Wie die Zukunft der Ortsfeuerwehr Liebenburg aussehen soll
Schild der Freiwilligen Feuerwehr Liebenburg Foto: Gereke
Das alte Liebenburger Feuerwehrgerätehaus ist nicht mehr zeitgemäß. Ein Neubau soll her – jetzt liegen die Pläne auf dem Tisch und sorgen für Diskussionsstoff.
Liebenburg. Liebenburgs neues Feuerwehrgerätehaus: Erstmals liegen die Ansichten öffentlich auf dem Tisch – genauso wie eine erste Kostenschätzung. Die Ausschussmitglieder zeigten sich beeindruckt von der Funktionalität und Durchdachtheit des Gebäudes, aber auch teils schockiert, in welchen finanziellen Dimensionen sich das Projekt mittlerweile bewegt.
Seit Jahren wird über einen Neubau des Liebenburger Feuerwehrhauses, damit die Brandbekämpfer des Ortes einzeitgemäßes Domizil erhalten können, diskutiert – seit Monaten auch intensiv geplant. Am Montagabend nun der große Moment: Vertreter des beauftragten Büros „Die Planungsschmiede“ stellten den Entwurf, der aus zahlreichen Gesprächen mit Feuerwehr und Verwaltung hervorging, Feuerwehrausschuss und Bauausschuss vor.
So soll die künftige Nordost-Ansicht (oben) mit den sieben Garagentoren und die Südost-Ansicht des neuen Feuerwehrgerätehauses aussehen. Foto: Die Planungsschmiede
Klar war bislang nur: Das neue Gerätehaus wird am Ortsausgang in Richtung Groß Mahner an der Landesstraße 510 entstehen. Diese Fläche konnte die Gemeinde dem Land als bisherigen Eigentümer nach langen Verhandlungen für das Projekt abkaufen. Zur Verfügung steht nun ein ein Hektar großes Areal. Weil die Fläche außerhalb des Steins liegt, der die Ortsdurchfahrt im Zuge der Lindenstraße markiert, wird auf der Landesstraße eine Linksabbiegespur eingerichtet.
Fahrzeughalle mit sieben Toren
Das eigentliche Feuerwehrhaus besteht aus einer Fahrzeughalle mit fünf Toren für die fünf Fahrzeuge sowie einem Sozialtrakt mit Schulungsraum und Unisex-Sanitäranlagen – zwischen beiden entsteht ein Verbindungstrakt. Insgesamt zählt die Fahrzeughalle sieben Tore – ein weiteres für eine Waschanlage, die von allen Wehren des Gemeindegebiets genutzt werden soll, sowie für ein Lager. Zum Areal gehört auch eine Übungsfläche sowie eine Erweiterungsoption für das Gebäude. „Die Einsatzfahrzeuge haben eine eigene Ausfahrt, durch die nur ausgerückt werden wird. Zurück von den Einsätzen geht es über die Linksabbiegespur über die reguläre Zufahrt“, erklärte Michael Köllner, Geschäftsführer „Die Planungsschmiede“.
Geprägt sei das Gebäude von kurzen Alarmwegen für die Einsatzkräfte, die sich nicht kreuzen, um die Vorgaben der Feuerwehrunfallkasse zu berücksichtigen – „die Kameraden sind immer in einer Richtung unterwegs“, so Köllner. Die Umkleiden sehen nach derzeitigem Stand 20 Plätze für Kameradinnen und 80 für Kameraden vor. „Der Bereich soll mit einer nicht tragenden Wand geteilt sein, um eine maximale Veränderbarkeit erreichen zu können“, fügte Architektin Ilka Rennhack an, ebenfalls „Die Planungsschmiede“. Zudem soll es im Schulungsraum auch eine Trennwand geben, um ihn für kleinere Anlässe verkleinern zu können. Vorgesehen ist auch eine Dekontaminationsstelle zwischen Fahrzeughalle und Sozialtrakt, durch die die Brandbekämpfer nach der Rückkehr von Einsätzen müssen, ergänzte Bürgermeister Alf Hesse.
Kein Denkmal, sondern Funktionsgebäude
Ausgerüstet werden sollen die Gebäude mit einem Gründach, um möglichst viel Regenwasser auf dem Grundstück belassen zu können. Auch bekommt das Haus eine Photovoltaikanlage. Einen Lärmschutzwall zur Wohnbebauung soll es nicht geben – nur eine Bepflanzung zwischen Feuerwehrhaus und Lessingstraße. Der Sozialtrakt soll in Massivbauweise errichtet und verklinkert werden, die Fahrzeughalle eine sogenannte Sandwichkonstruktion werden – Stahlbeton-Skelettbau mit Verkleidung. „Alles, weil wir wirtschaftlich bleiben wollen – wir wollen kein Denkmal errichten, sondern ein Funktionsgebäude“, betonte Köllner.

So stellt das Planungsbüro sich den Lageplan vor. Die Zufahrt zum neuen Feuerwehrgerätehaus erfolgt über eine Linksabbiegespur auf der L510. Foto: Die Planungsschmiede
Und damit landete er bei den Kosten – und diese Summe hatte es in sich: Eine Schätzung sieht unterm Strich derzeit rund 8,7 Millionen Euro für das Projekt. Über zwei Millionen Euro mehr als zuletzt in der Diskussion waren. Und diese Summe beinhaltet noch nicht alles: Es fehlt beispielsweise noch die Ausstattung wie Spinde für die Einsatzkräfte.
Es war eine Summe, die bei so manchem Schnappatmung verursachte. „Die Planungen sind schlüssig und chic“, lobte CDU-Ausschussmitglied Thomas Guder, um dann zum Aber anzusetzen: „Aber wer soll das bezahlen?“ Er fasste noch einmal die Kostenschätzungen der vergangenen Jahre zusammen: 2023 war von 3,2 Millionen Euro die Rede, 2024 dann schon von 5,7 Millionen Euro. In diesem Jahr lag die Summe zunächst bei etwa über sechs Millionen Euro – um nun bei mehr als acht Millionen zu landen. „Es ist eine Größenordnung, die nur schwer zu verdauen ist“, räumte Guder ein.
„Schockiert mich auch“
„Dass die Kosten so gestiegen sind, schockiert mich auch“, entgegnete Liebenburgs Bauamtsleiter Alexander Barke. „Wir halten uns an die Richtlinien – und das ist dabei herausgekommen“, fügte er an. „Mein erster Gedanke ist immer: Was machen wir hier falsch?“, mischte sich der Bürgermeister ein, um zur Feststellung zu gelangen: Es seien die äußeren Einflüsse, die sich geändert hätten. Seine Hoffnung: Erstmals ist Liebenburg Bedarfszuweisungskommune – und er setzt auf einen kleinen Betrag vom Land, der die Gesamtsumme, die die Gemeinde zu schultern hat, etwas drückt.

Auf dem Gelände an der Landesstraße 510 am Ortsausgang Richtung Groß Mahner soll das neue Feuerwehrgerätehaus entstehen. Foto: Gereke
Guder monierte zudem das Gründach. Nicht nur, weil er von solchen kein Fan sei, sondern weil es auch Pflege bedürfe. Köllner verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass ein Verzicht auf ein Gründach wiederum die Kosten für die Regenrückhaltung erhöhe – und das Gründach wiederum dem politisch gewollten Konzept der Schwammstadt entspreche. Grundsätzlich sei aber auch ein anderes Dach möglich.
Der Zeitplan zum Neubau
Kurz bezog Köllner auch Stellung zum Zeitplan: Ziel sei es, im Januar nächsten Jahres den Bauantrag zu stellen, sodass Mitte 2026 die Baugenehmigung vorliegen könnte, um dann sofort mit dem Ausschreibungs- und Vergabeverfahren starten zu können. „Der erste Spatenstich könnte dann noch im kommenden Jahr gesetzt werden. Unser Ziel ist es, so viele Erdarbeiten wie möglich noch im Herbst 2026 zu erledigen“, sagte Köllner.
In diesem Zusammenhang votierte der Bauausschuss auch für die Aufstellung des Bebauungsplans „Feuerwehrgerätehaus Liebenburg und Regenrückhaltebecken“. Ein Punkt, der für weitere Diskussionen sorgte. Denn das Regenhalterückhaltebecken, das der B-Plan für die nördliche Ecke des Gebiets vorsieht, kann für die Feuerwehr gar nicht genutzt werden. Das Gefälle passt nicht. Und auch für ein künftiges, potenzielles Neubaugebiet am Lewer Berg wird es wahrscheinlich nicht reichen, weil zu klein dimensioniert. Aber mit Blick auf ein Neubaugebiet hatte die Gemeinde vor Jahrzehnten bereits diese Fläche erworben, und sich verpflichtet, ein Rückhaltebecken zu bauen. Aber da es bisher nie zum Baugebiet kam, blieb auch der Bau des Beckens aus. Immer wieder musste Liebenburg eine Fristverlängerung für diesen Bau beantragen. „Jetzt wollen wir es planerisch sichern, damit das Land sieht, dass wir unserer Verpflichtung nachkommen wollen“, so Hesse.
GEFANGEN IN DEN VORGABEN
Liebenburg will sich kein zweites Schloss bauen, sondern ein funktionales Haus für die Feuerwehr, das den Vorschriften entspricht. Doch die Summe, die jetzt im Raum steht, lässt natürlich anderes vermuten. Doch dem ist nicht so: Die Gemeinde ist gefangen in den Vorgaben – und die setzen die Standards. Beispiel: Als es um den Bau des Othfresener Feuerwehrgerätehauses vor mehr als einem Jahrzehnt ging, da stritten sie in Liebenburg darüber, ob das Dach eine Photovoltaikanlage bekommen soll oder nicht, um Kosten zu sparen. Die Entscheidung fiel gegen eine PV-Anlage – auf dem Gebäude ist heute nur ein Solarfeld, weil es die Bürgerenergiegenossenschaft Harz später errichten ließ. Inzwischen stellt sich die PV-Frage gar nicht mehr: Die Niedersächsische Bauordnung schreibt vor: Neues Dach bedeutet auch gleichzeitig PV-Anlage. Eine Vorgabe, die mit Blick auf die Stromgewinnung aus erneuerbaren Energien natürlich Sinn macht, aber eben ein Projekt auch automatisch verteuert – egal ob Neubau eines Feuerwehrhauses oder Dachsanierung im Privatem. Und so gibt es viele weitere DIN-Vorschriften, die es zu berücksichtigen gilt – bis hin zum Platz im Umkleidebereich von anderthalb Quadratmetern für eine Einsatzkraft, was dann schon automatisch eine gewisse Sozialtrakt-Mindestgröße vorgibt. Und dann ist da ja noch immer das Thema der allgemeinen Baupreissteigerungen. Wie hatte doch die Planungsschmiede gesagt: „Das Bauen in Deutschland wird nicht einfacher.“ Tatsächlich ist das leider offenbar so. Und am Ende der Kette stehen die Bauherren, in diesem Fall die Gemeinde, die zusehen müssen, wie sie alles wuppen können.
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