hund zu halten, will gut überlegt sein. Sie geht eine lange Bindung ein, das können schon 15 Jahre werden.“ Hunde – und Tiere überhaupt – dürfen nicht beliebig an- und abgeschafft werden, wettert sie entschieden.

Rasse nicht nach Aussehen auswählen

Maren Reese empfiehlt auch, sich vorher über die ausgewählte Hunderasse zu informieren. Sprich: den gewünschten Hund nach seinen Eignungen auswählen und auf gar keinen Fall nach dem Aussehen. „Auch sollte niemand mit seinen Hunden einfach so drauflos züchten“, betont sie ausdrücklich.

Hunde mit Erbkrankheiten und jene aus Qualzucht seien ein absolutes Ausschlusskriterium für die Zucht. Ebenso andere Eigenschaften, beispielsweise wenn die Hündin zu alt ist, wie im geschilderten Fall.

Zwei Welpen erkunden das Wohnzimmer

Neugierig erkunden die zwei Geschwister das Wohnzimmer. Foto: Leifeld

„Menschen sollten generell verantwortungsbewusster im Umgang mit Hunden sein“, äußerte sie einen wichtigen Wunsch. „Zucht sind nicht nur Papiere, sondern bedeutet, Verantwortung zu zeigen!“

Auszug mit frühestens acht Wochen

Die Welpen werden noch etliche Wochen bei ihr bleiben, mindestens bis sie acht Wochen alt sind und erst dann, geimpft und – bedingt durch die große Kinderstube – gut sozialisiert, ihre Reise zu ihren neuen Menschen in einem neuen und aufregenden Hundeleben anzutreten.

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