Messerfund auf Adventsmarkt: Das sagen Waffenbehörde und Polizei
Im Vergleich zu einer Handfläche wirken die Messer sehr klein – die Polizei spricht offiziell von Schlüsselanhängern im Messerdesign. Foto: Privat
Der Messerfund auf dem Clausthaler Adventsmarkt in einer Box für Kinder sorgt für Diskussionen. Die waffenrechtliche Einschätzung von Polizei und Landkreis liegt nun vor.
Clausthal-Zellerfeld. Nach dem Fund mehrerer kleiner Messer auf dem Adventsmarkt der Clausthaler Vereine war die Aufregung groß. Eltern warnten vor spitzen Klingen, die nicht in Kinderhände gehörten, während die Polizei zunächst auf eine ausstehende waffenrechtliche Bewertung verwies. Nun liegt diese Einschätzung vor, und sie fällt deutlich nüchterner aus. Was bedeutet das für die Beteiligten?
Clausthal-Zellerfeld
Eltern entsetzt: Messer auf dem Adventsmarkt an Kinder verteilt
Wie berichtet, brachten mehrere Kinder vom Adventsmarkt auf dem Innenhof der TU Clausthal etwa drei Zentimeter große Messer, Äxte und Beile mit nach Hause. Ein Familienvater zeigte sich entsetzt und wandte sich voller Sorge an die Polizei. Die Gegenstände stammten aus einer Belohnungskiste am Stand des Vereins Bürger helfen Bürgern. Dort konnten Kinder aus Butterkeksen kleine Lebkuchenhäuser bauen und diese mit Zuckerguss verzieren. Als Dank durften sie anschließend aus einer Kiste mit Stiften, Bastelmaterial und Spielzeug wählen. Darunter befanden sich eben auch die umstrittenen Objekte.
Polizei und Landkreis geben Entwarnung
Die Polizei prüfte gemeinsam mit der Waffenbehörde des Landkreises Goslar, ob das Überlassen solcher Gegenstände an Minderjährige waffenrechtlich relevant sei. Oberkommissar Niklas Linde erläutert jetzt das Ergebnis: Die Klingenlänge reiche dafür nicht aus. Erst ab einer Länge von 4,1 Zentimetern und einer Breite von einem Zentimeter sei das waffenrechtlich von Bedeutung. Diese Schwelle sei in dem Clausthaler Fall klar unterschritten. Entsprechend werde weder ein Ordnungswidrigkeiten- noch ein Strafverfahren eingeleitet.
Ganz abgeschlossen ist der Fall damit jedoch nicht. Zunächst müssten die Eigentumsverhältnisse formal geklärt werden, sagt Linde. Diese sind allerdings bereits bekannt, da der Verein sogar gegenüber der GZ eingeräumt hat, dass die Miniaturgegenstände aus seinem Fundus stammen. Anschließend wolle die Polizei ein klärendes Gespräch führen.
Fester Bestandteil im Advent
Warum der Adventsmarkt auf dem TU-Gelände so gut ankommt
Insgesamt sechs dieser Miniobjekte liegen derzeit auf dem Kommissariat. Linde hat die Messer nach eigenen Angaben getestet, sie etwa über seinen Daumen laufen lassen und dabei ordentlich zugedrückt. Sein Fazit: Man könne sich damit nicht schneiden. Auch der Versuch, Papier damit zu durchtrennen, sei gescheitert. Natürlich könne man sich mit nahezu jedem Alltagsgegenstand verletzen, wenn man ihn zweckentfremde, sagt der Oberkommissar. Auch ein Kugelschreiber könne dabei zur Gefahr werden. Zudem seien die Dinger mit Ringen versehen, um sie an einem Schlüsselanhänger zu befestigen. Linde spricht daher von Schlüsselanhängern im Messerdesign, auch wenn er deren Sinnhaftigkeit infrage stellt.
Ein ungutes Gefühl bleibt
Unabhängig von der rechtlichen Einordnung bleibt bei den Organisatoren ein ungutes Gefühl. Marco Hellmold von der Studentenverbindung Corps Montania, der den Adventsmarkt organisiert hat, hält es weiterhin für problematisch, dass solche Gegenstände an Kinder ausgegeben wurden – unabhängig davon, ob sie scharf sind oder nicht. Für ihn sei entscheidend, dass Vereine eigentlich genau wissen sollten, was sie anbieten. Wer eine Gulaschsuppe verkaufe, müsse schließlich auch für Allergiker Auskunft über die Zutaten geben können. Hellmold erwartet weitere Gespräche und ein schlüssiges Konzept von Bürger helfen Bürgern, das sicherstellt, dass sich ein solcher Vorfall nicht wiederholt. Sein Eindruck: „Da wusste eine Hand nicht, was die andere tut.“ Das müsse sich ändern.
Wie die Gegenstände konkret in die Belohnungskiste gelangten, kann sich Andrea Duit-Reith aus dem Vorstand von Bürger helfen Bürgern bis heute nicht erklären. Fest stehe jedoch, dass sie im Besitz des Vereins waren und normalerweise als Anschauungsobjekte in Waldpädagogikkursen genutzt werden. Üblicherweise gebe es zwei getrennte Kisten – eine für pädagogische Angebote, eine für Bastelaktionen. Duit-Reith bedauert den Vorfall sehr und hat keine Erklärung dafür, warum niemandem früher aufgefallen sei, was sich in der Kiste befand.
Viel Rennerei für den Organisator
Dass so etwas nicht hätte passieren dürfen, sei ihr vollkommen klar. Die Gegenstände seien jedoch nicht absichtlich in die Kiste gelangt, wie sie mehrfach beteuert. Für die Zukunft kündigt sie an, interne Abläufe zu verschärfen. Inhalte von Kisten sollen künftig anhand von Listen kontrolliert und mehrfach gegengeprüft werden.
Den Ärger der Eltern könne Duit-Reith gut nachvollziehen. Dennoch hätte sie sich gewünscht, dass zunächst das Gespräch mit dem Verein und dem Veranstalter gesucht worden wäre, bevor die Polizei eingeschaltet wurde. So sieht es auch Hellmold: Seit Bekanntwerden des Vorfalls habe er als Hauptorganisator viel zusätzlichen Aufwand und Ärger.
Copyright © 2025 Goslarsche Zeitung | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.