Warum Bad Harzburg von immer mehr wilden Tieren heimgesucht wird

Der Fuchs gehört in die freie Wildbahn, fühlt sich mittlerweile aber auch in bewohnten Gebieten wohl. Foto: Picasa
Ein Fuchs macht „Sitz“, ein Waschbär kommt zum Frühstück: Was harmlos klingt, bringt ernste Folgen – und liegt an einem Fehler, den viele Harzburger immer wieder machen. Die GZ hat dazu mit einem Wildtierexperten gesprochen.
Bad Harzburg. Füchse und Waschbären erobern sich mehr und mehr Gefilde, in denen sie eigentlich nichts zu suchen haben. In denen sie aber mittlerweile oft fündig werden. Bad Harzburgs Hegeringleiter Dirk Hartwig appelliert aufgrund einer kleinen Invasion der Wildtiere an die Stadtbewohner, diese Tiere nicht auch noch zu füttern. Aktuell sind ihm Fälle aus dem Bereich Butterberg bekannt. Aber nicht nur dort werden Wildtiere gefüttert. Und hinterher ist das Geschrei groß ...
Bis zu 60 Waschbären pro Jahr
Der Hegering ist quasi die Dachorganisation der Jägerinnen und Jäger. Und die haben mit der Wildtierproblematik natürlich direkt zu tun, denn sie werden um Hilfe gerufen, wenn wieder irgendwo eins der Tiere auftaucht.
Die Zahl der Waschbären und Füchse, die sich bis in bewohnte Gebiete hineinwagen, ist nach Hartwigs Erfahrung in der Vergangenheit sprunghaft angestiegen. In manchen Jahren habe die Jägerschaft locker 50 bis 60 Waschbären in der Stadt gefangen, im vergangenen Jahr seien es zudem ein halbes Dutzend Fuchsfamilien gewesen. Für dieses Jahr gibt es noch keine Zahlen, aber Hartwig schätzt den Anstieg auf 25 Prozent. Die Tiere würden immer mehr ihre Scheu verlieren. Darüber hinaus finden sie in Gärten und anderswo auch immer mehr Futter, das mitunter explizit für sie (oder andere Tiere) dort hingelegt wurde. Auch wenn es Tiere sind, kann man sagen: So was spricht sich bei ihnen herum.

Am Butterberg liegen mitten im Wohngebiet halbe Brotlaibe am Wegesrand. Mit Absicht? Egal. Für den Fuchs ein gefundenes Fressen. Foto: Schlegel
Falschverstandene Tierliebe
Ein Problem sind auch tierfreundliche Menschen, die freilaufende Katzen in ihrem Garten füttern. Da müssen sie sich nicht wundern, wenn plötzlich auch Fuchs und Waschbär zum Naschen vorbeikommen.
Aber warum soll man die „armen Tiere“ denn nicht füttern? „Das ist absolut kontraproduktiv“, sagt Hartwig. Füchse und Waschbären gewöhnen sich daran, so einfach an Nahrung zu kommen. Es sind aber Wildtiere, und durch solch bequem zu erreichende Futterstellen verlernen sie über kurz oder lang, sich in freier Wildbahn zu ernähren. Im Extremfall würden sie verhungern, wenn sie in den Wald zurückkehren, weil die Nahrungsquelle Mensch, aus welchem Grund auch immer, nicht mehr zur Verfügung steht.
Geschossen wird in der Stadt nicht
Aber abgesehen davon gibt es auch viele Stadtbewohner, die es aus nachvollziehbaren Gründen nicht mögen, wenn sich Füchse und Waschbären in ihrem Garten ein Stelldichein geben. Mitunter sind die Tiere auch schon mutig in Wohnungen gekommen. Und dann ist das Geschrei (nach einem Jäger) groß.
Aber was macht denn dann ein Jäger? Auf keinen Fall greift er zum Gewehr. Das, so Hartwig, sei in bewohnten Gebieten nur in absoluten Ausnahmefällen und auch nur auf Anweisung der Polizei erlaubt. Die Tiere würden in der Regel von speziell dazu ausgebildeten Jägern mit Lebendfallen gefangen. Und, wie gesagt: In manchen Jahren sind das bis zu 60 Waschbären.
Weil die Probleme immer größer werden, es in Bad Harzburg aber noch keine sogenannten „Stadtjäger“ gibt, sei geplant, solch eine Gruppe in naher Zukunft zusammenzustellen. Dazu müssten die ehrenamtlich tätigen Expertinnen und Experten aber vorher noch eine spezielle Ausbildung zur Jagd mit der Lebendfalle absolvieren.
Aber ob nun mit oder ohne Stadtjäger: Die Bad Harzburger, gerade die, die in den waldrandnahen Gebieten wohnen, sollten davon Abstand nehmen, Futterstellen einzurichten, egal, für welche Tiere und egal, wie lieb das gemeint ist.
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