Im Hornburger Haus Hagenberg grassiert das Umzugsfieber
Koffer, Kartons, Möbelstücke – alles geht auf den Weg in Richtung Vienenburg, wo 22 Heimbewohner in einem bislang leer stehenden Hotel ein Übergangsdomizil finden werden. Foto: Gereke
Bevor die Bagger anrücken können, steht der Umzug an: Damit das Hornburger Haus Hagenberg modernisiert werden kann, läuft derzeit der Umzug der Bewohner in ein Übergangsdomizil. Was das Kofferpacken fürs Millionenprojekt bedeutet.
Hornburg. Koffer packen, Kartons füllen, Möbelstücke schleppen: Alles muss raus – Haus Hagenberg ist im Umzugsfieber, damit der Um- und Neubau beginnen kann. Am Montagmorgen rückte ein Transportunternehmen mit zwei Lkw an, um die Gegenstände der Bewohner in das Übergangsdomizil nach Vienenburg zu bringen.
Zuletzt lebten 34 Menschen im Haus Hagenberg, die Einrichtung des Paritätischen Braunschweig, in der suchtkranke Menschen ein zweites Zuhause auf Zeit finden. 22 Bewohner von ihnen ziehen in das zuletzt leer stehende Vienenburger Hotel in der Goslarer Straße, das der Paritätische Braunschweig als Träger von Haus Hagenberg angemietet hat. Zwölf weitere Personen werden in Wohngruppen in Hornburg untergebracht. Zu den zwei bestehenden im Bruchweg und der Osterwiecker Straße mietet der Paritätische noch Wohnungen in der ehemaligen Gaststätte „Halbinsel“ und in der Pfarrhofstraße an.
Das große Aufräumen im Haus Hagenberg läuft: Alles, was weg kann, landet in Containern. Rechts im Hintergrund ist Haus 2 zu sehen, das einem Neubau weichen muss. Foto: Gereke
„Solange die Sanierung von Haus 1 dauert, werden wir einen Standort in der Pfarrhofstraße mit einer täglichen Präsenz von Mitarbeitern haben – und ansonsten rollen unsere Shuttlebusse mehrfach am Tag“, berichtet Anke Nickel, Leiterin des Wohnheims. „Die Versorgung und Begleitung unserer verbleibenden Bewohner in Hornburg ist gut abgesichert, auch über eine 24-stündige telefonische Erreichbarkeit von Mitarbeitern.“ Und auch in dem alten Vienenburger Hotel ist nach stressigen Vorbereitungstagen nun alles so weit, um die neuen Bewohner aufzunehmen. Und falls doch noch etwas hakt: „Glücklicherweise sind wir perfekt im Improvisieren, da dies auch zuvor schon unsere tägliche Arbeit immer mal wieder erfordert hat“, sagt Anke Nickel mit einem Lächeln.
Sondergenehmigung läuft Ende März aus
Der Grund für den Umzugsstress: Das Haus Hagenberg steht vor einer umfassenden Modernisierung. Aufgrund dringenden Sanierungsbedarfs wird ein Großteil der Gebäude abgerissen, um auf dem Gelände Platz für einen Neubau zu schaffen. Denn: Brandschutzauflagen können nicht erfüllt werden. Nur mit einer Sondergenehmigung konnten bislang die Gebäude derzeit noch genutzt werden. Die läuft Ende März aus.
Weichen muss Haus 2, in dem auch der Saal untergebracht war, mit dem viele Hornburger besondere Momente verbinden. Er war jahrzehntelang Heimspielstätte des Hornburger Altstadt-Theaters. Auf der Fläche entstehen insgesamt vier Objekte: drei Wohnhäuser à zehn Wohneinheiten sowie das Funktionsgebäude mit Tischlerei, Ergotherapie und Fahrradwerkstatt, um den Bewohnern eine Tagesstruktur geben zu können. Bebaut wird die frei werdende Fläche, das neue Haus wird anderthalbgeschossig sein – einen Saal wird es nicht mehr geben. Haus 1 mit Küche und Speisesaal, an dem sich das sogenannte Mittelhaus anschließt, bleibt erhalten – dort wird alles kernsaniert.

Alles muss rein in den Umzugswagen: Für 22 Bewohner von Haus Hagenberg geht es während der Modernisierung des Heims übergangsweise nach Vienenburg. Foto: Gereke
Das Investitionsvolumen beläuft sich auf rund 7,5 Millionen Euro. In dieser Summe enthalten ist auch ein weiterer Neubau, der am Standort des Paritätischen in Hornburgs Osterwiecker Straße entstehen wird. Dort wächst ein weiteres Wohnheim für acht Personen empor, die in Zweier-Wohngemeinschaften untergebracht sein werden. Die Baugenehmigung dafür liegt vor, im März soll es losgehen. „Wir investieren in der Region und sichern Arbeitsplätze“, sagt Anke Meyer, Pressesprecherin beim Paritätischen. Künftig wird es dann in Hornburg vier weitere Betreuungsplätze geben – 50 insgesamt. Bislang sind in Hornburg 17 Personen im Tagesdienst und zehn in der Nachtbereitschaft tätig – für insgesamt 46 zu betreuende Personen. „Wir werden den Bewohnern nach Abschluss der Bauarbeiten eine zukunftsorientierte Umgebung bieten – der Bedarf ist da“, sagt Anke Nickel.
Abriss von Haus 2 beginnt im April
Spätestens im März werden die letzten Plätze im Haus Hagenberg geräumt sein. Ab Anfang April erfolgt der Abriss von Haus 2. Einige Wochen später stehen die ersten Arbeiten für den Neubau an. Spätestens Ende 2026 sollen die Bauarbeiten enden, so das Ziel, und die Bewohner wieder zurückkehren können.
Das Haus Hagenberg war ursprünglich eine Jugendbildungsstätte des Landkreises Wolfenbüttel. In den 1990er Jahren übernahm es der Paritätische Braunschweig, der dort 1997 eine „besondere Wohnform der Wiedereingliederungshilfe“, eine der ersten dieser Art in Niedersachsen. Haus Hagenberg ist ein Wohnheim für chronisch mehrfach beeinträchtigte Abhängigkeitskranke, die sich entschieden haben, suchtmittelfrei zu leben. Die Bereitschaft zur Abstinenz ist Grundvoraussetzung für die Aufnahme in das Wohnheim.