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Wasserrohrbruch in Heimerode

GZ Plus Icon„Wasser für die Klo-Spülung aus Gartenteich genommen“

Baustelle

Die Schadstelle befindet sich kurz vor Liebenburg. Foto: Leifeld

25 Stunden sitzen die Heimeröder auf dem Trockenen. Nun wettern sie gegen die Gemeinde. Die sieht kein Verschulden.

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Von Andrea Leifeld
Freitag, 12.12.2025, 16:08 Uhr

Heimerode. Straßen und Fußwege im desolaten Zustand. Schlechter Handyempfang und wiederkehrende Ausfälle bei der Strom- und Wasserversorgung. Die Einwohner der kleinen Siedlung Heimerode, gelegen im Herzen der Gemeinde Liebenburg zwischen Othfresen und Liebenburg, zeigen sich in vielen Punkten krisenerfahren. Bereits zum dritten Mal in diesem Jahr versagte am Dienstag die Wasserversorgung. Weitere wiederkehrende Schäden in den Jahren zuvor können hinzuaddiert werden. Die aus dem Anfang der 1950er Jahre stammende Graugussleitung hat ihre Zeit hinter sich und mit jeder Reparatur steigt das Risiko, dass sie an anderer Stelle bricht. Dazu kam es erneut am Dienstagnachmittag.

Die Reparatur der Leitung zog sich bis Mittwochnachmittag hin. 25 Stunden ohne Wasserversorgung, nicht allein diese Tatsache macht die Bürger wütend, sondern mehr die Tatsache, dass sie keine Informationen von der Gemeinde bekamen. „Es kam kein Wasser mehr, da habe ich auf die Seite der Gemeinde Liebenburg geschaut. Da stand nichts“, erinnert sich Ralf Muntau. „Meine Mutter ist im Altenheim, und von dort haben wir dann erfahren, dass es mal wieder einen Wasserrohrbruch gibt.“ Was ihm sehr aufstößt, waren die fehlenden Informationen. „Man wusste ja absolut nichts, schon gar nicht, wie lange es dauern wird.“

Bagger auf einem Anhänger.

Ein geeigneter Bagger kann erst am Folgetag eintreffen. Foto: Leifeld

Nur über eine interne Heimeröder WhatsApp-Gruppe flossen die Informationen. Nach seiner Meinung hätten auf die Startseite der Gemeinde Liebenburg diese Informationen gehört. Eine Hotline bei der Gemeindeverwaltung gab es ebenso wenig, dort war das Bürgerbüro-Telefon nicht besetzt. „Auch eine Bandansage wäre eine Idee gewesen“, so Muntau. So aber erfuhren die Einwohner nichts. „Als das Wasser weg war, bin ich erstmal in den Keller und habe geschaut, ob der Schaden bei uns ist“, kam das Wasser-Aus am Dienstagnachmittag auch für die Heimeröderin Jutta Gläsener überraschend. „Aber wir sind inzwischen vorbereitet und haben immer Mineralwasser im Haus. Schließlich ist es ja bereits das dritte Mal in diesem Jahr.“

25 Stunden ohne Wasser

Aber die 25 Stunden fehlende Versorgung – verbunden mit fehlenden Informationen – war dann doch eine neue Dimension. Einen Kanister Brauchwasser holte sie von ihrer Mutter aus Klein Mahner. Das Wasser für die Klospülung entnahm sie dem Gartenteich. Die Regentonnen, die eine solche Brauchwasserreserve gehabt hätten, sind Mitte Dezember bei vielen Gartenbesitzern aus Frostschutzgründen bereits abgelassen. „Informationen fand ich auf Facebook. Und auch da tat sich lange nichts“, so die Heimeröderin. Abends um halb elf entdeckte sie dann eher zufällig in einem Kommentar die Information, dass die Reparaturen noch bis zum kommenden Tag andauern. Mehr nicht.

Eine Wasserleitung aus Unterflurhydranten

Die Wasserversorgung für das Altenheim erfolgt durch einen Unterflurhydranten Foto: Leifeld

„Es ist wirklich schlecht gelaufen. Gibt es denn bei der Gemeinde keine Krisenpläne für solche Fälle?“, hinterfragte Thomas Werner. Dabei sollte auch geklärt werden: Woher bekommen Leute ohne Internet die Informationen? Was ist mit Leuten, die Tiere halten? Warum kann die Feuerwehr kein Wasser bringen? Bereits nach dem letzten Wasserrohrbruch im Mai suchte Thomas Werner erfolglos das Gespräch mit Bürgermeister Alf Hesse. Dieser war am Freitag nicht erreichbar. Wohl aber Othfresens Ortsbürgermeister Harald Fricke. „Es ist gut gelaufen. Die Probleme wurden kommuniziert und gut abgearbeitet“, schildert er zum Wasserrohrbruch aus seiner Sicht. Das Heimeröder Altenheim Haus Glockenwinkel, mit 75 Senioren, war bereits am späteren Dienstagabend wieder mit Wasser versorgt. „Das war super wichtig und sehr gut“, so Fricke. Dort konnte der Alltag geregelt weitergehen. Eine zweite Wasser-Notleitung für die Bevölkerung konnte über den Flötheberg aus verschiedenen Gründen leider nicht gelegt werden, bedauerte er. Etliches, was in der WhatsApp-Gruppe diskutiert wird, war aus Frickes Sicht sehr emotional und auch falsch. „Die Gemeinde kann keinen Wassertank bestellen“, hält er fest.

Defektes Rohr in der Erde

Die Schadstelle liegt in fünf Metern Tiefe Foto: Leifeld

Auch Bürgermeister-Stellvertreter Lutz Krusekopf sieht keine Versäumnisse seitens der Verwaltung. „Im Ort wurden die Einwohner angesprochen, die angetroffen wurden. Über einige Social-Media-Gruppen hat Bürgermeister Hesse informiert.“ Die Schadenlage musste erst erkundet werden und es gab keine verlässlichen Aussagen, die man hätte mit zum Beispiel Handzetteln verteilen können. Üblicherweise würden aber gerade im örtlichen Bereich auch solche Informationen über Schadenslagen in der Nachbarschaft weitergegeben. Als die Schadenslage absehbar war, wurde auch dies bekanntgegeben. Lautsprecherdurchsagen oder Radiodurchsagen wurden nicht verfasst, da versucht wurde, mit der Notversorgung eine Versorgung für die Heimeröder aufzubauen. Dies gestaltete sich dann doch zeitaufwändig. „Notversorgungsleitung lagert beim Wasserverband in Peine und musste von dort transportiert werden. Es handelte sich um einzelne, in Folie eingeschweißte Schläuche“, so Krusekopf. Es wurde 800 Meter Leitung zur Versorgung des Altenheims von Othfresen aus verlegt. „Eine weitere Notversorgung, um den Ort zu versorgen, hätte erst am späten Vormittag zur Verfügung gestanden und ein Aufbau wäre kaum vor Wiederherstellung der regulären Versorgung möglich gewesen.“ Feuerwehrschläuche, die vor Ort zur Verfügung gestanden hätte, dürfen nicht für den Trinkwassertransport verwendet werden. Sie sind nicht desinfiziert und können daher nicht in eine Trinkwasser-Notversorgung eingebunden werden. Auch eine Notfall-Telefonnummer der Gemeinde hätte es gegeben: Sie lautet 900090. Die Forderung nach einem Wasserwagen als Versorgungsmöglichkeit stand nicht zur Debatte: „Ziel war, mit der Notversorgungsleitung die Ortschaft zu versorgen. Durch undichte Schieber und zu geringen Druck konnte das nicht erreicht werden. Bisher konnten Unterbrechungen der Wasserversorgung in relativ kurzer Zeit behoben werden, daher waren keine Notbehälter vorhanden. Mittlerweile sind bereits vier sog, IBC bestellt, um bei einer nächsten Störung zumindest Brauchwasser zur Verfügung zu stellen.“

So bleibt den Einwohnern der kleinen Siedlung nur ein Wusch: „Wollen wir hoffen, dass der nächste Rohrbruch nicht über die Weihnachtstage passiert, denn dann können wir in den Läden kein Wasser kaufen“, hofft Jutta Gläsener für alle.

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