24 Einsatzstellen nach „Sturm und Starkregen“ in Liebenburg

Ein umgestürzter Baum behindert den Zugverkehr und muss von den Gleisen entfernt werden. Das Szenario wird am Museumsbahnhof Klein Mahner geprobt. Foto: Leifeld
Am Freitagabend führt eine „Unwetterlage“ die Feuerwehren im östlichen Teil der Gemeinde Liebenburg zusammen. Die GZ war bei der Großübung der Einsatzkräfte vor Ort.
Liebenburg. Dunkle Wolken gab es im Vorfeld nicht. Auch keine Unwetterwarnung. Quasi aus heißerem Himmel entladen sich am Freitagabend Starkregen und Sturmböen in einer heftigen Gewitterfront über dem östlichen Teil der Gemeinde Liebenburg.
Doch halt: Das Wetter bleibt sonnig und trocken bis in den Abend. Die beschriebene Unwetterlage dient lediglich als Auslöser für eine „Unwetter“- Großübung im östlichen Gemeindegebiet, die 75 Einsatzkräfte aus vier Feuerwehren (Liebenburg, Klein Mahner, Neuenkirchen und Döhren) und die Bereitschaften der DRK-Ortsvereine Döhren und Liebenburg miteinander vereint.
Ideengeber ist Björn Berkefeld, seines Zeichens Ortsbrandmeister in Neuenkirchen und stellvertretender Liebenburger Gemeindebrandmeister. Die Szenarien wurden in Abstimmung mit involvierten Führungskräften ausgearbeitete. Vorrangig gilt es, die gemeldeten Unwetterschäden abzuarbeiten: Verletzte Personen, mögliche Unfälle, vollgelaufene Keller und umgestürzte Bäume. 24 Meldungen überhäufen im Übungsverlauf die, in der Othfresener Feuerwache eingerichtete Örtliche Einsatzleitung (ÖEL) binnen nicht einmal drei Stunden. Dort hat der Liebenburger Ortsbrandmeister Martin Müller den Hut auf. Lagedienstführer ist Dennis Dorn.

Die Örtliche Einsatzleitung (ÖEL) ist in der Othfresener Feuerwache eingerichtet. Foto: Leifeld
Die Örtliche Einsatzleitung ergibt Sinn, wenn es darum geht, bei Schadensereignissen in der Fläche, beispielsweise in einer Unwetterlage, mit besseren Ortskenntnissen anarbeiten zu können. Normalerweise würde die Feuerwehr- und Rettungsdiensteinsatzleitstelle (FERLS) in Goslar die Einsatzmeldungen entgegennehmen und an die Feuerwehren der einzelnen Ortschaften weiterleiten. Aber bei großflächigen Schadenslagen, wenn beispielsweise mehrere Gemeinden in Landkreis betroffen sind, macht eine ÖEL Sinn.
Wann macht eine ÖEL Sinn?
„Vor Ort und mit Ortskenntnissen ist die Lage übersichtlicher und Prioritäten können besser entschieden werden“, so Berkefeld. Er nennt ein Beispiel. Wenn bei einem hohen Einsatzaufkommen zeitgleich Meldungen zu umgestürzten Bäumen eingehen, würden vorrangig Hauptverbindungsstraßen freigehalten werden. „Wir hatten auch die MTW im Einsatz, die sich im Zweifelsfall vor Ort ein Bild von der Lage machen und dann gezielt melden können, was benötigt wird, um die Einsätze abzuarbeiten.“

In Klein Mahner wird ein „Verletzter“ durch die Sanitäter des DRK Döhren betreut. Foto: Leifeld
Im Übungsverlauf werden viele Einsätze größtmöglich realistisch dargestellt: Behinderungen im Zugverkehr werden auf dem Gleisbett im Museumsbahnhof Klein Mahner geübt und an anderer Stelle mimt ein Mörtelkübel einen vollgelaufenen Keller. In einem Fall muss ein Wohnhaus evakuiert werden. Eine Sammelstelle für Bürger wird in der ehemaligen Döhrener Grundschule eingerichtet. Dort gibt es die erforderliche Infrastruktur. Auch ein Öltank muss umgepumpt werden. Die Fähigkeit und Ausrüstung der unterschiedlichen Fahrzeugbesatzungen entscheidet über die Vergabe der Aufgaben.
Übungsziel ist die Zusammenarbeit der einzelnen Feuerwehren und das Verknüpfen der unterschiedlichen Lagen durch die ÖEL an einem zentralen Ort. Konkrete Meldungen der einzelnen Fahrzeugführer sind dort wichtig, den Einsatzstatus jener Feuerwehrkräfte zuordnen zu können. Befinden sie sich noch auf der Anfahrt, sind sie vor Ort angekommen oder ist der Einsatz bereits abgeschlossen?

24 Einsatzstellen mit verschiedenen Aufgaben gilt es abzuarbeiten. Foto: Leifeld
Unterm Strich zeigt sich Björn Berkefeld mit dem Übungsverlauf zufrieden. „Es ist gut gelaufen.“ Eine Übung in einer solchen Größenordnung diene immer einem besseren Zusammenspiel und bringe Erkenntnisse zum Aufarbeiten.
Aber warum eilten die Feuerwehren westlich des Föthebergs bei so einer Schadenslage nicht ihren östlichen Nachbarn zur Hilfe? „Das war Teil des Szenarios“, so Berkefeld. „Sie können ja selber vom Unwetter betroffen sein.“ Es sei auch wichtig, Reserven zu haben, wenn Feuerwehrleute aus dem Einsatz herausgelöst werden müssen.

Am Museumsbahnhof ist eine Einsatzstelle. Foto: Leifeld