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Harz-BnB für Mountainbiker

GZ Plus IconAlex und Jan über die krasseste Entscheidung ihres Lebens

Aus Hamburg nach Sankt Andreasberg: Alex und Jan Werkmeister sind Aussteiger aus Überzeugung.

Aus Hamburg nach Sankt Andreasberg: Alex und Jan Werkmeister sind Aussteiger aus Überzeugung. Foto: Wirego/ Stefan Sobotta

Von Hamburg zogen sie nach Sankt Andreasberg, gaben ihre guten Jobs in der Videospielbranche auf und gründeten Harz-BnB Werkmeister. Für die GZ-Gründerszene ziehen Alex und Jan als Aussteiger nach acht Jahren Bilanz.

Von Redaktion Sonntag, 03.08.2025, 10:00 Uhr

St. Andreasberg. 2016 haben Alexandra (42) und Jan (48) Werkmeister die vielleicht „krasseste“ Entscheidung ihres Lebens getroffen: Sie haben ihre guten Jobs in der Videospielbranche in Hamburg gegen eine herausfordernde und gleichzeitig bereichernde Selbstständigkeit in Sankt Andreasberg aufgegeben. Als leidenschaftliche Mountainbiker folgten sie ihrer Vision, im Harz eine Location für Gleichgesinnte zu schaffen.

Das Harz-BnB in Sankt Andreasberg als Top-Adresse für Mountainbikefans gehört mit Bewertungen von 9,4 bei Booking zu den am besten bewerteten Unterkünften im Harz. Alex und Jan haben ihre Vorstellungen eines coolen Urlaubsdomizils für Mountainbiker tatkräftig umgesetzt – und boten bei Eröffnung 2017 mit ihren fünf Doppel- und zwei Familienzimmern ein zugkräftiges Angebot für diese Zielgruppe im Harz. Seit 2022 vermieten sie eine Berghütte am Matthias-Schmidt-Berg, die eine urige Atmosphäre mit modernem Design verbindet.

Aussteiger ganz bewusst

Im Rückblick auf ihre bisherigen Erfolge sind die beiden stolz und weiterhin begeistert. Gleichzeitig gestehen sie sich selbst ein, vor allem den Arbeitsaufwand eines Beherbergungsbetriebes, den damit verbundenen Personaleinsatz und die Sieben-Tage-Woche unterschätzt zu haben. „In unseren alten Jobs haben wir uns ziemlich aufgerieben“, erzählt Jan: „Daher haben wir die Entscheidung zum ‚Ausstieg light‘ sehr bewusst getroffen. Was uns in Hamburg widerfahren ist, sollte sich nicht wiederholen.“

Ihr bisheriges Konzept mit Frühstück sowie einem hohen Qualitätsanspruch an Sauberkeit und Service war sehr personalintensiv. Sowohl die wirtschaftlichen Zwänge als auch die Abhängigkeit von anderen wurden zur Belastung. „Wenn wer ausfällt, kommen diese Aufgaben für uns on top – zusätzlich zum ohnehin schon langen Arbeitstag und der Betreuung unserer beiden Kinder“, beschreibt Jan das Dilemma. Gründe genug, um das eigene Geschäftskonzept zu überdenken.

Frühstück mit Lerneffekt

Statt Frühstück wurde eine Gemeinschaftsküche eingerichtet, die im November noch saniert wird. Kaffee- und Müslibar waren ohnehin schon vorhanden. In Kooperation mit dem Spritzenhaus kann weiterhin Frühstück gebucht werden. Mittelfristig soll ein kleiner Hofladen entstehen, damit die Grundversorgung für die Hausgäste abgedeckt ist.

Zum Start in die Selbstständigkeit hatte das Aussteiger-Paar mit der Volksbank Braunlage eG und der Wirego beste Unterstützung.

Ihr 50-seitiger Business-Plan überzeugte letztendlich alle Beteiligten. Seine Erfahrungen mit der Selbstständigkeit teilt Jan auch als Unternehmensberater und Teil des regionalen Beratungsnetzwerks. „Um selbstständig zufrieden zu sein, muss die Aufgabe passen“, betont er. „Denn meist mehr Arbeit, mehr Verantwortung und nur selten mehr Geld als im Angestelltenverhältnis müssen einfach durch die Freude am Tun ausgeglichen werden.“ Der Schlüssel zum Erfolg ist aus seiner Sicht ganz klar Flexibilität: „Man muss den Markt im Blick behalten und stetig seine Visionen neu ausrichten.“

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