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Das Hohegeißer Wahrzeichen

GZ Plus IconEin Geißbock aus China ist seit 22 Jahren eine Attraktion

Nicht nur Wahrzeichen, sondern auch ein beliebtes Fotomotiv ist der Geißbock in Hohegeiß, den der Kur- und Verkehrsverein einst in China herstellen ließ.

Nicht nur Wahrzeichen, sondern auch ein beliebtes Fotomotiv ist der Geißbock in Hohegeiß, den der Kur- und Verkehrsverein einst in China herstellen ließ. Foto: Eggers

„Der Geißbock meckert nach Braunlage“, sagte der damalige Vorsitzende des Kur- und Verkehrsvereins Hohegeiß, Wolfgang Hahne, bei der Einweihung des Wappentiers 1989. Doch was hat es mit dem Wahrzeichen eigentlich auf sich?

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Von Michael Eggers
Dienstag, 18.03.2025, 04:00 Uhr

Hohegeiß. Der Geißbock im Zentrum des von Hohegeiß ist eng mit dem Lichterfest des Bergdorfs verbunden. Nur weil dieses Event in den 80er und 90er Jahren so erfolgreich war, konnte der Kur- und Verkehrsverein des Bergdorfs das Wappentier überhaupt erst finanzieren. Bis heute ist es ein Wahrzeichen. Mittlerweile steht bereits die zweite Generation Geißbock an der Kreuzung Hindenburgstraße/Lange Straße. Doch was hat es damit eigentlich auf sich?

Tausende von Besuchern strömten zwischen 1986 und 2009 zu den Lichterfesten des Kur- und Verkehrsvereins in den Kurpark. Meist auf drei Bühnen wurde ihnen Live-Musik geboten, zudem brannten Tausende von Lichtern. Weil die vielen Besucher Eintritt zahlen mussten und der Kur- und Verkehrsverein Dutzende von ehrenamtlichen Helfern hatte, erwirtschaftete er einen nennenswerten Überschuss.

Die ersten 14 Jahre steht ein Geißbock aus Holz im Zentrum des Bergdorfs. Doch die Witterung sorgt dafür, dass er ausgetauscht werden muss.

Die ersten 14 Jahre steht ein Geißbock aus Holz im Zentrum des Bergdorfs. Doch die Witterung sorgt dafür, dass er ausgetauscht werden muss. Foto: Schwarz

Schnell war die Idee geboren, dem Ort etwas zurückzugeben. Und weil der Geißbock seit 1953 zum Ortswappen von Hohegeiß gehört, kam der Vorschlag auf, einen solchen Geißbock mitten im Bergdorf aufzustellen. Gesagt, getan: 1989, noch vor der Öffnung der innerdeutschen Grenze, ließ der Verein das Wappentier von einem Holzschnitzer fertigen. Bei der Einweihung meinte der damalige Vorsitzende Wolfgang Hahne, der für die SPD in Rat und Ortsrat saß, der Geißbock meckere nach Braunlage.

Wahrzeichen wird versteigert

Zu jener Zeit war das Verhältnis zwischen Braunlage und Hohegeiß noch nicht so gut wie heute. Es gab einen Ortsrat und die Mitglieder des Gremiums bereiteten alle Beschlüsse des Rates vor, die Hohegeiß betrafen, quasi eine Art Fachausschuss. Dabei kam es aber regelmäßig zu Reibereien, wenn in Braunlage anders als in Hohegeiß entschieden wurde. Im Jahr 2011, zur Fusion mit der Bergstadt St. Andreasberg, entschieden die Verantwortlichen dann auch, keine Ortsräte mehr zu installieren, um diese Streitereien zu begraben.

Neuanstrich: Der erste Geißbock aus Holz steht mittlerweile seit fast 20 Jahren vor Wind und Regen geschützt im Foyer des Hotels "Sonneneck".

Neuanstrich: Der erste Geißbock aus Holz steht mittlerweile seit fast 20 Jahren vor Wind und Regen geschützt im Foyer des Hotels "Sonneneck". Foto: Eggers

In Hohegeiß stand zu dieser Zeit schon nicht mehr der hölzerne Geißbock, der gen Braunlage gemeckert hatte, sondern einer aus Stein. 2003 schaffte der Kur- und Verkehrsverein dieses Modell aus Granit an, das er aus Kostengründen in China fertigen ließ. Grund für den Austausch war, dass der Bock aus Holz 14 Jahre Wind und Wetter hatte trotzen müssen. Regelmäßig hatte der Kur- und Verkehrsverein das Modell von einem Holzschnitzer überarbeiten lassen. Das aber verursachte Zusatzkosten – deswegen die Entscheidung für das unempfindlichere Material.

Den Geißbock aus Holz ließ der Verein am 14. September 2003 öffentlich versteigern. Arne Rust vom Hotel „Sonneneck“ knackte dabei die magische Grenze von 1000 Euro und nahm das Wahrzeichen für 1020 Euro mit nach Hause.

Zu Walpurgis tauscht die Hexe den Besen schon einmal gegen den Geißbock ein und reitet auf ihm der Unterwelt entgegen.

Zu Walpurgis tauscht die Hexe den Besen schon einmal gegen den Geißbock ein und reitet auf ihm der Unterwelt entgegen. Foto: Eggers

Arne Rust lieferte sich seinerzeit mit Michael Wiese vom Hotel „Panoramic“, Thomas Rust vom Hotel „Rust“ und Familie Estenfelder vom Hotel „Hohegeiß“ ein kleines Bietergefecht. Auch Stefan Grote als Vorsitzender des Museumsvereins, der sich bemühte, den Geißbock für das Heimatmuseum zu erwerben, mischte kurzzeitig mit. Lange mit im Rennen waren vor 22 Jahren auch Holger Kolb von „Erlebnistage Harz“ und der damalige Gemüsehändler Manfred Schickedanz.

Mittlerweile steht das Modell aus Holz länger im Foyer des Hotels „Sonneneck“ als an der Kreuzung im Zentrum. Arne Rust ließ den Geißbock jedoch neu streichen, und Puristen meinen, dass er vorher besser ausgesehen habe. Doch das Wappentier ist nach wie vor eine Attraktion, sowohl im Foyer des Hotels als auch an der Kreuzung im Zentrum des Bergdorfs.

Urlaubsfotos: Bock ist beliebtes Motiv

Urlauber lassen sich an beiden Standorten gerne mit dem Wahrzeichens des Bergdorfs fotografieren. Warum der Geißbock es überhaupt ins Wappen des Ortes geschafft hat, ist nicht ganz klar. Am wahrscheinlichsten klingt die Erklärung, dass in Hohegeiß eine Kapelle stand, die „alta capella“. Das lateinische Wort capella heißt aber sowohl Kapelle als auch Ziege oder Geiß. Und so soll im Laufe der Zeit aus der hohen kirchlichen Kapelle ein hoher Geißbock (Hohegeiß) geworden sein.

2008 kommen noch einmal mehr als 1500 Besucher zum Lichterfest in Hohegeiß.

2008 kommen noch einmal mehr als 1500 Besucher zum Lichterfest in Hohegeiß. Foto: Eggers

2009 gab es übrigens das bisher letzte und 23. Lichterfest. Das war völlig verregnet, es kamen nur 400 Besucher und der Kur- und Verkehrsverein, der zwischenzeitlich Wolfgang Hahne zum Ehrenvorsitzenden ernannt hatte, machte ein Minus von 5000 Euro. Damit waren die Finanzreserven des Vereins aufgebraucht, der sich davon nicht mehr erholt hat. Offiziell gibt es den Kur- und Verkehrsverein zwar noch, aber es kam seit mehr als zehn Jahren zu keinem Treffen der Mitglieder mehr.

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