Wilde Ecken und Laubhaufen werden zum wertvollen Lebensraum

Besser und schonender als der Laubsauger-Einsatz ist die gute alte Harke. Außerdem profitieren viele heimischen Gartentiere von den Laubhaufen und nicht zurückgeschnittenen Stauden. Foto: Leifeld
„Unordnung“ im herbstlichen Garten macht durchaus Sinn und bietet Tieren einen wichtigen Lebensraum für den Winter. Was kann der Gartenfreund tun?
Nordharz. „Unordnung“ ist nicht schön anzusehen, aber im herbstlichen Garten kann sie durchaus Sinn ergeben und dabei Tieren sogar einen überlebenswichtigen Lebensraum bieten. Und das Praktische bei diesem „weniger ist mehr“-Gedanken ist, jeder Gartenfreund kann einen wichtigen Beitrag zum aktiven Naturschutz vor der Haustür leisten.
Wenn die Tage kürzer werden, das Laub fällt und die ersten Nachtfröste nahen, beginnen viele Gartenbesitzer mit großen Aufräumaktionen. Doch Totholz, Laub und verblühte Stauden sollten nicht vorschnell beseitigt werden, denn sie bieten wertvollen Lebensraum für eine Vielzahl von Wildtieren.
Ein Beispiel bietet der Igel. Der sympathische Kleinsäuger sucht sich ab Mitte Oktober geeignete Winterquartiere, sobald die Bodentemperaturen gegen null Grad sinken. Ein idealer Rückzugsort besteht aus einem Haufen aus totem Holz, Laub und Reisig – gerne auch mit einer Basis aus Feldsteinen. Solche Haufen bieten nicht nur Schutz vor Kälte, sondern auch vor Störungen.

Auch Igel profitieren von naturnahen Gärten. Foto: Nabu/ Bernd Kunz
Ein igelfreundlicher Garten braucht keine exotischen Gehölze und auch keinen perfekt gestutzten Rasen. Im Gegenteil: Wilde Ecken, durchlässige Zäune und wenig Eingriffe machen ihn erst zu einem wertvollen Lebensraum. Auch einfache Igel-Häuser, aufgestellt in versteckten Gartenecken und verdeckt im Laub, bieten den kleinen Stacheltieren einen attraktiven Wohnraum auf Zeit. Doch großer Aufwand muss gar nicht betrieben werden. Selbst eine, auf den Boden gestellte Palette im Geräteschuppen, abgedeckt mit Stroh, wird häufig als heimeliges Igel-Domizil akzeptiert.
Neben dem Igel profitieren aber auch andere Wildtiere von der gewollten „Unordnung“ im heimischen Reich: Insekten wie Marienkäfer ziehen sich in das herabgefallene Laub zurück, Larven überwintern in den Stängeln abgestorbener Pflanzen und auch Vögel finden Schutz vor Wind und Kälte. Laub hat gemeinhin einen lästigen Ruf – dabei ist es für den Boden ein Segen. Es schützt vor Austrocknung, fördert die Humusbildung und bietet Lebensraum für unzählige Arten. Ohnehin gilt beim naturnahem Gärtnern die Faustregel: Weniger ist mehr!
Hände weg vom Laubsauger
Dazu droht Kleinlebewesen und Insekten im herbstlichen Aufräumwahn mit dem Laubsauger-Einsatz mancher Gartenbesitzer eine oft verkannte Gefahr: Beim Einsaugen tötet der Laubsauger verlässlich alle Insekten und Spinnen. Besser ist es, das schreddernde Ungetüm in der Garage zu lassen – und als wahrer Gartenfreund zur altgedienten Laubharke zu greifen.
Auch wer im heimischen Garten einen Baum fällen muss, sollte sich vergewissern, dass dieser nicht schon zu einer tierischen Winterwohnung wurde. Eichhörnchen bauen ihre Kobel gerne in den Astgabeln alter Bäume. Gartenschläfer überwintern gerne im Nistkasten.
Die menschliche Untätigkeit im Herbst bietet Wildtieren zudem eine reich gedeckten Tisch: Da sind es nicht nur Äpfel und Birnen, die, nicht sofort aufgesammelt, zu einer Köstlichkeit für viele Wildtiere werden. Im naturnahen Garten gehören auch Eichhörnchen zu den beliebten Gästen. Sie sammeln Nüsse, Samen und Kerne und vergraben sie an verschiedenen Orten, um im Winter darauf zurückgreifen zu können.

Auch Eichhörnchen sind beliebte Garten-Gäste. Foto: Kathy Büscher, NABU Rinteln
Viele Stauden, wie der Sonnenhut, die Rudbeckia, die Goldrute und auch die Fetthenne bilden Samen und Kerne, die die Speisekarte vieler Vögel auf wertvolle Art bereichern. Nicht zu vergessen die Sonnenblume (Helianthus annuus): Sie erfreut nicht nur vom Spätsommer bis in den Herbst das menschliche Auge, sondern wird zur natürlichen Nahrungsquelle einer bunten Vogelschar.
An das kommende Frühjahr denken
Als einjährige, krautige Pflanze kann sie zudem im Frühjahr, durch einige im Herbst geerntete Sonnenblumenkerne, problemlos und kostenlos ausgesät werden. Ein sonniger und windgeschützter Standort sollte somit bei der Gartenplanung im kommenden Frühjahr für die sonnigen Riesen berücksichtigt werden.
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