Ist das Kunst – oder kann das weg?
Seit Monaten steht ein inzwischen völlig demoliertes Fahrrad in der Fußgängerzone. Foto: Jörg Kleine
Ein herrenloses Fahrrad steht seit Monaten angekettet in der Goslarer Fußgängerzone. Inzwischen ist es nur noch ein Häuflein Metallschrott, doch scheint das niemanden zu interessieren.
Goslar. In Momenten der Kaiserring-Verleihung beschleicht manchen Gast in Goslar vielleicht die Ahnung, es könnte sich um ein modernes Kunstwerk handeln. Sozusagen im Reigen vom „Goslar Warrior“ des britischen Bildhauers Henry Moore über den „Nagelkopf“ von Rainer Kriester bis zum geliebten „Mann mit Stock, Frau mit Schirm“ des Kolumbianers Fernando Botero am Rosentor.
Kunstwerk der Gleichgültigkeit
Doch eine Erklär-Plakette am stählernen Fahrradständer vorm Seiteneingang zum Galeria-Kaufhaus ist nicht zu finden. Auf dem Pflaster der Fußgängerzone in der Bäckerstraße steht seit Monaten einfach ein mit Schloss befestigtes Fahrrad, das jemand vergessen hat und keiner mehr will. Zunächst trotzte das betagte Tretvehikel weitgehend unversehrt Wind und Wetter. Dann haben Vandalen dem Fahrrad eine wuchtige Acht in die Räder vorne und hinten verpasst. Inzwischen fehlt das Hinterrad komplett.
Passanten gehen täglich vorbei, Ordnungshüter, städtische Bedienstete, Geschäftsleute, Kunden von Galeria und sicher auch die Geschäftsleitung, aber niemand möchte sich offenbar der Sache annehmen, um den Schrotthaufen endlich aus der Fußgängerzone zu entfernen. Das ist wahrlich schon eine Kunst.
Vielleicht aber avanciert das herrenlose Fahrrad nach all der Zeit nun doch schon zum festen Inventar mit Wiedererkennungswert in der Kaiserstadt. Man möge dann im Pflaster der Bäckerstraße eine Plakette zementieren: „Die moderne Kunst der Gleichgültigkeit“.
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