Wie viel kostet eine einfache Fahrt zum Brocken?

Eine Dampflok der Harzer Schmalspurbahnen: Eine einfache Fahrt zum Brocken kostet künftig 43 Euro. Foto: Bahnsen/HSB
Wie schwierig die Situation für die sanierungsbedürftigen Harzer Schmalspurbahnen ist, zeigt sich auch daran, dass das Unternehmen in Wernigerode zum zweiten Mal in diesem Jahr die Preise anhebt. So viel kostet eine einfache Fahrt zum Brocken.
Wernigerode/Harz. Dass sich die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) in einer Krise befinden, ist spätestens bekannt, seit das Unternehmen Anfang September das „Entwicklungs- und Konsolidierungskonzept“ einer Beraterfirma präsentiert hat. Wie ernst die Situation ist, zeigt sich auch daran, dass die HSB in dieser Woche erstmals in ihrer jüngeren Geschichte zum zweiten Mal in einem Jahr die Ticketpreise erhöht haben.
Auch der Umfang ist außergewöhnlich: Zum 8. Oktober steigt der Preis für eine einfache Fahrt zum Brocken um fünf Euro von 38 auf 43 Euro, eine Hin- und Rückfahrt verteuert sich von 57 auf 65 Euro.
„Unvermeidbare Maßnahme“
Bislang umfassten die „Fahrpreisanpassungen“, von denen die HSB spricht, in der Regel lediglich einen Euro. So war der Preis zuletzt im März dieses Jahres von 37 auf 38 Euro gestiegen. Der Tarif für eine Brockenfahrt gilt von allen Streckenpunkten aus, egal ob ein Gast zum Beispiel in Wernigerode oder Schierke einsteigt.
In einer Mitteilung der HSB ist mit Blick auf die deutliche Preiserhöhung von einer „unvermeidbaren Maßnahme“ die Rede. Auch auf den Strecken der Harzquer- und der Selketalbahn werden die Tickets teurer. Der Tarif steigt pro Kilometer, der zurückgelegt wird, um zehn Cent, berichtet das in Wernigerode ansässige Unternehmen. Von einer Preissteigerung betroffen ist auch das Kurzurlaubsticket, das an drei aufeinanderfolgenden Tagen auf der Harzquer- und der Selketalbahn gilt, es kostet künftig 53 statt 47 Euro.
Als Grund für die Verteuerung nennen die HSB wie stets die „stark gestiegenen Kosten in allen Geschäftsbereichen“. So hatte das Unternehmen auch das im September präsentierte Gutachten mit „erheblichen finanziellen Herausforderungen“ begründet, die sich aus „stark gestiegenen Kosten in verschiedenen Bereichen“ ergeben.
Selketalbahn soll bleiben
Aktuell ändere sich abgesehen von den Ticketpreisen erstmal nichts, weil der gegenwärtige Fahrplan bis 2030 gelte, berichtet HSB-Sprecherin Heide Baumgärtner. Geschäftsführerin Katrin Müller sei zurzeit damit beschäftigt, Empfehlungen aus dem Gutachten „mit Zahlen zu unterlegen“. Sicher sei aber bereits, dass nicht auf die Selketalbahn verzichtet wird, wie im Gutachten vorgeschlagen. Die Gesellschafter, überwiegend Landkreise Harz und Städte aus dem sachsen-anhaltischen und thüringischen Harz, aber auch die Tourismus-Gesellschaft in Braunlage, hätten dies abgelehnt, berichtet Baumgärtner weiter.
Empfohlen haben die Gutachter außerdem, den Fuhrpark von 25 Dampfloks auf sechs für den Betrieb auf der Strecke zu reduzieren. Vier Loks sollten auf der Strecke unterwegs sein und eine in Reserve gehalten werden, während jeweils eine für Reparatur und Instandhaltung von der Schiene genommen wird. Ansonsten sollen vermehrt Triebwagen eingesetzt werden.
Lob von den Grünen
Derweil geht es für die HSB auch um den Abschied von der Kohle als Energieträger für die Dampfloks. Seit längerer Zeit wird über Alternativen wie Leichtöl nachgedacht. Am Dienstag dieser Woche hat sich die Grünen-Landtagsfraktion aus Sachsen-Anhalt zu dem Vorhaben geäußert und Landrat Thomas Balcerowski (CDU) als HSB-Aufsichtsratschef dafür gelobt, dass er zudem eine Elektrifizierung der HSB-Strecken nach Vorbild der Schweizer Bahn prüfen lassen wolle. „Das zeigt Mut und Weitsicht“, erklärt Cornelia Lüddemann, verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, einer Mitteilung zufolge. Weiter heißt es: „Eine vollständige Elektrifizierung muss gut durchdacht werden. Akku-Züge und Leichtölantrieb wären ebenfalls eine Alternative, die geprüft werden sollte. So ließen sich unschöne Oberleitungen am Brocken vermeiden und es wären weniger teure Eingriffe ins Schienennetz notwendig.“
Die Rolle der Dampfloks müsse „neu bewertet“ werden, meint Lüddemann weiter. „Wir brauchen nicht auf jeder Zugfahrt eine Dampflok.“ Ähnlich wie in Sachsen könnte angesichts der Mehrkosten für Fahrten mit Dampflok ein Zuschlag erhoben werden.
Bei der Präsentation des Gutachtens im September hatten die HSB von „erheblichen Investitions- und Instandhaltungsrückständen“ gesprochen. Das Streckennetz müsse saniert, Triebwagen mit alternativen Antrieben beschafft und die Dampf- und Dieselloks einschließlich der historischen Wagen modernisiert werden. Und um die künftigen Triebwagen instand zu halten, müsse die Werkstatt erweitert werden.
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