Rat der Stadt trennt sich vorerst vom regionalen Urlaubs-Ticket
Das Urlaubs-Ticket Hatix gewährt Urlaubern freie Fahrt in Bussen. Finanziert wird es über Gästebeiträge. Foto: Stade
Bad Sachsa steigt aus dem Hatix-Verbund aus. Das Ticket gewährt Urlaubern kostenlose Busfahrten. Trotz der Hatix-Kündigung will die Stadt gesprächsbereit bleiben. Der sich abzeichnende Ausstieg war zuvor vom Landkreis Göttingen kritisiert worden.
Bad Sachsa. Seit das Urlaubs-Ticket Hatix 2010 in den ersten Kommunen im Ostharz und 2020 im Landkreis Goslar sowie im Altkreis Osterode eingeführt wurde, gibt es Diskussionen: Lohnt sich das Ticket für alle Städte gleichermaßen, zahlt sich die Finanzierung über Gästebeiträge aus? Zuletzt schienen alle zufrieden. Aber jetzt überrascht die Stadt Bad Sachsa im Landkreis Göttingen mit ihrem Abschied aus dem Verbund.
Am Donnerstagabend hat der Stadtrat in Bad Sachsa mehrheitlich den Ausstieg beschlossen, der möglicherweise auch dazu dient, die Konditionen zu verbessern. Der Ausstieg war aber vorgezeichnet, seit der Tourismusausschuss eine entsprechende Beschlussempfehlung gegen Hatix abgegeben hat, mit dem Ticket können Urlauber kostenlos Bus und mancherorts auch Bahn fahren.
Seit dem Votum im Tourismusausschuss schrillten die Alarmglocken: Die Kreisverwaltung in Göttingen warnte einen Tag vor der Ratssitzung in einer ausführlichen Mitteilung „vor gravierenden negativen Folgen für den Tourismus und die Bevölkerung“, sprach von einem „vorschnellen Hatix-Ausstieg“ und äußerte ihr „Unverständnis“.
Steigen Gäste nun auf das Auto um?
Doreen Fragel, Erste Kreisrätin in Göttingen, fand deutliche Worte, sie wurde in der Landkreismitteilung wie folgt zitiert: „Unsere Sorge ist, dass sich die Gemeinde Bad Sachsa mit dem Wegfall dieser kostenlosen ÖPNV-Nutzung einen Bärendienst erweist.“ Gäste würden auf das Auto umsteigen, die Verkehrsbelastung in dem Ort steige. „Das konterkariert alle unsere Bemühungen um einen nachhaltigen Tourismus und ist im Vergleich mit anderen Tourismusorten rückwärtsgewandt.“

Daniel Quade. Foto: Dietrich Kühne
Maximilian Strache, Sprecher der Landkreisverwaltung in Goslar, wirkte zumindest erstaunt, als er auf das Votum im Ausschuss angesprochen wurde. „Hatix wird gut nachgefragt“, sagte er. Und die Zahlen aus der jüngeren Vergangenheit würden alle auf einen Erfolg hindeuten. Verkehrsunternehmen der Region würden seit dem Hatix-Start von steigenden Fahrgastzahlen berichten.
Bad Sachsas Bürgermeister Daniel Quade (FDP), der von sich sagt, er sei zunächst „ein glühender Verfechter von Hatix“ gewesen, erklärte am Freitag, er steht „zu 100 Prozent“ hinter dem Ratsbeschluss. Weil er zugleich betonte, „dass die Tür nicht geschlossen ist“ und außerdem „der Auftrag für Neuverhandlungen erteilt“ wurde, liegt es nahe, dass die Stadt für sich bessere Konditionen aushandeln will.
Hatix werde kaum genutzt
Wie könnten diese Konditionen aussehen? Quade sprach von „einem wirklichen Mehrwert“, den Gäste, aber auch Einwohner haben müssten. Er zählte mehrere Negativpunkte auf: Bad Sachsa sei ohnehin kein Reiseziel, das Gäste in Bussen oder Bahnen ansteuern würden. Zudem würden die Urlauber künftig in umweltfreundlichen Elektroautos verreisen. Hatix gelte obendrein nur für Gäste, nicht aber für pendelnde Einheimische auf dem Weg zur Arbeit. Und die Buslinien würden nach der Schülerbeförderung, also nach Schulschluss, ohnehin auf einen eingeschränkten Betrieb umstellen. Das gesamte Streckennetz sei sogar lange Zeit nur in einem „Notbetrieb“ aufrechterhalten worden.
Bürgermeister Quade kritisierte aber vor allem, dass keine „belastbaren Nutzerzahlen“ vorliegen, diese seien mehrfach angemahnt worden. Er sagte, Hatix werde in Bad Sachsa kaum genutzt.
Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass ein Ort aus dem Hatix-Verbund ausschert: Vor vielen Jahren habe die Stadt Stolberg sich zurückgezogen und sei bis heute nicht wieder dabei, sagte eine Mitarbeiterin der Harz AG in Wernigerode, das Unternehmen ist Projektträgerin für Hatix.