„Connected“ schult Menschen mit seelischen Einschränkungen im Netz
„Connected“ soll Menschen mit seelischen Einschränkungen niederschwellig Medienkompetenz vermitteln; dafür wurde in Hardware und Menpower investiert. Das Projekt der Diakonischen Dienste stellen vor (v.l.): Datenschutzbeauftragte Manuela Varoß, Sponsor Markus Creydt, Vorstand der Volksbank Nordharz, Felix Siebert, Bereichsleiter für Eingliederungshilfe und Internetlotse Lennie Meyn. Foto: Kempfer
Die digitale Welt gebiert immer neue Herausforderungen. Wie sollen Menschen sie bestehen, die keinen Zugang zur Technik haben – und auch noch psychisch eingeschränkt sind? Das Project „Connected“ in Goslar soll helfen.
Goslar. Grundvoraussetzung, die digitalen Herausforderungen des Lebens zu bestehen, ist der Zugang zum weltweiten Netz und zur dafür notwendigen Technik. Wer keinen Zugang hat, bleibt im Zweifelsfalle außen vor, ist ausgeschlossen. Die Diakonischen Dienste haben ein neues Projekt gestartet, das Menschen mit seelischen Einschränkungen beim sicheren Umgang mit digitalen Medien unterstützen soll und ihre „digitale Teilhabe“ fördert. Es ist zunächst auf ein Jahr und einen Kreis von zehn Teilnehmern angelegt.
Das dafür notwendige Geld kommt von der Aktion Mensch, die 15.520 Euro beisteuert, und von der Volksbank Nordharz, die noch einmal 3000 Euro obendrauf legt und damit die Aufstockung der Hardware möglich macht.
Vieles hängt nun von Wirtschaftsinformatiker Lennie Meyn ab, der die Interessenten durchs Internet lotsen soll; Unterstützung bekommt der damit beauftragte, selbstständige Medienpädagoge aus Wolfenbüttel von erfahrenen Kräften aus den Diakonischen Diensten. Zum Start gab es einen Termin mit der Polizei, die den Kreis zum Thema Internetsicherheit schulte; denn Betrugsmaschen sind weit verbreitet, die Teilnehmer auf die Gefahren (noch) nicht vorbereitet. Geld oder Liebe – beides Bereiche, in denen im Netz „User“ in die Irre geführt werden können, insbesondere, wenn sie leichtgläubig sind und ihnen der Eindruck vermittelt wird: „Da interessiert sich jemand für mich.“ Schon ist die emotionale Ebene angesprochen.
Niederschwelliger Einstieg
Chancen nutzen, Risiken erkennen – jeden Donnerstag ist Lennie Meyn seit dem 1. Oktober mit seiner Gruppe in der Wiedereingliederungshilfe bei Felix Siebert am Werk. In der Oberen Schildwache 11 treffen sich die Teilnehmer von „Connected“; er will sie da abholen, wo sie stehen. Niederschwellige Themen sind „Keine Angst vor dem Computer“, „Einstieg ins Internet“, „Datenschutz für Anfänger“, aber auch „Videochat“ und manches mehr.
Ziel ist es, den Teilnehmern eine Grundkompetenz im Umgang mit dem Internet zu vermitteln, aber auch auf ihre besonderen Bedürfnisse einzugehen, denn Aufmerksamkeitsspanne und Konzentration seien hier und da eingeschränkt. „Die Menschen sollen sich wohlfühlen“, betont Manuela Varoß, Referentin für Fördermittel und Datenschutz im Haus. Für die Schulungen werden unter anderem zwei neue Laptops genutzt, die mit der Spende der Volksbank angeschafft werden konnten; sie sind mit Spezialtastaturen für Sehbehinderte ausgestattet, denn einige der Teilnehmer haben Augenprobleme.
Eine sinnvolle Investition für ein „wichtiges Projekt“, meint Markus Creydt, Vorstand der Volksbank Nordharz, beim Ortstermin in der Oberen Schildwache 11. Er weiß das Sponsoring der Volksbank gut angelegt. Die Unterstützung der Aktion Mensch fließt in die Personalkosten. Die Schulungen bleiben auf den überschaubaren Teilnehmerkreis beschränkt; die Nachfrage war größer als das gut beworbene Angebot, das im Idealfall später einmal aus dem Projekt hinaus auf die andere Straßenseite in die für alle offene Begegnungsstätte ausstrahlt, beispielsweise in Form eines pädagogisch begleiteten Internetcafés. Doch jetzt geht es erst einmal richtig los.
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